CS-Studie: KMU reagieren auf drohende Ressourcenknappheit

Für die nächsten drei Jahre rechnen die KMU mit höheren Ressourcenpreisen, was Auswirkungen auf ihr Investitionsverhalten hat, wie die Grossbank Credit Suisse in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Demnach haben die meisten KMU entweder bereits Gegenmassnahmen umgesetzt oder planen solche. Die Unternehmer sind überzeugt, dass sich Investitionen in die Ressourceneffizienz auszahlen. Von den übrigen Megatrends sticht die in allen Landesteilen positive Einschätzung der Globalisierung heraus. Unter Einbezug sämtlicher Megatrends blicken die KMU ? trotz des Konjunktureinbruchs ? sogar etwas optimistischer in die Zukunft als im Vorjahr.


Frühzeitig Chancen erkennen
Megatrends verändern Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig. Zum dritten Mal publizieren die Ökonomen der Credit Suisse eine Studie, die das Thema gezielt aus dem Blickwinkel der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) betrachtet. Dazu befragten sie knapp 1’800 Unternehmen aus verschiedenen Branchen der ganzen Schweiz zu den sechs Megatrends Demographie, Globalisierung, Wertewandel, technologischer Fortschritt, Wissensgesellschaft und Ressourcenknappheit ? dem diesjährigen Schwerpunktthema. «Nachhaltigen Erfolg haben diejenigen Unternehmungen, welche in den treibenden Kräften der Zukunft frühzeitig Chancen erkennen und daraus attraktive Geschäftsmöglichkeiten ableiten. Das gilt insbesondere auch in einem wirtschaftlich anspruchsvollen Umfeld. Mit der vorliegenden Studie wollen wir Impulse geben und eine breite Diskusssion über wichtige Trends auslösen. Die Credit Suisse engagiert sich damit für wettbewerbsstarke Schweizer KMU ? heute und in Zukunft», erläutert Hans Baumgartner, Leiter KMU-Geschäft Schweiz.


Ressourcenknappheit birgt Chancen
Die letztjährige Ölpreishausse kam einem Weckruf für die Schweizer Unternehmen gleich. Zwar stehen in der aktuellen Wirtschaftskrise konjunkturelle Probleme wie die schlechte Auftragslage im Vordergrund. Strukturelle Herausforderungen wie hohe Energiepreise, eine unsichere Rohstoffversorgung und Talentknappheit auf dem Arbeitsmarkt bleiben aber bestehen und werden sich noch akzentuieren, sobald die Wirtschaft wieder anzieht. Gleichzeitig birgt der Megatrend Ressourcenknappheit in vielen Branchen grosse Chancen, weil sich entsprechende Innovationen in einem anspruchsvollen Umfeld vermehrt auszahlen und sich namentlich in den Bereichen Gebäudesanierung, Energiemanagement, Elektromotoren oder Messtechnik neue Märkte entwickeln.


Steigende Kosten für Betriebsmittel und Vorleistungen
In der Einschätzung der Ressourcenknappheit sind die KMU gespalten. Die Risiken überwiegen gegenüber den Chancen leicht, wobei letztere im Aufwind scheinen. Gerade in der Baubranche gewinnen die Optimisten in dem Masse die Oberhand, wie das Potenzial an Gebäudesanierungen ersichtlich wird. Mehr als ein Viertel der KMU in der Bauwirtschaft sieht daher die Ressourcenknappheit als grosse Chance. Allerdings ist der Bau ähnlich wie die Investitionsgüterindustrie und das Gewerbe stark von Vorleistungs- und Energiepreisen abhängig. Vier von fünf KMU gehen von steigenden Ressourcenpreisen in den nächsten drei Jahren aus. Dies wiederum hat für die meisten KMU in Industrie, Gewerbe, Bau, Verkehr und Tourismus grossen Einfluss auf die Investitionsentscheide. Je grösser die Unternehmung, desto weniger flexibel kann sie im Tagesgeschäft auf Preisschwankungen reagieren. Dies erklärt, weshalb sich kleine KMU deutlich optimistischer zur Ressourcenknappheit äussern als grosse Unternehmungen mit zwischen 50 und 249 Beschäftigten.


Umfeld wird anspruchsvoll bleiben
Das unternehmerische Umfeld dürfte gemäss den Ökonomen der Credit Suisse auch nach dem Durchschreiten der konjunkturellen Talsohle anspruchsvoll bleiben. Die Zeiten tiefer Energiepreise, eines günstigen Rohstoffangebots und von selbst einwandernder Arbeitskräfte scheinen vorbei. Im Zuge der Konsolidierung der Autoindustrie ? sie ist sowohl von der Rezession als auch der Ressourcenknappheit stark betroffen ? muss sich eine grosse Zahl Schweizer Zulieferer-KMU neu ausrichten. Dies wird zwar einige Verlierer, aber auch Unternehmen hervorbringen, die durch Produktinnovation, Prozessverbesserung und dem Einsatz neuer Technologien vom Megatrend Ressourcenknappheit profitieren.


Konjunktureinbruch für verbesserte Ressourceneffizienz nutzen 
Jede vierte KMU hat bezüglich Ressourcenknappheit bereits Massnahmen ergriffen, ein weiteres Drittel plant solche. Die Wirtschaftskrise dürfte vielen KMU den Anstoss geben, ihre Produktion energieeffizienter zu gestalten. Besonders erfolgversprechend sind dabei Prozessverbesserungen. Sensibilisierungskampagnen werden zwar häufig durchgeführt, zeigen aber nur in zwei von drei Fällen Wirkung. 84% der KMU sind überzeugt, dass sich Investitionen in die Energieeffizienz auszahlen. Schwer tun sich die KMU mit dem Weitergeben höherer Ressourcenkosten an ihre Kunden. Insbesondere kleinen KMU gelingt dies nur in beschränktem Umfang.


Staatsinterventionen polarisieren
Die Frage, ob Staatshilfe wie Subventionen oder Steuererleichterungen notwendig sind, polarisiert. Die Exportindustrie und insbesondere die Investitionsgüterindustrie lehnen Hilfe vom Staat überwiegend ab. Diese Branchen sind überzeugt, der Ressourcenproblematik aus eigener Kraft begegnen zu können. Hingegen sind Bauwirtschaft und Gewerbe als Binnenbranchen für Staatshilfe deutlich empfänglicher. Innerhalb der Schweizer Regionen erachtet eine knappe Mehrheit der Tessiner KMU Staatshilfe für politisch wünschenswert, was in Zürich und der Nordwestschweiz auf breite Ablehnung stösst.


KMU sehen Technologie und Wissen als Trümpfe
54% (Vorjahr: 52%) der KMU bewerten die Auswirkungen der sechs Megatrends insgesamt als chancenreich. Für knapp 23% (Vorjahr: 29%) überwiegen die Risiken. Dies ergibt per Saldo (Chancen minus Risiken) einen Überhang an optimistischen Antworten von 31% (Vorjahr: +27%). Dies zeigt, dass die Unternehmen angesichts des Konjunktureinbruches nicht in einem Schockzustand verharren. Der technologische Fortschritt wird von allen Megatrends am chancenreichsten eingeschätzt. Beinahe 80% der KMU stimmt er optimistisch. Als positiv taxieren die KMU auch die Wissensgesellschaft (+62%), den Wertewandel (+25%) und überraschend deutlich die Globalisierung (+20%).


Globalisierung in allen drei Landesteilen positiv beurteilt
Trotz des Konjunktureinbruchs wird die Globalisierung in allen drei Landesteilen positiv eingeschätzt. Befürchtungen, wonach die Wirtschaftskrise protektionistische Reaktionen hervorrufen würde, erweisen sich damit als unbegründet. Nur jede zehnte KMU sieht in der Globalisierung in erster Linie ein Risiko. Für jede fünfte bedeutet die Globalisierung sogar eine grosse Chance. Negativ ist die Einschätzung einzig beim Gewerbe, das stark binnenorientiert produziert. (cs/mc/ps)

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