Ex-Chefs der Tessiner Kantonalbank ab Montag vor Gericht

Der Fall flog nach dem Attentaten vom 11. September 2001 und dem danach folgenden Börsencrash auf. Die BancaStato schaltete die Staatsanwaltschaft ein, nachdem sie bei internen Kontrollen auf einigen Konten eine «anomale Situation» festgestellt hatte.


Vizedirektor verhaftet

Am 1. Oktober wurde der Vizedirektor der Filiale Locarno, Urs Betschart, verhaftet. Einen Tag später ereilte den Anwalt Tuto Rossi, der als Vertreter der SP im Verwaltungsrat der Bank sass, das selbe Schicksal. Beide sassen drei Wochen in U-Haft. Die Tessiner Staatsanwaltschaft wirft ihnen nun ungetreue Geschäftsführung, Gehilfenschaft zu wiederholter Veruntreuung und Dokumentenfälschung vor.

Schaden von mehreren Millionen Franken verursacht

Laut Anklageschrift hat das Duo der Bank mit spekulativen Derivatgeschäften einen Schaden von 13,8 Mio CHF verursacht. Betschart muss sich überdies noch für weitere 7 Mio CHF verantworten, die er zwischen 1998 und 2001 allein mit Kundengeldern verspekuliert hatte.

Betschart weitgehend geständig

Während Betschart weitgehend geständig ist und Rossi der Mitwisserschaft bezichtigt, fühlt sich dieser zu Unrecht auf die Anklagebank gesetzt. Er wähnt sich als Opfer und moniert die laschen internen Kontrollen, die damals bei der Bank herrschten. Anfänglich hatte er sich noch reuig gezeigt.

Um Entschuldigung gebeten

In einem im November 2001 verschickten Communiqué bat Rossi die Bank und die Tessiner Regierung um Entschuldigung. Dazu kündigte er an, den Schaden mit seinem eigenen Vermögen so weit wie möglich zu begleichen.

Bekannte Tessiner Strafverteidiger

Bei dem vermutlich mehr als drei Wochen dauernden Prozess sollen mit Filippo Ferrari und Renzo Galfetti nun zwei der bekanntesten Tessiner Strafverteidiger die Kastanien für Rossi aus dem Feuer holen. Nicht zuletzt wegen den von diesen Anwälten eingereichten Rekursen dauerte es fünf Jahre, bis es zum Prozess kam.

Verwaltungsrat als Konsequenz verkleinert

Die BancaStato hat in dieser Zeit die Konsequenzen aus dem Fall gezogen. Es wurde eine Reform eingeleitet, die zu einer Verkleinerung des Verwaltungsrates von 15 auf 7 Mitglieder führte und eine Umwandlung des Kreditinstitutes in eine Universalbank beinhaltete. Als Vorsitzender amtet nun FDP-Präsident Fulvio Pelli. (awp/mc/ab)
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