EZB-Chef stellt weitere Zinserhöhung in Aussicht

«Wir haben sehr deutlich darauf hingewiesen, dass eine weitere Rücknahme der jetzigen entgegenkommenden Geldpolitik gerechtfertigt sein wird, sollten sich unsere Grundannahmen weiter wie geplant entwickeln», sagte Trichet dem französischen Fernsehsender LCI am Freitag. Die EZB sei bei der Inflationsbekämpfung glaubwürdig und habe die Markterwartungen für die künftige Teuerung erfolgreich im Zaum gehalten, fügte er hinzu.


Preisstabilität soll gewährleistet werden

Mit den Äusserungen präzisierte der oberste europäische Währungshüter seine Kommentare nach dem jüngste Zinsschritt der EZB am 5. Oktober. Der Rat der Zentralbank hatte den Leitzins wegen der Risiken für die Preisstabilität zum fünften Mal seit Ende des vorigen Jahres auf nun 3,25 Prozent angehoben. Der Schlüsselsatz für die Bankenrefinanzierung sei damit immer noch niedrig und der Konjunktur förderlich, sagte Trichet bei der Bekanntgabe der Entscheidung. Der EZB-Rat werde die Konjunkturentwicklung weiter «sehr genau beobachten», um stabile Preise zu gewährleisten. Analysten werteten dies als Hinwe is auf einen weiteren Zinsschritt im Dezember.

Zinserhöhung mit Inflationsgefahr gerechtfertigt

Trichet hat die Zinserhöhung mit der drohenden Inflationsgefahr im Euro-Raum gerechtfertigt. Mit der Leitzinsanhebung auf 3,25 Prozent wolle die Notenbank eine Botschaft senden, dass es ihr ernst sei mit der Preisstabilität, sagte Trichet im französischen Radiosender Europe 1. Es gebe das Risiko steigender Inflation. «Wir müssen nicht warten, bis diese Risiken eintreten – denn, wenn sie eintreten, ist es ein bisschen wie mit Zahnpasta – ist sie erstmal aus der Tube, bekommt man sie schwer wieder rein», sagte der EZB-Chef.

Erhöhungskurs noch nicht beendet

Die EZB hat signalisiert, dass sie auch nach dem fünften Zinsschritt seit Ende vergangenen Jahres ihren Erhöhungskurs noch nicht beendet und mindestens noch einmal im Dezember den Schlüsselzins anhebt. Analysten rechnen mit einem weiteren Aufschlag um 25 Basispunkte auf dann 3,5 Prozent.

Weitere Straffung der Geldpolitik

Unterdessen liess auch der niederländische Notenbankpräsident Nout Wellink keinen Zweifel daran, dass die EZB den Zins noch für zu niedrig hält. «Es ist ziemlich klar, dass wir auf dem Weg einer weiteren Straffung der Geldpolitik sind», sagte er auf einer Bankenkonferenz in Mexiko. Das Wachstum im Euro-Raum sei wieder auf gutem Weg und die Teuerungsrate mit voraussichtlich mehr als zwei Prozent in diesem und im kommenden Jahr höher als der EZB recht sei. (awp/mc/ab)
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