Islamische Banken lernen Rückschläge kennen

von Gérard Al-Fil

Fallende Öl- und Immobilienpreise sowie Investitionsstopps bei Infrastrukturprojekten versetzten 2009 den Islamic Banks einen Dämpfer.

 

Platzhirsche geraten unter Druck
So schrumpfte der Jahresgewinn bei der grössten islamischen Bank «Kuwait Finance House» im 2009 gegenüber dem Vorjahr um 24% auf 118,7 Mio. Kuwait-Dinar (412,36 Mio. Dollar).

 

Banken, die auf der Grundlage der islamischen Rechtsprechung, der Scharia operieren, gelten als risikoärmer, weil sie per definitionem weder mit Derivaten, Hedge Fonds  noch mit hochverzinslichen Krediten Geld verdienen dürfen. Der Koran verbietet Zinsen und spekulative Investitionen, die einer Wette gleichkommen.

 

Die auf Scharia-konforme Projekt- und Immobilienfinanzierungen fokussierte bahrainische Bank Gulf Finance House (GFH) sorgte am Dienstag, 3. Februar für Unruhe, als ihre Aktien an der Börse in Manama ausgesetzt wurden. Der Grund: GFH bekam mit der Rückzahlung eines 300 Mio.-Dollar Murabaha-Finanzierungsinstruments Probleme und begann Verhandlungen über eine Restrukturierung seiner ausstehenden Zahlungen. Das Geldhaus schrieb 2009 erstmals seiner Gründung 1999 rote Zahlen.


Auch Expansionspläne liegen infolge der Finanzkrise auf Eis. Die 2007 gegründete Noor Islamic Bank in Dubai sieht von geplanten Filialgründungen in Europa vorerst ab.

 

Ende des Nonstop-Booms 

Das Jahr 2009 markiert damit für viele islamische Banken das Ende eines jahrelangen Booms, der durch die Erdölpreis-Rally von 2001 bis 2008 und eine wachsende Religiosität in der islamischen Welt genährt wurde. Der Markt wuchs bislang um 20 Prozent pro Jahr.


Dennoch stiegen die verwalteten Vermögen der 500 grössten islamischen  Bank der Welt nach Angaben der Rating-Agentur Standard and Poor?s von 639 Mrd. Dollar im 2008 auf nunmehr 822 Mrd. Dollar. So trennt sich aufgrund der Krise in der Scharia-Branche ähnlich wie bei den konventionellen Banken zunehmend die Spreu vom Weizen.
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