Golfstaaten-Währungsunion erst 2015?

Von Gérard Al-Fil


 


Schweizer Ferienreisende in Dubai können sich dank des schwachen Dollars glücklich schätzen. Der Grund: die lokale Währung der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), der Dirham, ist in einem «pegged currency»-Regime an den US-Dollar gebunden – und das bedeutet eine viel stärkere Kaufkraft für Frankenhalter als noch vor einem Jahr.&Die arabischen Golfstaaten plagen neben der Baisse des Greenback was Importe aus Europa immer teurer macht, noch andere Währungssorgen: der Wille zu einer gemeinsamen Währung in drei Jahren schwindet landauf landab.


 


Konkrete Vision oder Fata Morgana?


Bereits zu Beginn des neuen Milleniums hatten die sechs Länder des Golfkooperationsrates GCC, also die VAE, Kuwait, Saudi-Arabien, Bahrain, Katar und der Oman eine Währungsunion nach dem Vorbild des Euro für das Jahr 2005 beschlossen. Später einigte man sich auf 2010. Doch nun droht der Zeitplan aufgrund von Währungsmanövern einzelner Scheichtümer Makulatur zu werden. Ende 2006 gab das Sultanat Oman bekannt, der Union erst nach 2010 beitreten zu wollen. Am 21. Mai 2007 beendete Kuwait die 100%-ige Anbindung seiner Währung an den US-Dollar und lässt seitdem den Dinar gegen einen nicht veröffentlichten Devisenkorb floaten.


 


Mangelnde Koordinierung


Weil der kuwaitische Schachzug mit den anderen GCC-Mitgliedern nicht abgesprochen war, werden an dem Projekt zunehmend Zweifel laut. Schon forderte VAE-Zentralbankchef Sultan al Nasser bin Suwaidi  Ende September, die GCC-Währungsunion um fünf Jahre zu verschieben. Jetzt wollen sich die Währungshüter und GCC-Finanzminister im Dezember zusammensetzten und einen neuen Fahrplandiskutieren. Auch bei der Anbindung an den US-Dollar sieht Suwaidi noch Gesprächsbedarf, auch wenn er die Dollar-Schwäche als vorübergehend betrachtet.


 


Der Faktor Erdöl


Da das Barrel Öl in Dollar abgerechnet wird und zwei Drittel der weltweit bekannten Reserven des «schwarzen Goldes» im Mittleren Osten lagern, hätte eine Abschüttelung des Dollar-Regimes keinen unerheblichen Einfluss auf die Wechselkurse. Die Islamische Republik Iran als viertgrösste Erdölexporteurin der Welt rechnet schon heute 70% ihrer Rohstoffexporte in Euro oder in einer anderen, meist ostasiatischen Währung ab. Kein Zweifel: die Teile im Währungspuzzle des Mittleren Ostens sind noch lange nicht an ihrem Platz.

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