Kunstmuseum Bern: Im full of Byars

von Tanja Hess

Harald Szeemann war 1969 in Bern dabei die legendäre Ausstellung «When attitude becomes form» aufzubauen. Herein kam ein bunter Vogel, es war James Lee Byars, und überreichte ein «Fictions doctorate Degree». Harald Szeemann hing es an die Wand.


Mindestens ebenso überraschend und ungewohnt fiel Byars auch in New York auf, als er in Chinatown Kleidungsstücke schneidern liess, in welche gleich mehrere Personen passten.  Doch man war sich an die damals neuen Attitüden gewohnt, sie waren sein Markenzeichen.


Bern verbindet also mit James Lee Byars eine lange Freundschafts- und Künstlergeschichte.






James Lee Byars
Come and stand on this stone and blow your soul
Eröffnungsperformance der Ausstellung «Die Gleichzeitigkeit des Anderen» 1987

James Lee Byars war nicht nur Künstler, er war Zauberer, Visionär und Dandy zugleich.







James Lee Byars: THE PERFECT PERFORMANCE IS TO STAND STILL, 1975 / 78

Über allem steht das Perfekte


Der Künstler liebt das Flüchtige, das Imaginäre, das Ephemere, weil es ihm Raum gibt und Nachhall dazu. Die Werke sind alle von kurzer Dauer doch von höchster Perfektion. Einerseits zeigt sich das im Ablauf der Performances, bei welchen er oft nur auf einen Gegenstand stieg und etwas hauchte, andererseits benutzt er zur Unterstützung dieser Perfektion platonische Körper als Grundformen.


Die Begegnung von Byars mit Szeemann im Jahre 1969 war die Initialzündung zu einer langen gemeinsamen Geschichte. Szeemann lud Byars drei Jahre später nach Kassel ein. Byars stellte sich in Kassel aufs Dach des  Fridericianum, um von dort aus deutsche Vornamen durch ein Megaphon in die Menge zu rufen. In Bern war es der Zeitglockenturm, von wo aus er die Aktion «Calling German Names» wiederholte. Bern wurde zur zweiten Heimat Byars, der ursprünglich aus Detroit kam. Und Bars schaffte es immer wieder die Menschen, ja ganze Gebiete und Umgebungen mit seiner Poesie zu verzaubern. Dass er dabei Zufälligkeiten immer wieder mit Ritualen konfrontierte sorgte dafür, dass seine Arbeiten immer intensiv wahrgenommen wurden.


Das Werk ist eine Symbiose aus Fluxus, Minimalart und Konzeptkunst. Dabei ist der Künstler meist mehr das Werk gewesen als die Dinge selbst. Die Orte der Aktionen waren mehr als nur Bühnen, sie waren dialogische Partner mit einem flüchtigen Herausforderer.


Höhepunkt der Ausstellung «Im full of Byars», deren Schwerpunkt auf Arbeiten aus der Zeit von 1972 bis 1987 liegt (Sammlung Toni Gerber), sind zahlreiche bisher nicht veröffentlichte Filmdokumente, die es ermöglichen, für einen Augenblick mit Byars auf der Bühne zu stehen, ihn bei seinen Performances zu beobachten und gleichzeitig Teil seines Werkes zu sein.


 

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