Wie viele Arbeitsplätze entstanden und wie viele der neu gegründeten Firmen mussten ihre Türen bereits wieder schliessen? Welche Kantone und welche Branchen gehören zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern? Und was steht den Neugründern im Krisenjahr 2009 bevor? Diese Fragen beantwortet die am Freitag erschienene Spezialstudie «Wie nachhaltig ist der Gründungsboom» von Dun & Bradstreet (Schweiz) AG, der nach eigenen Angaben in der Schweiz und weltweit führenden Informationsquelle für Wirtschaftsinformationen, Bonitätsauskünfte und Firmenbewertungen.
Gründerfieber entbrannt
In den letzten drei Jahren entbrannte in der Schweiz das Gründerfieber. Jahr für Jahr stiegen die Gründungszahlen und erreichten neue Rekordwerte. Doch Rekordwerte allein sagen noch nichts über Nachhaltigkeit aus. Treffend zeigt dies der Vergleich der Kantone Zug und Bern, die beide fast gleich viele Firmengründungen haben. In Zug stieg die Zahl der Neugründungen in den letzten acht Jahren um über 50 Prozent, im Kanton Bern gingen dagegen die Neugründungen im selben Zeitraum um knapp 4 Prozent zurück.
Berner Neugründer haben Nase vorn
Bei der Nachhaltigkeit wendet sich aber das Blatt: Seit dem Jahr 2000 entstanden durch die neu gegründeten Firmen im Kanton Bern über 215`000 neue Arbeitsplätze, im Kanton Zug sind es nur etwas mehr als 77`000. Und auch bei der Überlebensrate haben die Berner Neugründer die Nase vorn: Nur jede Dritte im Jahr 2000 gegründete Firma gibt es inzwischen nicht mehr, in Zug hat bereits jede Zweite ihren Betrieb eingestellt.
Wo entstanden am meisten Arbeitsplätze?
Die Gründungsbilanz lässt sich sehen: In den vergangenen acht Jahren schufen die Neugründer in der Schweiz über 1,62 Millionen Arbeitsplätze. Den grössten Teil vom Kuchen kann sich Zürich abschneiden. Mit jährlich über 6`000 Firmengründungen entstanden seit dem Jahr 2000 mehr als 300`000 neue Arbeitsplätze. An zweiter und dritter Stelle folgen die Kantone Bern und Genf mit 215`000 und 119`000 von Neugründer geschaffenen Jobs.
Effektive Neugründer in Bern, Uri und Basel-Stadt
Am effektivsten sind die Neugründer in den Kantonen Bern, Uri und Basel-Stadt. Sie schufen in den letzten acht Jahren bei jeder Firmengründung im Schnitt zwischen 7 und 8,7 Arbeitsplätze. Weniger nachhaltig sind die Neugründungen punkto neuer Jobs in den Kantonen Zug, Appenzell-Ausserrhoden und Tessin, wo im Durchschnitt weniger als 4 Arbeitsplätze entstanden sind.
140`000 neue Arbeitsplätze innert 8 Jahren
Absolut generieren die Branchen Unternehmens- und Steuerberater sowie Grosshandel am meisten Jobs. In den letzten acht Jahren waren es insgesamt mehr als 140`000. Punkto Effektivität stehen sie aber nicht an der Spitze. Denn in den Schlüsselindustriebranchen Chemie und Pharma, Präzisionsinstrumente und Uhren sowie Maschinenbau entstanden bei jeder Neugründung im Durchschnitt zwischen 8 und 12 Arbeitsplätze.
Wie viele Neugründer schliessen die Türen frühzeitig?
Für ein neu gegründetes Unternehmen sind die ersten Jahre in der Regel die schwierigsten Jahre. Dies zeigt die Auswertung der Neugründungen der letzten acht Jahre. Bereits das erste Jahr überstehen fast 8 Prozent aller Neugründer nicht, im zweiten und dritten Jahr verdoppelt sich gar die Zahl der Firmen, die bereits in der Startphase ihre Türen wieder schliessen müssen. Erst im dritten und vierten Jahr stabilisiert sich die «Schliessungsrate» langsam. Im Zeitraum der letzten acht Jahre haben 40 Prozent der im Jahr 2000 gegründeten Firmen ihren Betrieb inzwischen eingestellt.
Hohe Schliessungsraten in beiden Basel
Die höchste Schliessungsrate bei den neu gegründeten Firmen haben im Vergleich der letzten acht Jahre die Kantone Basel-Stadt und Basel-Land. Über die Hälfte der im Jahr 2000 gegründeten Firmen gibt es nicht mehr. Am besten schneiden in dieser Rangliste die Kantone Glarus und Appenzell-Innerrhoden ab. In beiden Kantonen mussten nur gerade 27 bzw. 28 Prozent aller zu Beginn des neuen Jahrestausends gegründeten Firmen ihren Betrieb dicht machen.
Gastgewerbe negativer Spitzenreiter
Grosse Unterschiede gibt es auch innerhalb der Branchen. Negativer Spitzenreiter ist das Gastgewerbe. Fast 60 Prozent aller Neugründer erreichen nicht das achte Lebensjahr. Eine überdurchschnittlich hohe Schliessungsrate haben auch die Neugründer in den Branchen Landverkehr und Logistik, Einzelhandel und Personalvermittlung. Die kleinste Schliessungsrate weist die Branche der Immobilienmakler und -verwaltungen auf mit nur gerade 23 Prozent.
Was steht den Neugründern 2009 bevor?
Ob und wie stark die Schweizer Wirtschaft in eine Rezession schlittert, ist ungewiss. Gewiss ist dagegen, dass sich der konjunkturelle Abschwung in den Gründungszahlen niederschlägt. Die Vergangenheit und insbesondere auch die Krisenjahre 2001 und 2002 haben jedoch gezeigt, dass die Firmengründungen nicht vollständig einbrechen, sondern vielmehr nur leicht zurückgehen. Die Analysten der Wirtschaftsauskunftei Dun & Bradstreet erwarten daher für 2009 einen Rückgang bei den Firmengründungen von 3 bis 4 Prozent. Besonders stark dürfte der Rückgang in den exportorientierten Branchen ausfallen. Dazu gehören der Maschinenbau, die Chemie- und Pharmaindustrie sowie die Präzisions- und Uhrenindustrie. Das schwierige Wirtschaftsumfeld dürfte im Weiteren dazu führen, dass die «Scheiterungsrate» bei den Neugründern ebenfalls ansteigt und die Zahl der neuen Arbeitsplätze abnimmt. (dun & bradstreet/mc/ps)
Informationen
Gerne stellt Dun & Bradstreet (Schweiz) AG die gewünschten Informationen für die Kantone und Branchen Ihrer Wahl zusammen. Ein Mail an grisiger@dnbswitzerland.ch oder ein Anruf an 044 735 61 11 genügen.