Frank Brinken, CEO StarragHeckert

von Patrick Gunti


Herr Brinken, StarragHeckert blickt erneut auf ein erfolgreiches 1. Semester zurück. Steigerung des Auftragseingangs um 32 %, Umsatzsteigerung um 31 %, ein um 81 % höherer Reingewinn und gar ein Plus von 120 % auf 16,5 Mio. Fr. beim EBIT. Wie werten Sie das Resultat?


Wir sind stolz auf das erreichte Resultat. Es spornt alle Mitarbeiter an, noch besser zu werden. Wir haben den Abstand zu den profitabelsten Maschinenbauern weiter verringert und gehören bezüglich Rendite und Eigenkapitalquote zu den führenden Unternehmen im Werkzeugmaschinenbau.


Die EBIT-Marge betrug 11,6 %. Gehen Sie von einem ähnlichen Wert zum Jahresende aus?


Wir haben Massnahmen eingeleitet, um diese Marge auch bei widrigen Umständen auf dem Beschaffungsmarkt zu halten.


Der Auftragsbestand wurde gegenüber dem Vorjahr beinahe verdoppelt. Was bedeutet dies hinsichtlich der Auslastung der Werke?


Wir sind voll ausgelastet, die Lieferzeiten für manche Grossmaschinen betragen 20 Monate.


Im Dezember letzten Jahres wurde die neue Fertigungshalle in Rorschach in Betrieb genommen. Werden angesichts des rasanten Wachstums bald weitere Kapazitätserweiterungen notwendig?


Wir evaluieren derzeit Kapazitätserweiterungen an bestehenden oder neuen Standorten.


«Die Krise in der Flugzeugindustrie wird herbeigeredet.» (Frank Brinken, CEO StarragHeckert)


Wie stark ist StarragHeckert von den steigenden Rohstoffpreisen betroffen?


Der Anstieg der Stahlpreise trifft uns zeitverzögert. Wir haben im Sommer 2008 mit Preiserhöhungen reagieren müssen.


Wie schätzen Sie die Verfassung der Zielmärkte ein, in denen Sie tätig sind, insbesondere der Flugzeugindustrie, die vor allem in Folge der hohen Ölpreise in der Krise steckt?


Die Krise in der Flugzeugindustrie wird herbeigeredet. Die Flugzeugindustrie hat für die nächsten Monate volle Auftragsbücher für energieeffiziente Flugzeuge. Boeing hat gerade in Farnborough die Stückzahl Prognose über die nächsten 20 Jahre erhöht, da die Fluggesellschaften nun endlich aus ökonomischen Gründen die alten lärmigen Spritvernichter aus dem Verkehr ziehen müssen, um selber zu überleben.


StarragHeckert hat im letzten Herbst eine strategische Partnerschaft mit der chinesischen Luftfahrtindustrie vereinbart. Was sind die ersten Auswirkungen dieser Partnerschaft?


Im Moment findet eine komplette Neuorganisation der gesamten chinesischen Luftfahrtindustrie statt. Deshalb erwarte ich Investitionsentscheide erst in der 2. Hälfte 2009.


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Welche Entwicklung erwarten Sie für das Geschäft von StarragHeckert angesichts des konjunkturellen Abschwungs?


Im Moment zeigt sich die Werkzeugmaschinenindustrie, mit Ausnahmen, in einer robusten Verfassung. Unsere Zielmärkte und Regionen werden mittelfristig weiterhin ein Wachstum verzeichnen. Regional werden vor allem Maschinenbauer mit starkem USA-Geschäft und die Branchen Textil und Elektronik betroffen sein.


Valentin Vogt, Ihr neuer VR-Vizepräsident und CEO von Burckhardt Compressions, hat in einem Moneycab-Interview auf die Frage nach möglichen Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise auf das Geschäft seines Unternehmens geantwortet, dass es zwar rational keine offensichtlichen Verknüpfungen zwischen der Verwerfungen auf den Finanzmärkten und dem Geschäft seines Unternehmens gäbe. Er könne sich aber nicht so recht vorstellen, dass die Finanzindustrie tausende von Milliarden Franken vernichte, und dies die Märkte, in den sein Unternehmen tätig ist, unberührt lasse. Wie beurteilen Sie die Auswirkungen?


Wenn wir an einen Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen Maschinen liefern, der 40% seiner Verkäufe im Bauboom in USA getätigt hat, gehe ich davon aus, dass er in den nächsten Jahren nicht mehr investieren muss. Andererseits ist der Energiehunger der Weltbevölkerung Auslöser für substantielle Investitionen in der Windenergie und bei konventionellen Kraftwerken.


«Im Moment zeigt sich die Werkzeugmaschinenindustrie, mit Ausnahmen, in einer robusten Verfassung. Unsere Zielmärkte und Regionen werden mittelfristig weiterhin ein Wachstum verzeichnen.» (Frank Brinken)


StarragHeckert ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Mit welchen Wachstumsraten rechnen Sie über das laufende und das kommende Jahr hinaus?


Die Wachstumsraten der letzten 3 Jahre werden wir aufgrund des Basiseffektes kaum halten können. In unserer internen Planung gehen wir davon aus, dass wir ein dynamisches organisches Wachstum durchhalten. Wir wollen, wie in der Vergangenheit, schneller als unsere Hauptwettbewerber wachsen.


Wie konkret sind Pläne, mit weiteren Zukäufen zu wachsen und welche Unternehmens-Segmente kämen dabei in Frage?
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Zurzeit bestehen keine Pläne. Spekulationen kommentieren wir prinzipiell nicht


Die gesamte Schweizer Industrie ringt um gut ausgebildete Ingenieure. Wie präsentiert sich die Situation bei StarragHeckert?


Wir nutzen in der Schweiz die Grenznähe zu Deutschland, Österreich und Frankreich. Im Freistaat Sachsen haben wir 4 ausgezeichnete Technische Hochschulen. Es geht zwar etwas länger die offenen Stellen zu besetzen. StarragHeckert ist aber für Maschinenbauer ein interessanter Arbeitgeber mit guten Zukunftsaussichten.


Herr Brinken, besten Dank für die Beantwortung unserer Fragen.





Zur Person:
Dr. Frank Brinken ist seit dem 1. März 2005 CEO der StarragHeckert-Gruppe. Zuvor war er Präsident und Delegierter des Verwaltungsrats der Maag Pump Systems Textron AG in Zürich. Nach seiner Tätigkeit in der Forschung und Industrieberatung beim Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV) in Aachen war er bei Georg Fischer als Product Manager und danach bei Alusuisse-Lonza als Business Unit Leiter tätig, bevor er 1995 bei Maag Pump Systems AG den Vorsitz der Geschäftsleitung übernommen hat. Brinken hat nach seinem Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Aachen zum Dr.-Ing. promoviert und später Zusatzausbildungen in Marketing an der Hochschule St. Gallen und internationaler Unternehmensführung an der Wharton Business School der University of Pennsylvania absolviert.


Zum Unternehmen:
StarragHeckert bietet ein umfassendes Angebot an technologisch hoch entwickelten Präzisionsfräsmaschinen, produktivitätssteigernden Softwarepaketen, Engineering- und Prozessoptimierungslösungen sowie ein umfangreiches Sortiment an Spezialwerkzeugen und beliefert damit weltweit Kunden in der Luftfahrt, in der Energieerzeugung, im Transportwesen und im Präzisionsmaschinenbau. Das Unternehmen verfügt über eine nahezu hundertfünfzigjährige Erfahrung mit innovativer Technologie, die seinen Kunden ermöglicht, produktiver, effizienter, präziser und fortschrittlicher zu fertigen.


StarragHeckert verfügt über Produktionsstandorte in Rorschacherberg/Schweiz (Starrag), Chemnitz/Deutschland (Heckert), Genf/Schweiz (SIP) und Haddenham/UK (TTL) sowie über Vertriebs- und Servicestützpunkte in China (Shanghai und Beijing), USA (Cincinnati, Dallas und Los Angeles), Frankreich, Grossbritannien, Russland und Spanien.

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