Deutscher Bankenpräsident Müller sieht Entspannung an Finanzmärkten

Der Commerzbank-Chef betonte jedoch: «Der Rückgang des Wasserstandes darf aber nicht so interpretiert werden, dass das Hochwasser schon vorbei ist.» Es sei zu früh, abschliessend über Konsequenzen aus den Verwerfungen infolge der US-Immobilienkrise zu entscheiden. Klar sei aber schon jetzt: «Wir brauchen noch mehr Transparenz hinsichtlich Struktur und Verteilung der Risiken», sagte Müller.


Konsequentes Risikomanagement unerlässlich
Die vergangenen Wochen hätten deutlich gezeigt, dass konsequentes Risikomanagement unerlässlich sei. Institute ohne tragfähiges Geschäftsmodell seien nicht gut beraten, ihr Heil in der Anlage spekulativer Werte zu suchen, «die sie nicht oder nur unzureichend beurteilen könne», sagte Müller. In Deutschland waren die Mittelstandsbank IKB und die Sachsen LB wegen ihrer Engagements im US-Markt für zweitklassige Hypothekenkredite (subprime) in Existenznot geraten.


Engeres Zusammenrücken der deutschen Banken
Führende Banker und Politiker fordern als Konsequenz aus der Krise ein engeres Zusammenrücken der deutschen Banken. Commerzbank-Chef Müller bekräftigte, sein Institut wolle an der Bankenkonsolidierung aktiv teilnehmen und weiter zukaufen. «Zwar sind die Kaufmöglichkeiten hierzulande rar gesät», sagte Müller. Aber sollten sie sich ergeben, werde die Commerzbank sie konsequent nutzen. «Das heisst nun nicht, dass wir alles kaufen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.» Wenn Mitbewerber bereit seien, einen politischen Preis zu zahlen, bleibe die Commerzbank bei der betriebswirtschaftlichen Ratio. «Zur Zahlung von Mondpreisen waren und sind wir nicht bereit», betonte der Chef der zweitgrössten deutschen Bank. Die Commerzbank hatte sich zuletzt vergeblich um den Kauf der norisbank-Filialen und der Landesbank Berlin (LBB) bemüht.


Schwächelnde WestLB
Für einen Einstieg privater Investoren bei der schwächelnden WestLB sieht Müller die Voraussetzungen indes noch nicht gegeben. «Herr Rüttgers verfügt als Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen über 38 Prozent des Kapitals der WestLB, so dass es notwendig wäre, dass sich noch weitere Anteilseigner bereit finden müssten zum Verkauf an einen privaten Investor», sagte er. Das Land prüft derzeit einen Verkauf seines Anteils. Interessiert ist unter anderen die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die beiden Sparkassenverbände Nordrhein-Westfalens halten derzeit jeweils rund 25 Prozent an der WestLB. Nach Informationen der «Westdeutschen Allgemeine Zeitung» (WAZ/Mittwoch) soll Müller in einem Gespräch mit NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) Interesse an der Übernahme des Landes-Anteils an der WestLB gezeigt haben. Branchenexperten halten es für unwahrscheinlich, dass die Commerzbank einen Minderheitsanteil an der Düsseldorfer Landesbank ohne Aussicht auf eine Mehrheitsposition kaufen würde. (awp/mc/gh)

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