ifo: EZB wird Leitzinsen 2006 weiter leicht anheben

Eine Zinserhöhung sei jedoch angesichts der konjunkturellen Abwärtsrisiken erst zur Jahresmitte 2006 zu erwarten, schreibt das ifo Institut in einem am Montag veröffentlichten Konjunkturausblick. Der genaue Zeitpunkt des nächsten Zinsschrittes hänge auch von der weiteren Ölpreisentwicklung ab.


Zinserhöhungserwartungen
Die EZB habe im Dezember deutlich gemacht, dass die Zinserhöhung keineswegs weitere automatische Zinsanhebungen nach sich ziehen wird. Die EZB hatte im Dezember den Leitzins von 2,00 Prozent auf 2,25 Prozent angehoben. Die langfristigen Kapitalmarktzinsen dürften laut ifo Institut im Einklang mit den Zinserhöhungserwartungen im kommenden Jahr leicht anziehen. Die Inflationsrate wird laut ifo unter der Annahme, dass die Ölpreise auf einem Niveau von 60 US-Dollar verharrt, rückläufig sein und im Jahresdurchschnitt 1,9 Prozent betragen.


Euroraum wird zulegen
Im Euroraum wird die wirtschaftliche Entwicklung laut ifo Institut 2006 spürbar zulegen. Das Bruttoinlandsprodukt werde um 2,0 Prozent steigen. Im laufenden Jahr erwartet das Institut lediglich 1,4 P rozent. Der Konsum dürfte sich trotz des spärlichen Zuwachses der verfügbaren Einkommen leicht beleben. Die Investitionen würden sich bei steigenden Unternehmensgewinnen merklich ausweiten. Der Aussenhandel werde einen moderaten Beitrag zum Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts leisten.


Beschäftigung wird nur langsam anziehen
Insgesamt wird laut ifo Institut die wirtschaftliche Lage von den nachlassenden negativen Effekten des zuletzt hohen Ölpreises profitieren. Die Beschäftigung werde trotz der wirtschaftlichen Erholung jedoch nur langsam anziehen. Die Arbeitslosenquote sollte nur leicht von 8,5 auf 8,4 Prozent sinken. Auch die Löhne würden nur geringfügig steigen, was die Entwicklung der verfügbaren Einkommen dämpfe.


Defizitkriterium wird verletzt werden
Die drei grossen Euro-Länder – Deutschland, Frankreich und Italien – werden dem ifo Institut ebenso wie Griechenland und Portugal in diesem Jahr das Defizitkriterium des Maastricht-Vertrages erneut verletzen. Die Finanzpolitik werde 2006 annähernd neutral bleiben. Das Defizit der öffentlichen Haushalte dürfte sich auf aggregierter Ebene trotz einer einsetzenden wirtschaftlichen Erholung nur leicht auf 2,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts reduzieren. (awp/mc/gh)

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