ING kommt zunehmend besser aus der Krise

Derweil bereite die zum Verkauf stehende Versicherungssparte Sorgen. Insgesamt habe der Überschuss 1,09 Milliarden Euro nach 71 Millionen Euro im Vorjahr betragen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Amsterdam mit. Damit verdiente der Konzern deutlich mehr als erwartet. Die im EuroStoxx 50 notierte Aktie legte am Mittag gegen den schwachen Trend zu.


Versicherungsgeschäft in tief roten Zahlen
Im Versicherungsgeschäft fiel das Unternehmen im zweiten Quartal wegen Abschreibungen in den USA in die roten Zahlen zurück. In der zum Verkauf stehenden Sparte fiel vor Steuern und Sonderposten ein Minus von 115 Millionen Euro an, nachdem ING hier zuletzt Gewinne erwirtschaftet hatte. Derzeit laufen nach Angaben des Konzerns weltweit 1.100 Projekte, die den Verkauf vorbereiten sollen. Die Kosten für die Abspaltung bezifferte ING mit 110 bis 150 Millionen Euro in diesem Jahr – davon seien 30 Millionen Euro bereits verbucht.


Versicherungssparte: Hommen liebäugelt mit IPO
Bei geplanten Abspaltung der Versicherungssparte liebäugelt ING-Chef Jan Hommen nach wie vor mit einem Börsengang. Es gibt aber nach wie vor keine formelle Entscheidung zu dem Thema. Die ING hatte im Oktober 2009 mitgeteilt, das Versicherungssegment losschlagen zu wollen und damit den Konzern praktisch zu halbieren. ING kam damit einer Entscheidung der EU-Kommission zuvor, die wegen der erhaltenen Staatshilfe einen weitreichenden Konzernumbau verlangt hätte. Mit der Zerschlagung löst sich der einzige europäische Finanzkonzern auf, dessen Bank- und Versicherungsgeschäft in etwa gleich gross ist. ING war 1991 aus der Fusion des Versicherers Nationale-Nederlanden und der NMB Postbank Group entstanden.


Gewinn im Bankgeschäft legt zu
Im Bankgeschäft konnte ING den Gewinn sogar noch einmal im Vergleich zum ohnehin schon starken ersten Quartal steigern. Hier verdiente der Konzern vor Steuern und Sonderposten mit 1,6 Milliarden Euro rund ein Viertel mehr als zum Jahresauftakt. Im Vorjahr steckte die Sparte wegen der Finanzkrise noch in den roten Zahlen. Die Niederländer profitierten im zweiten Quartal von einer deutlich gesunkenen Vorsorge für mögliche Kreditausfälle, von höheren Margen und deutlich reduzierten Kosten.


Kapitalausstattung verbessert
Der Konzern schüttet trotz des erneuten Milliardengewinns keine Dividende an die Aktionäre aus. Dies verwundert nicht, da der Konzern nach wie vor am Tropf des Staats hängt. Der einstige Vorzeigekonzern der niederländischen Wirtschaft musste Ende 2008 wegen der Finanzkrise mit zehn Milliarden Euro vom Staat gestützt werden. Inzwischen konnte ING mit Hilfe einer Kapitalerhöhung die Hälfte der Stütze zurückzahlen. Die andere Hälfte will der Konzern so schnell wie möglich zurückerstatten, nennt aber keinen konkreten Zeitpunkt. Im zweiten Quartal konnte die ING die Kapitalausstattung weiter verbessern. (awp/mc/ps/34)

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