Irland/Portugal: Risikoaufschläge bei Staatsanleihen legen stark zu

Besonders stark legten am Dienstag die Renditen in den kürzeren Laufzeiten zu. Die Rendite für zehnjährige irische Staatstitel stieg in der Spitze auf rund 6,76 Prozent. Dies ist fast ein ganzer Prozentpunkt mehr als Anfang Mai. Seinerzeit mussten Europäische Union (EU) und Internationaler Währungsfonds (IWF) ein beispielloses Rettungspaket auflegen, um finanzschwache Euro-Länder zu stützen. Auch die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen aus Portugal lag mit rund 6,61 Prozent spürbar über dem Höchststand vom Frühjahr. Noch stärker legten Staatspapiere mit zweijähriger Laufzeit zu: In Irland stieg der Effektivzins um rund 0,5 Prozentpunkte auf rund 4,15 Prozent, in Portugal um etwa 0,3 Punkte auf 4,21 Prozent.


Weitere Abstufungen befürchtet
Händler begründeten die Entwicklung vor allem mit der Sorge, führende Ratingagenturen könnten die Kreditwürdigkeit der Länder weiter herabstufen. Ein Analyst der weltweit grössten Agentur Standard & Poor’s (S&P) hatte am Dienstag die Möglichkeit einer weitere Herabstufung Irlands in Aussicht gestellt. Irlands Staatshaushalt wird derzeit stark von den Folgen der Bankenkrise belastet. Portugal gilt als strukturschwaches Land mit einer ebenfalls hohen Staatsverschuldung.


EZB: Stark sieht Wendepunkt bei Kreditvergabe erreicht
Der Euroraum hat nach Aussage von Jürgen Stark, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), einen Wendepunkt bei der Kreditvergabe erreicht. Die jüngsten Geldmengendaten deuteten darauf hin, dass die Wende hin zu einem Kreditwachstum geschafft sei, sagte Stark am Dienstag am Rande einer Konferenz in Istanbul. Er hoffe, dass dieses Wachstum anhalte. Die Kreditvergabe an den privaten Sektor war im August mit einer Jahresrate von 1,0% (Vormonat: plus 0,6%) gewachsen und die Vergabe von Buchkrediten um 1,2% (plus 0,8%).


Unkonventionelle Massnahmen laufen aus
Allerdings war die Kreditvergabe an nicht-finanzielle Unternehmen mit einer Jahresveränderungsrate von 1,1% (minus 1,4%) weiterhin negativ. Nach Starks Angaben wird die EZB einige ihrer unkonventionellen Massnahmen nicht verlängern. «Wir lassen die unkonventionellen Massnahmen auslaufen. In dieser Woche und im vierten Quartal 2010 läuft eine Reihe unkonventioneller Massnahmen aus, die nicht verlängert werden», sagte das EZB-Direktoriumsmitglied. Dabei bezog er sich offensichtlich auf das am 30. September auslaufenden Refinanzierungsgeschäft mit einjähriger Laufzeit und die bis Jahresende fällig werdenden Zwölf- und Sechsmonatstender.


Irland sucht sein Glück im Aussenhandel und Tourismus
Im Kampf gegen den Schuldenberg und die Folgen der Wirtschaftskrise richtet Irland seinen Blick auf das Ausland. Ministerpräsident Brian Cowen kündigte am Dienstag trotz Sparhaushalt ein Förderprogramm an, mit dem der irische Aussenhandel gestärkt sowie neue Firmen und mehr Touristen in die Republik gelockt werden sollen. Durch die Umsetzung der Pläne werde «Irland auf der internationalen Handelsbühne neu positioniert» und es könnten bis zu 300 000 Arbeitsplätze entstehen, sagte Cowen einem Bericht des irischen Senders RTÉ zufolge.


«Aufgewärmte Politik»
Zu Details des Programms und den Kosten sagte Cowen allerdings nichts. Die Opposition kritisierte die Pläne als «aufgewärmte Politik». Die Ziele seien nicht neu, und es gebe dafür auch keine neue Finanzierung. Irland muss Rekordzinsen für seine Staatsanleihen zahlen. Deren Renditen stiegen am Dienstag auf 6,76 Prozent – fast ein Prozentpunkt mehr als noch im Mai. Damals mussten Europäische Union (EU) und Internationaler Währungsfonds (IWF) ein beispielloses Rettungspaket auflegen, um finanzschwache Euro-Länder zu stützen. (awp/mc/ps/17)

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