EZB belässt Leitzins wie erwartet bei 1,0 Prozent

Dies hätten auch die Daten zur deutschen Industrie-Produktion gezeigt. Nach Einschätzung von Trichet wird die Entwicklung in der Eurozone im Ausland oft zu negativ gesehen. Zuletzt habe es wichtige positive Überraschungen gegeben. Einen Rückfall in die Rezession erwartet Trichet nicht. Insgesamt erhole sich die Wirtschaft aber mit moderatem Tempo und die Erholung verlaufe holprig.


Fortsetzung der Niedrigzinspolitik
Trichet signalisierte eine Fortsetzung der Niedrigzinspolitik. Der Leitzins von derzeit 1,0 Prozent bleibe angemessen. Von dpa-AFX befragte Ökonomen hatten diese Zinsentscheidung einhellig erwartet. Die Preisentwicklung bleibe moderat und die Preiserwartungen fest verankert, sagte der EZB-Chef weiter. Die Inflationsraten dürften sich in den kommenden Monaten sehr schwankungsanfällig entwickeln und im weiteren Jahresverlauf leicht steigen. Insgesamt stärke der niedrige Preisdruck die Kaufkraft der privaten Haushalte. Die Risiken für die Preisentwicklung und die wirtschaftliche Entwicklung seien ausgewogen. Das Umfeld sei aber durch eine hohe Unsicherheit geprägt.


Anleihenkäufe zurückgegangen
Die Staatsanleihenkäufe der EZB seien zuletzt zurückgegangen, sagte Trichet. Die Lage am Sekundärmarkt für Staatsanleihen habe sich leicht verbessert. Es sei aber noch zu früh, um ein endgültiges Urteil zu treffen. Die EZB werde den Markt weiter genau beobachten. Trichet betonte, dass die Anleihenkäufe nur ein vorübergehendes Phänomen seien.


Weiterhin unbeschränkte Liquidität für Märkte
Trichet hält die geplante Veröffentlichung der Testergebnisse zur Krisentauglichkeit von Banken für richtig. Die Notenbank begrüsse die Entscheidung der EU, die detaillierten Daten der aktuellen europäischen Stresstests mit Einwilligung der betroffenen Banken bekanntzumachen, sagte Trichet. Solche Daten seien wichtig, um das Vertrauen in die Finanzbranche wieder herzustellen. Die Notenbank wird laut Trichet die Finanzmärkte weiterhin unbeschränkt mit Liquidität versorgen. Die EZB werde weiterhin in ihren Tendern mit einer Laufzeit von einer Woche, einem Monat und drei Monaten unlimitiert Liquidität bereitstellen. Nach dem Auslaufen eines Jahrestenders der EZB waren zuletzt die Zinsen am Geldmarkt etwas gestiegen.


Aussagen etwas optimistischer
Die Aussagen der EZB hätten insgesamt etwas optimistischer gewirkt, sagte DekaBank-Experte Karsten Junius. Dies gelte sowohl für die Konjunktur als auch für die Lage am Geldmarkt. So sei der jüngste Anstieg der Geldmarktsätze nach dem Ende des Ein-Jahres-Tenders «kein geldpolitisches Signal». «Insgesamt fährt die EZB weiter auf Sicht», sagte Junius. Die Währungshüter hätten sich weiterhin alles offen gelassen. Laut Postbank haben die Äusserungen von Trichet aus geldpolitischer Sicht keinerlei Neuigkeiten enthalten. Die EZB dürfte deshalb in den kommenden Wochen keine Änderungen an der Handhabung ihres geldpolitischen Instrumentariums vornehmen. An Änderungen des Leitzins sei vorerst ohnehin nicht zu denken.


Aufruf zur Haushaltskonsolidierung
Trichet forderte die Staaten der Eurozone erneut zur Haushaltskonsolidierung und Strukturreformen auf. Alle Staaten der Eurozone müssten ihre Konsolidierungsprogramme erfüllen. Noch ehrgeizigere Programme könnten notwendig werden, falls die Ziele nicht erreicht werden.  


Bank of England belässt Leitzins bei 0,5 Prozent
Auch die britische Notenbank hat ihren Leitzins wie erwartet unverändert belassen. Der Leitzins liege weiter auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent, teilte die Bank of England (BoE) am Donnerstag mit. Volkswirte hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. Bereits im März 2009 hatte die BoE den Leitzins auf das jetzige Rekordtief gesenkt und ähnlich wie die US-Notenbank den Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen beschlossen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. (awp/mc/ps/17)

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