CH-Schluss: Kaum verändert – Avancen nach Trichet-Aussagen verpufft

Auch die wie erwartet ausgefallene EZB-Leitzinserhöhung vermochte den Markt nicht bewegen. Erst die später folgenden Äusserungen des EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet leiteten dann eine Kurswende und kurzfristig deutliche Avancen ein.


Die Aussagen Trichets wurden im Handel als Indiz für «keine zweite Zinserhöhung» interpretiert. Trichet habe zwar die Inflationsrisiken betont, jedoch bereits auf eine «Wachstumsabschwächung im zweiten Quartal» und «Unsicherheiten beim Wachstum» hingewiesen, meinte ein Händler. Das sei genau, was der Markt habe hören wollten. Die Gefahr einer zweiten Zinserhöhung dürfte damit ausgepreist werden.


Bei Börsenschluss um 17.30 notierte der SMI kaum verändert oder um 0,31 Punkte höher auf 6’844,06 Punkte (Tagestief bei 6’738,79 Punkten, Tageshöchst bei 6’895,93 Punkten). Der SLI verlor 0,31% auf 1’022,52 Zähler und der SPI um 0,11% auf 5’738,62 Stellen.


Die grössten Verluste gingen am Handelstag zu Lasten von Syngenta (-4,9% auf 298,00 CHF). Da diese bis jetzt die einzigen SMI-Titel sind, die im Vergleich mit Ende 2006 noch knapp im Plus liegen, dürfte es sich bei den Verkäufen gemäss Händlern um Gewinnmitnahmen gehandelt haben. Nicht viel besser erging es SGS (-2,8% auf 1’410 CHF), die ebenso in letzter Zeit zugelegt hatten und nun aufgrund von Gewinnmitnahmen verkauft wurden.


Ebenfalls deutlich unter Druck standen die ölpreissensitiven Titel wie Petroplus (-4,5% auf 48,48 CHF), Clariant (-3,1% auf 9,49 CHF), Ciba (-2,8% auf 27,40 CHF) oder der SPI-Wert Ems Chemie (-8,1%). Am Markt werde befürchtet, dass die Chemieunternehmen die stetigen Rohstoffpreiserhöhungen nicht mehr an die Kunden weitergeben könnten, meinte ein Händler.


Auf der Gewinnerseite positionierten sich die Finanzwerte mit den grössten Aufschlägen. Nach anfänglichen Verlusten setzten sich die Assekuranzen bereits am frühen Nachmittag an die Tabellenspitze. Swiss Re (+2,2% auf 67,60 CHF), Baloise (+1,3% auf 103,90 CHF) und ZFS (+1,2% auf 256,75 CHF) schlossen denn auch alle mit deutlichen Aufschlägen, Swiss Life (+0,4% auf 267,50 CHF) etwas moderater. Händler verwiesen auf technische Reaktionen nach den teilweise herben Verlusten der letzten Tage oder auf Käufe aus dem Ausland.


Nach der EZB-Leitzinserhöhung erholten sich auch die Bankenwerte deutlich. UBS (+1,9% auf 21,02 CHF) und CS (+1,1% auf 45,40 CHF) schlossen mit zuoberst an der Tabellenspitze, in Julius Bär (-2,4% auf 62,60 CHF) blieb die Erholung aus. Die Bankenwerte seien in die Höhe geschossen, nachdem die Angst vor einer zweiten Zinserhöhung ausgepreist werde, meinte ein Händler.


Grössere Aufschläge gab es im SMI/SLI auch für Kühne + Nagel (+0,8% auf 94,35 CHF), OC Oerlikon (+0,7% auf 270,25 CHF) oder Geberit (+0,7% auf 141,00 CHF).


Von den defensiven Schwergewichten behielten nur Nestlé (+0,2% auf 45,44 CHF) die Aufschläge bis Börsenschluss; Novartis (-0,2% CHF 57,90 CHF) und Roche (-0,4% auf 182,80 CHF) glitten im späteren Geschäft leicht ins Minus.


Am breiten Markt standen die Titel der Autozulieferer Georg Fischer (-1,5%), Rieter (-2,9%) und Sika (-1,8%) mit Blick auf General Motors im Fokus. Eine Studie von Merrill Lynch wollte am Vortag eine Insolvenz des US-Autobauers ausdrücklich nicht auszuschliessen.


Straumann (-0,3%) erholten sich im späten Geschäft von ihren teilweise deutlichen Abgaben. Im Handel wurde auf Deckungskäufe nach einem grösseren Aktienkauf durch ein Mitglied der Geschäftsleitung verwiesen.


Temenos (Aktie: +2,2%) hat die Übernahme der in Grossbritannien ansässigen Financial Objects für 60 Pence pro Aktie angekündigt. Der Kaufpreis ist nach Ansicht von Analysten gerechtfertigt. (awp/mc/pg/32)

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