SNB-Präsident Jean-Pierre Roth tritt Ende 2009 zurück

Sein Rücktritt erfolgt in einer turbulenten Zeit für die Wirtschaft und den Finanzplatz Schweiz. Das beunruhigt indessen nicht: Daniel Lampart, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) und in dieser Funktion auch Mitglied des Bankrats, attestiert Roth ein hohes Konjunkturbewusstsein. Er hinterlasse eine gut aufgestellte Notenbank. Sein Nachfolger müsse das selbe Profil aufweisen.


Viel zur Stabilität des Finanzsystems beigetragen
Rudolf Minsch, Chefökonom beim Wirtschaftsdachverband economiesuisse erklärte, kaum ein Nationalbankpräsident habe turbulentere Entwicklungen erlebt als Roth. James Nason, Sprecher der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), sagte, die SNB habe unter Roth zur Stabilität des Finanzsystems beigetragen.


Hildebrand Favorit auf Nachfolge
Wann der Bundesrat über die Nachfolge Roths entscheidet, war am Freitag nach Auskunft des Eidgenössischen Finanzdepartements offen. Als Favorit gilt Philipp Hildebrand, seit 1. Mai 2007 Vizepräsident des SNB-Direktoriums.


Abgang in unruhigen Zeiten
Roth hätte ein schöneres Umfeld für seine Rücktrittsankündigung verdient. Die Nationalbank musste einspringen, um den Zusammenbruch der UBS zu verhindern, und einmal mehr steht das Bankgeheimnis – ein Symbol für die Stabilität des Schweizer Finanzplatzes – zur Debatte. Noch vor knapp zwei Jahren – die Nationalbank feierte ihr 100-jähriges Bestehen – trübte kaum ein Wölklein den Konjunkturhimel.


Umsichtige Geldpolitik
Das war auch Roths Verdienst, der als Präsident des dreiköpfigen SNB-Direktoriums eine umsichtige Geldpolitik führte: unaufgeregt, transparent und berechenbar. Roth hat stets das Ziel der Preisstabilität im Auge, trifft Entscheide aber nie losgelöst von den übrigen wirtschaftlichen Realitäten.


Verkauf von 1300 Tonnen Gold
Roth trat 1979 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in die Dienste der Zentralbank. Bereits 1996, als Roth zum Vizepräsidenten des SNB-Direktoriums gewählt wurde, sah sich der Schweizer Finanzplatz wegen der «Raubgold-Debatte» mit Druckversuchen aus den USA konfrontiert. In die «Ära Roth» fiel der Verkauf von 1300 Tonnen nicht mehr benötigter Goldreserven. Er prägte zudem die Revision des Nationalbankgesetzes 2003.


Bewährter Krisenmanager
Als Krisenmanager bewährte sich Roth nach dem Platzen der Internet-Blase 2000/2001. Auch nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA, die zu einer starken Aufwertung des Franken führten und eine Phase mit Zinssätzen nahe bei null einleiteten, zeigte Roth sich krisenresistent. Die Finanzkrise zwang die Notenbank seit August 2007 erneut zu raschem Handeln. Wieder wurden die Zinsen kräftig gesenkt. Weil dies aber nicht zu einer Belebung des Interbankenmarkts führte, sah sich die SNB gezwungen, im Einklang mit anderen Notenbanken den Märkten Liquiditätsspritzen in nie gekanntem Ausmass zuzuführen.  (awp/mc/pg/14)

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