George Koukis, Gründer und Verwaltungsratspräsident Temenos: «Mein Ziel ist es, Temenos zu einem Unternehmen mit einem Umsatz von einer Milliarde Dollar zu machen»

Von André Schäppi


 


Herr Koukis, Temenos, dessen Gründer und Verwaltungspräsident Sie sind, ist seit seinem Start 1993 sehr erfolgreich. Wo sehen Sie Ihr Unternehmen 2013, also 20 Jahre nach seiner Gründung?


 


George Koukis: Temenos wird weiterhin zu den der weltweiten Topplayern gehören. Das werden wir durch nachhaltiges Wachstum erreichen. Wir begannen mit einem Unternehmen, welches nahezu im Konkurs war. Wir arbeiteten hart, hatten harte Zeiten, investierten. Und hörten auch während der Rezession 2001 nicht mit Investieren auf. Dann, nach der Rezession, hatten wir das inzwischen entwickelte T24, das technologisch am weitesten fortgeschrittene Banking-System, wurden Nummer 1 und zum bevorzugten Verkäufer. Heute sind wir in Bezug auf den Verkauf neuer Applikationen, Technologie und Funktionalität unseren Konkurrenten weit voraus. Wir zielen nicht auf kurzfristige Gewinnmaximierung für unsere Aktionäre, sondern investieren in Temenos, was für uns Nachhaltigkeit bedeutet. Damit haben wir eine solide Basis für unsere Zukunft. Mein ursprüngliches Ziel ist es, Temenos zu einem Unternehmen mit einem Umsatz von einer Milliarde Dollar zu machen, weil ich jemand bin, der über Grenzen hinaus denkt.


 


Vor einigen Wochen haben Sie ungefähr 10% Ihrer Temenos-Aktien verkauft. Und mit Ihnen ein Teil des Managements. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Temenos-Aktien ihren Höhepunkt erreicht haben und Sie nicht an einen weiteren Anstieg glauben.


 


Nein, das ist nicht richtig. Schauen Sie, ich bin jetzt 14 Jahre bei diesem Unternehmen, hätte meine Aktien länger behalten und dementsprechend natürlich längerfristig mehr Gewinn machen können. Dazu muss man nur die Berichte von Analysten lesen. Aber weltweit sind Investoren an Temenos-Aktien interessiert sind. Und da ich der einzige war, der grössere Blocks kurzfristig auf den Markt bringen konnte, war dieser Schritt die logische Konsequenz.


 


Kürzlich hat Temenos mit der amerikanischen Metavante einen Zusammenarbeitsvertrag unterzeichnet und damit im US-Markt einen grossen Schritt vorwärts gemacht. Welche Erwartungen haben Sie für diesen Markt?


 


Bis anhin waren wir zwar in Amerika aktiv und haben auch gute Resultate in Latein Amerika erzielt. Aber den wirklichen Durchbruch haben wir nicht geschafft. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit Metavante ein wichtiger strategischer Schritt, der uns wesentliche Vorteile bringt und innerhalb der nächsten drei Jahre ein beträchtliches Wachstum bescheren wird.


 


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Im März 2007 hat Temenos die deutsche Actis.BSP übernommen. Planen Sie für dieses Jahr weitere Akquisitionen?


 


Wir haben drei Länder für uns als strategisch wichtig identifiziert: Die USA, Japan und Deutschland. Dabei haben wir gesehen, dass wir unsere Ziel in Deutschland mit der Akquisition der Actis.BSP am besten abdecken können. Dieselbe Stärkung der Marktposition haben wir in USA mit der Zusammenarbeit der Metavante erreicht, weil es in all diesen Märkten schwierig ist, traditionelle Banken-Software zu verkaufen, wie wir sie anbieten. Weil wir letztes Jahr eine Kapitalerhöhung durchgeführt haben, sind wir nach wie vor an weiteren Akquisitionen interessiert. Aber wir zielen nicht auf Produkte, da wir in diesem Bereich selber schon gut positioniert sind. Und aktuell sind wir auch weltweit daran, weitere Akquisitionsmöglichkeiten für die Ausweitung unserer Kundenbasis zu prüfen. Aber ob wir dieses Jahr oder erst nächstes Jahr diesen Schritt machen, ist mehr eine Frage, ob wir eine weitere Akquisition reibungslos in Temenos integrieren können oder nicht.


 


Vor zwei Jahren gab es Gerüchte, dass SAP Temenos übernehmen wolle. Wie realistisch wäre ein solches Szenario heute?


 


Seinerzeit waren selbst wir von diesem Gerücht überrascht, da es bis zu jenem Zeitpunkt niemals Gespräche in dieser Hinsicht zwischen SAP und uns gegeben hat. Aber es ist heute eine unbestrittene Tatsache, dass es Firmen gibt, die an Temenos interessiert sind und die über genügend Geld verfügen würden, um diesen Schritt auch zu vollziehen. Aber wir führen aktuell keine Gespräche und Verhandlungen in diese Richtung, weder mit Unternehmen, noch mit Investoren.


 


Mit Oracle im Hintergrund hat Ihr indischer Mitbewerber i-flex einen sehr potenten Partner und könnte sich zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten entwickeln. Eine Aussicht, die Sie fürchten müssen?


 


Ich bin überzeugt, dass sich die bisherige Konsolidierung in unserer Branche innerhalb der nächsten Jahre fortsetzen wird. Nach meiner Ansicht wird es fünf Firmen geben, die den Markt für Banken-Applikations-Software dominieren werden und eine davon wird Oracle sein. So weit ich es beurteilen kann, hat Oracle die richtige Zukunftsstrategie und für mich ist Oracle unser künftiger Hauptkonkurrent. Das heisst aber nicht, dass wir Oracle in den nächsten drei Jahren fürchten müssen, weil Oracle einige Akquisitionen gemacht hat, die zuerst erfolgreich integriert werden müssen. Ob ich das Gespann Oracle / i-flex fürchte? Absolut nicht! Denn wir gewinnen trotz der Übernahme von i-flex die meisten Aufträge in denen wir gegen i-flex antreten. Dann ist i-flex kein Mitbewerber für Tier 1 Banken, da sie nicht über die geeignete Software verfügen. Obwohl Oracle über genügend Geld verfügt, um i-flex vollständig zu übernehmen, bin ich nicht der Ansicht, dass dadurch das Verhältnis der beiden Firmen wesentlich gestärkt und verbessert wird. Denn es geht ja darum, die bestehenden kulturellen Unterschiede, die zwischen dem aggressiven amerikanischen Giganten und dem im indischen Bombay domizilierten Service-Dienstleister bestehen, zu glätten.


 


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Sie sind jetzt 60 und wurden 2005 in Ihrem Amt als Verwaltungsratspräsident bestätigt. Das heisst, dass Sie sich nächstes Jahr der Wiederwahl stellen müssen. Ist das Ihre Absicht oder haben Sie andere Pläne?


 


Ja, ich bin ja immer noch an Temenos interessiert und besitze einen beträchtlichen Aktienanteil am Unternehmen. Deshalb werde ich mich auch der Wiederwahl stellen und damit dieses Amt auch für die nächste Periode annehmen. Durch Andreas Andreades, dem jetzigen CEO und seinem erfolgreichen Management-Team habe ich jetzt mehr Zeit, mich strategischen Arbeiten zu widmen.


 


Sie sagen, dass Sie mehr Zeit für strategische Arbeiten haben. Heisst das, dass die Strategie der Temenos angepasst oder neu definiert werden muss?


 


Nein, überhaupt nicht. Wir sind ein vollständig kundenorientiertes Unternehmen für Banken-Applikations-Software. Und das werden wir bleiben und nicht in irgendeinen anderen Bereich einsteigen oder eine andere Richtung einschlagen, denn der Versuch, in zu vielen verschiedenen Bereichen erfolgreich zu sein, kann verhängnisvoll sein. Was meine zukünftige Arbeit betrifft, so werde ich mithelfen, das Steuer von Temenos auf dem richtigen Kurs zu halten. Darunter fällt etwa die Evaluation von Akquisitionen, die Ausdehnung unseres Produktportfolios und unserer Dienstleistungen oder die Stärkung unserer Marktposition als Weltführer, der aus der Schweiz heraus aktiv ist.





Zur Person

George Koukis ist griechisch australischer Doppelbürger. Der 60jährige Koukis begann seine Karriere vor mehr als 20 Jahren bei Qantas, wo er für die Computerisierung der internen Buchhaltung verantwortliche zeichnete. Danach hatte er während sechs Jahren verschiedene Management-Positionen innerhalb des Unternehmens Management Science America (MSA) in Australien inne, zuletzt als Geschäftsführer. George Koukis verfügt über einen Hochschulabschluss in Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität Sydney und ist eingetragener Wirtschaftsprüfer. 1993 gründete er Temenos, deren CEO er bis 2003 war. Seit 2001 ist er Verwaltungsratspräsident der Temeos-Gruppe.


 


Zum Unternehmen
Die Softwarefirma Temenos wurde 1993 in Genf gegründet und gilt heute als einer der führenden Anbieter von Bankensoftware weltweit. Das Unternehmen ist seit 2001 an der Schweizer Börse gelistet. Die Temenos-Gruppe hat im vergangenen Geschäftsjahr 2006 den Umsatz deutlich auf 216,3 (VJ 168,7) Mio. USD gesteigert. Davon entfielen 97,9 (64,4) Mio. USD auf Lizenzeinnahmen, 55,0 (46,8) Mio. USD auf Unterhalt und 63,4 (57,5) Mio. USD auf Dienstleistungen.

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