Hans-Jörg Walther, Riffelalp Resort Zermatt: «Das wichtigste Marketingtool ist der Wetterbericht»

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Walther, im sechsten Jahr nach der Wiedereröffnung sieht es so aus, als ob die Gäste in der Sommersaison ebenfalls vermehrt ins Riffelalp kommen. Ist das eine Entwicklung in ganz Zermatt oder speziell im Riffelalp Resort?

Hans-Jörg Walther: Auf der Riffelalp ist es uns gut gelungen, den Feriengast auch im Sommer zu begeistern. Damit sich ein Feriengast (auch ein «Nicht-24-Stunden-Matterhornkucker») wohl fühlt, braucht es neben dem natürlichen Ambiente vor allem eine intakte, ausgereifte Infrastruktur und eine herzliche Gastfreudschaft. Diese Ansprüche erfüllen wir, so glaube ich, ganz gut.

In Zermatt ist natürlich der Ausflügler mit einem Kurzaufenthalt in der grossen Mehrzahl. Dies hat einerseits mit der Anziehungskraft des Berges und dem Matterhorndorf zu tun, aber auch mit dem veränderten Ferienverhalten in der Internet Welt und der i-Pod Generation. Der Sommertourismus in Zermatt hat sich im Rundreisesegment sehr stark entwickelt, ebenso die örtliche Infrastruktur. Die Sommerferiendestination Zermatt existiert und ist nach wie vor sehr atraktiv und gesucht. Die örtliche Infrastruktur ist jedoch im Verhältnis zum Winter noch ausbaufähig und muss in naher Zukunft unbedingt einem Update unterzogen werden.

Während die Auslastung im Winter mit 97% traumhafte Werte erreicht, dürfte im Sommer der Wert doch um Einiges tiefer liegen. Wo genau liegt er und ab welcher Auslastung können Sie einen Gewinn schreiben?

Alles über 60% Auslastung liegt im grünen Bereich. Letztes Jahr bewegten wir uns in diesen Zahlen. Wenn das schöne Wetter weiter anhält, dann wird dieser Sommer ebenfalls erfreulich.



«Das Phänomen der Klimaerwärmung ist aber definitiv kein Sommermedienloch sondern ein wirkliches Problem. Sollte Zermatt irgendwann sein Sommerskigebiet verlieren, dann wäre dies für unseren Tourismus eine Katastrophe.» Hans-Jöeg Walther, Riffelalp Zermatt


Was sind für Sie die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Betrieb der letzten Jahre im Riffelalp Resort. Was waren Ihre grössten Niederlagen und Erfolge in dieser Zeit?

Die wichtigste Erkenntnis: Kümmere dich um die Menschen (Gast und Mitarbeiter), die Hardware und das Marketing und lasse Dinge, die du nicht beeinflussen kannst, einfach sein. Die grössten Erfolge: Die erreichten Resultate sowohl im Sommer wie im Winter. Die grösste Niederlage: Keine Zeit mehr für die zweitwichtigste Sache der Welt, sprich Golf.

Vor allem im Sommer dürfte das Wetter eine entscheidende Rolle für die Buchungssituation spielen. Was können Sie unternehmen, um zusätzlich Gäste im Sommer ins Riffelalp zu bringen?

Das wichtigste Marketingtool ist der Wetterbericht. Leider ist dieser nicht beeinflussbar (evt. über das Management von Juventus Turin…?). Aktiv können wir hochstehende Angebote, wie zum Beispiel das Zermatt Festival machen (http://www.zermatt-festival.com). Aber das beste Marketing wird täglich am Hausgast praktiziert, im Riffelalp-Jargon nenne ich das «Anfixen». Wir wollen unseren Sommergast genauso als Stammgast gewinnen wie die Wintergäste. Das Mittel ist «Verwöhnen» und glauben sie mir, das funktioniert.

Im Mediensommerloch wird die Klimaerwärmung mit den Nebenerscheinungen wie dem Schmelzen der Gletscher und dem Niedergang von Schlammlawinen immer wieder zum Thema. Wie beurteilen Sie die Situation auf 2’222 Metern über Meer und welche Auswirkungen einer Klimaveränderung sind für Sie ersichtlich?

Klar ersichtlich von unserer Terrasse aus ist, dass die Gletscher nicht weiss, sondern dunkel bis zum Teil schwarz sind und ganz sicher nicht wachsen. Die Vegetation auf unserer Höhe ist sehr vielfälltig, jedoch hat das mit dem Mikroklima und nicht mit der Erderwärmung zu tun. Das Phänomen der Klimaerwärmung ist aber definitiv kein Sommermedienloch sondern ein wirkliches Problem. Sollte Zermatt irgendwann sein Sommerskigebiet verlieren, dann wäre dies für unseren Tourismus eine Katastrophe. Aber hier halte ich mich an meine obige Anwort und tue das, was geht. Mehr ist leider nicht möglich und nicht beeinflussbar.

Nebst der Aufgabe als Direktor im Riffelalp Resort sind Sie neu auch noch Präsident von Zermatt Tourismus. Was kann ein Bündner den Walliser noch beibringen und wo sehen Sie Ihre wichtigsten Schwerpunkte in dieser Funktion?

Es geht definitiv nicht ums Beibringen. Meine Sicht der Dinge, ohne vorbelastete Verbundenheiten, kann der Organisation von Zermatt Tourismus sicher helfen. Der Verein (juristisch gesehen), ist der grösste gemeinsame Nenner im Ort und somit eine sehr wichtige Plattform aller örtlichen Leistungserbringer. Zermatt Tourismus ist jedoch nicht der Lieferant, sondern der Verkäufer des Angebotes und kann das Produkt nur untertützend beeinflussen. Schwerpunktmässig muss der Verein den Gast und den, der es werden will, hervorragend beraten und informieren. Andererseits muss Zermatt Tourismus die lokalen Möglichkeiten aufzeigen und im Sinne des Gastes versuchen, diese positiv zu beeinflussen.


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Ein immer wiederkehrendes Thema in Zermatt ist eine öffentliche Strasse von Täsch hinauf nach Zermatt. Welche negativen und positiven Veränderungen hätte eine öffentliche Strasse nach Zermatt und welche Position haben Sie in dieser Frage?

Diese Frage bedarf einer speziellen Homepage und kann in wenigen Zeilen nicht beantwortet werden. Der Gemeinderat hat nach einer konsultativen Volksabstimmung eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Resultate liegen noch nicht vor. Zermatt braucht mit Sicherheit eine zweite wintersichere Zufahrt über die Strasse, und zwar schnell. Bevor jedoch Illusionen und Träume kolportiert werden, sollen die Abklärungen seriös und umfassend erarbeitet werden. Dieser Prozess ist in vollem Gang. In diesen Prozess gehören neben der Erreichbarkeit, der Sicherheit, dem Komfort und der Finanzierung aber auch andere Aspekte, wie zum Beispiel der Güterverkehr, die Ruhe, die Luftreinheit und das Image von Zermatt. Mit Schnellschüssen, unfundierten Fordeungen und leeren Versprechungen kann man ein so zentrales Problem nicht lösen, sondern produziert neue, zum Teil grössere und ungewollte Schwierigkeiten.

Nach dem Neubau der zusätzlichen fünf Suiten im letzten Jahr scheint das Riffelalp Resort gebaut zu sein. Welche grösseren Projekte möchten Sie in nächster Zeit noch umsetzen?

Die Restauration muss in Anbetracht der neuen Verbindungsbahn der Skigebiete (Gornergrat und Matterhorn Paradise) angepasst werden. Auch möchte ich meinem Gast am Abend ein drittes Restaurant im Resort anbieten. Alles ist angedacht und wird im Moment zu Papier gebracht, ist aber noch nicht spruchreif. Sobald es soweit ist, werde ich sie mit Sicherheit ausführlich dokumentieren. Ein Hotel ist nie fertig, Stillstand bedeutet auch hier Rückschritt, und das müssen wir vermeiden.

Im September präsentieren Sie im Rahmen des Zermatt Festivals in der Riffelalp Kapelle Konzerte mit Solisten uns Ensembles der Berliner Philharmoniker. Wie ist es zu dieser aussergewöhnlichen Zusammenarbeit mit den weltbekannten Musiker gekommen?

Das Zermatt Festival ist aus dem Riffelalp Festival entstanden. Die Zusammendarbeit geht zurück auf den heutigen Intendanten des Festivals, Herrn Hubert Eblenkamp aus Berlin. Er kam eines schönen Tages als Wanderer auf die Alp, alles weitere ist die Frucht von viel Überzeugungsarbeit und Begeisterung. Wer das Festival erlebt hat, stimmt ihm zu, wenn er sagt: «Etwas Schöneres, mit einem so einmaligen Ambiente, gibt es nicht». Ich kann es nur jedem sehr empfehlen, ob Melomane oder nicht, es ist ein phantastisches Erlebnis.

Sie sind jetzt das sechste Jahr als Direktor im Riffelalp Resort. In der Industrie ist dies die Zeit, sich nach einer neuen Herausforderung umzusehen. Welche Aufgabe in der Hotellerie würde Sie noch reizen?

Ob in der Industrie die Frage so einfach gestellt wird, weiss ich nicht. Jedoch ist es mit Sicherheit auch in der Industrie so, dass einem initiativen Kopf die Arbeit nie ausgeht. Im Moment habe ich sehr viel Spass an dem was ich tue und ärgere mich darüber, dass ich gewisse andere Dinge nicht machen kann. Ich glaube, so muss es auch sein. Ob die Zukunft es gut mit mir und meiner Familie meint, das werden wir sehen, aber ich glaube fest daran, dass dies sehr stark auch von einem selbst abhängt.





Der Gesprächspartner
Hans-Jörg Walther, Geboren am 15.10.1964

Verheiratet mit Claudia Walther, 3 Kinder.

9 Schuljahre in Pontresina,
Diplom der Handelsschule in Gruyères,
Diplom der Ecole Hotelière Lausanne.

Berufliche Stationen:
– Beatus Merligen
– Du Park Baden
– Suvretta House
– Waldhaus Sils
– Ermitage Golf


Führungspositionen:
– Park Hotel Waldhaus Flims (Dir. Assistent),
– Seiler Nicoletta Zermatt (Direktor)
– Riffelalp Resort Zermatt (Direktor seit 2001)

Hobbies:
– Sport
– Klassische Musik (nur mit den Ohren)
– Kochen

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