Roche nimmt Raptiva in den USA vom Markt

Raptiva werde daher – nach einer Übergangszeit für Patienten, die das Medikament benutzen – ab 8. Juni nicht mehr erhältlich sein. Genentech habe sich nach Konsultationen mit der FDA zum Rückzug von Raptiva entschieden, heisst es weiter. In Europa wird das Medikament von der Merck KGaA vertrieben. Laut Genentech dürften ca. 2’000 Patienten derzeit Raptiva gegen chronische Plaque-Psoriasis erhalten. Bei drei Raptiva-Patienten sei PML diagnostiziert worden und einer sei gestorben, wobei die Ursache nicht bekannt sei.


PML-Risiko laut FDA gering
Das Risiko, dass mit Raptiva therapierte Patienten eine sogenannte PML (progressive multifocal leukoencephalopathy) entwickeln würden, wird von der FDA in einer Stellungnahme als «selten und im allgemeinen im Zusammenhang mit einer langfristigen Verabreichung» bezeichnet. PML trete meist bei Patienten auf, deren Immunsystem stark geschwächt sei, heisst es weiter.


Abschreiber von rund 125 Mio Dollar im Q1
Der Umsatz mit Raptiva in den USA lag 2008 bei rund 108 Mio USD. Roche werde daher im ersten Halbjahr eine Abschreibung von ca. 125 Mio USD vornehmen zu müssen. Der Einfluss auf den Reingewinn und den Gewinn pro Aktie (EPS) dürfte den Angaben zufolge aber «nicht signifikant» sein, so dass die kommunizierten Ziele für 2009 nicht betroffen sein werden.


Auch EMEA empfiehlt Aussetzung
Im Februar hatte die europäische Gesundheitsbehörde EMEA bereits die Aussetzung der Marktauthorisierung für das Medikament empfohlen. Die FDA hatte ebenfalls im Februar eine Überprüfung der Sicherheit von Raptiva angekündigt. Im Oktober 2008 erfolgte ein Warnhinweis und im März 2009 wurden zusätzliche Informationen im Beipackzettel gemacht. Raptiva wurde in den USA von der FDA zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis mit einer wöchentlichen Injektion für Erwachsene zugelassen.


Börse nimmt’s gelassen
An der Börse wird der Rückzug von Raptiva angesichts der Absehbarkeit und der geringen finanziellen Auswirkungen gelassen hingenommen. «Da Raptiva ein minderer kommerzieller Erfolg ist, denken wir, dass Genentech/Roche das Richtige tun (…)», schreibt beispielsweise Andrew C. Weiss von der Bank Vontobel in einem Kommentar. Die Auswirkungen auf die Umsatz- und Gewinnschätzungen würden weniger als 0,5% ausmachen, heisst es weiter.


Roche-Aktie legt leicht zu
Wegelin sieht einen möglichen Imageschaden durch den Medikamentenrückzug und hält auch Klagen für möglich. Das Klagepotenzial wird von den St. Galler Bankiers jedoch als «eher klein» eingestuft. So wird dazu geraten, neuerliche Kursabschläge mehr als Chancen denn als Gefahr einzuordnen. Bis um 09.35 Uhr legen Roche GS um 0,6% auf 152,10 CHF zu. Der SMI notiert unverändert. (awp/mc/ps/03)

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