Schweiz doch kein Land, wo die Euroblüten blüh’n

Von Andreas Schiendorfer, Redaktion emagazine

Von gefälschten Münzen oder Noten glaubt man auch hierzulande immer wieder zu hören. Aber welches Ausmass nimmt das Falschgeld eigentlich an? «Rein zahlenmässig stellt das Falschgeld für uns kein grosses Problem dar», erklärt Robert Weibel vom Sicherheitsdienst der Credit Suisse. «Wir erleiden jährlich einen Schaden von etwa 10 000 Franken. Auch die Kunden selbst sind etwa in diesem Umfang betroffen. Es zahlt sich aus, dass unser Personal entsprechend ausgebildet ist und über das firmeneigene Intranet immer wieder auf aktuelle Falschgeld-Fälle aufmerksam gemacht wird. Zudem stehen uns die entsprechenden Überprüfungsmöglichkeiten für Banknoten zur Verfügung.»
Hingegen werden aus dem schweizerischen professionellen Notenhandel, der zwischen schweizerischen und ausländischen Banken stattfindet, jährlich falsche Banknoten im Wert von rund zwei Millionen Franken an das Bundesamt für Polizeiwesen abgeliefert. Die Notenhandelsaktivitäten in der Credit Suisse Group werden einzig durch die Credit Suisse First Boston wahrgenommen.

Das Kommissariat Falschgeld im Bundesamt für Polizeiwesen errechnet zwar den Wert des Falschgelds in über dreissig verschiedenen Währungen (siehe Kasten), geht aber in seiner Statistik nicht von einer Gesamtdeliktsumme, sondern von Falschgeldmeldungen aus. Diese haben von 1997 bis 2001 von 3596 auf 6449 zugenommen, in vier Jahren also um 80 Prozent. Für 2002 – die definitiven Zahlen liegen noch nicht vor – rechnet Daniel Boss vom Kommissariat Falschgeld nochmals mit einem leichten Anstieg. Rund 85 Prozent davon gehen, wie gesagt, auf den internationalen Notenhandel zurück.

Jugend missbraucht neue Technik
Geändert hat sich in den letzten Jahren auch das Fälscherprofil. Waren früher meistens professionell ausgebildete internationale Fälscherringe an der «Arbeit», so erliegen nun immer häufiger Jugendliche der Versuchung, mit Hilfe der leistungsfähigen und erschwinglichen neuen Technik einzelne Blüten zu «züchten», die auf den ersten Blick kaum von echten Noten zu unterscheiden sind. Wurden noch 1997 nur 1,2 Prozent der Falschgelddelikte von Jugendlichen begangen, so macht nun der Anteil jeweils zehn bis zwölf Prozent aus. Eine besorgniserregende, aber kaum rückgängig zu machende Entwicklung. 1995 wurden noch keine Banknoten mit einem Tintenstrahldrucker gefälscht, 2001 waren es bereits Noten im Gesamtwert von 470 910 Franken.








































































Falschgeld in der Schweiz
Jahr CHF DEM USD
2002 5’885’416 2’549’745 586’828’331
2001 65’281’785 3’012’780 1’387’980
2000 24’100’246 5’345’240 748’630
1999 7’903’339 764’670 821’380
1998 5’505’533 381’910 602’085
1997 25’585’778 1’471’550 1’177’135
1996 1’350’871 286’120 1’669’538
1995 5’019’413 2’172’590 1’091’178
1994 1’904’862 540’030 3’517’099
1993 596’834 564’820 13’006’170
1992 6’814’877 2’443’800 3’484’647
Ø 13’631’723 3’289’292 55’848’561
Um die Jahreswende 2000/2001 konnten bei einem Schweizer Medienunternehmen Falsifikate in der Gesamthöhe von 83, 7 Millionen Franken sichergestellt werden. Letztes Jahr wurden 57 Stück 1-Million-Dollar-Fantasienoten eingezogen.

Ein Drittel bis ein Viertel der Täter sind Schweizer, ansonsten verteilen sie sich rund um den Globus: 2001 stammten sie aus nicht weniger als 81 Ländern, angeführt von Ex-Jugoslawien (150 Personen), Nigeria (93), Italien (83). Zahlreich sind auch die so genannten Baltic-Walker aus Litauen (77), die ganz Europa mit gefälschten USD-Noten heimsuchen. Gemäss Daniel Boss ist aber auch dieses Problem in der Schweiz dank der guten Arbeit von Grenzwachtkorps und Bankpersonal nicht so gravierend wie anderswo.






 
Euro-Fälschungen: Schweiz bislang weitgehend verschont
In den letzten Monaten häufen sich in den ausländischen Medien die Meldungen bezüglich falscher Euros. Dies ist ein neuer Trend, nachdem es während der Umstellungsphase diesbezüglich sehr ruhig gewesen ist. «Das hat uns damals keineswegs überrascht. Die Fälscher brauchen immer eine gewisse Zeit, bis sie sich auf die neuen Noten eingestellt haben – und das ist nun beim Euro offensichtlich der Fall», meint dazu Robert Weibel. «Zudem hat nun die Aufmerksamkeit der Angestellten in den Läden und Restaurants nachgelassen. Man ist überall zur Normalität übergegangen. Der Euro gehört nun zum europäischen Alltag. Daher wittern die Fälscher jetzt ihre Chance.»

In Bezug auf die Schweiz kann Daniel Boss allerdings eine gewisse Entwarnung geben. «Die Zahl der gefälschten Euros nimmt zwar auch in der Schweiz zu, dies aber von einem tiefen Niveau ausgehend. Im Jahr 2002 gelangten nämlich nur 458 Euro-Noten im Gesamtwert von 35 080 Franken zu uns.» So reicht es also in den Medien vorderhand nicht für eine «originelle» Schlagzeile, und man kann nur hoffen, dass dem so bleibt.

Zahlreiche Sicherheitsmerkmale
Zum Fälschungsschutz sind bei der Ausgabe von neuen Noten die entsprechenden Zentral- und Nationalbanken daran interessiert, Sicherheitsmerkmale einzufügen, die eine Nachbildung erschweren oder annähernd verunmöglichen. Da diese Merkmale unterschiedlicher Natur sein können, ist ein entsprechendes Wissen erforderlich, diese zu überprüfen. Vermutlich werden sich nur wenige Leute einen Sport daraus machen, sich alle Sicherheitsmerkmale der Schweizer Banknoten oder der Euro-Noten genau zu merken. Am besten ist es, man nimmt, insbesondere im Ausland, Geld nur von sicheren Quellen, insbesondere Banken, entgegen. Oder man bezahlt, wo dies möglich ist, bargeldlos mit einer Debitkarte.
Im Zweifelsfalle lässt man sich kleine Noten geben; denn unter 50 Franken oder 50 Euros lohnt sich der Aufwand für einen professionellen Betrüger kaum. Beim US-Dollar allerdings ist die 20-Dollar-Note die am meisten gefälschte.
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