Fotomuseum Winterthur: Shomei Tomatsu – Haut einer Nation

Shomei Tomatsu, 1930 geboren, während des Militärregimes im 2. Weltkrieg aufgewachsen, gehört zur «glaubenslosen» Generation, wie er







selbst es formuliert hat, zur Generation, die Japans schockartigen Wechsel aus einer geschlossenen in eine offene Gesellschaft miterlebt hat. Seine ersten Bilder in den fünfziger Jahren galten dem verarmten Leben im Nachkriegsjapan, den verwundeten Soldaten, Töpfern, von Überschwemmungen betroffenen Bauern, den Schülern und Studenten armer Bevölkerungsschichten. Ende der fünfziger Jahre begründete er die Fotoagentur «Vivo» mit Kikuji Kawada, Eikoh Hosoe und anderen. In den sechziger Jahren wurde er zum wichtigsten und einflussreichsten Nachkriegsfotografen. Seine Freunde in anderen Medien waren der Filmemacher Nagisa Oshima, der Theaterdirektor Shuji Terayama, der Butoh-Tänzer Tatsumi Hijikata und der Schriftsteller Kobo Abe.

Symposium «Japanische Nacht – Fotografie und Lifestyle in Japan von 1945 bis heute»
am Freitag, 27. Oktober 2006, 18-24 Uhr



Stahlhelm mit von der Atombombe angeschmolzenem Schädelknochen.

Von Chewing Gum and Chocolate
Diese erste grosse Retrospektive ausserhalb Japans ermöglicht einen umfassenden Überblick über das Werk von Shomei Tomatsu, seine Position innerhalb der japanischen Nachkriegs-Avantgarde und seine zentrale Rolle in der Entwicklung der modernen japanischen Fotografie. Die Ausstellung zeigt mit ihren rund 260 Fotografien alle wesentlichen Werkgruppen, zum Beispiel «Nagasaki 11.02», das erschütternde Essay über die Auswirkungen der Atombombe, über das Leben der Überlebenden oder «Chewing Gum and Chocolate», sein erster Versuch, die tiefgreifende Amerikanisierung Japans nach dem Krieg ? mit dem grossen Zwist zwischen der militärischen Bedrohung und der kulturellen Anziehung, der Verführung durch den Hollywood-Glamour ? in fotografische Bilder zu fassen. Shomei Tomatsu führt vom alten, traditionellen Japan hinein in das Japan des wirtschaftlichen Erfolgs und zeigt uns die Auswirkungen dieser wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Veränderungen. Mit seiner Haltung, seinem dokumentarisch unterlegten, lyrisch-symbolischen Blick beeinflusste er Generationen von japanischen Fotografen. Er ist der Vater der modernen japanischen Fotografie und hat Nobuyoshi Araki und Daido Moriyama genauso geprägt wie später Seiichi Furuya, Takashi Homma und Yoshiko Seino ? alles FotografInnen, die im Fotomuseum Winterthur früher schon vorgestellt worden und in seiner Sammlung vertreten sind.


Publikation zur Ausstellung
Shomei Tomatsu – Skin ot the Nation. Hg. San Francisco Museum of Modern Art, in Zusammenarbeit mit Yale University Press, New Haven und London. Mit Texten von Leo Rubinfien, Sandra S. Phillips und John W. Dower, Vorwort von Daido Moriyama. 224 Seiten, 131 Duplex- und 28 Farbabbildungen, Format 24 x 26,5 cm, Hardcover mit Schutzumschlag, inkl. Beiheft mit deutscher Übersetzung der Texte von Leo Rubinfien und John W. Dower. Ausstellungspreis: CHF 59.-

Exit mobile version