Swissquote-CEO Marc Bürki: «Die Profitabilität kommt erst mit vielen Kunden»


Nachdem die CS Group ihre Online-Handelsplattform Youtrade schliesst, steigt Swissquote zum Marktführer auf. CEO Marc Bürki im Moneycab-Interview über seine Branche, Day Trader und die Integration von Consors.

Von Christian Feldhausen


Marc Bürki (Foto: Keystone)
Moneycab: Marc Bürki, was sagen Sie zur Einstellung von Youtrade?
Marc Bürki: Überrascht bin ich nicht. Es gab bereits Gerüchte darüber, dass Youtrade in Direct Net integriert wird. Dies hat eine gewisse Logik, auch weil es schwierig ist, zwei Marken aus dem gleichen Haus auf dem Markt zu verteidigen.

Was bedeutet das Ausscheiden von Youtrade aus dem Markt für Ihr Unternehmen?
Ich glaube, die CS hat zwei Arten von Kunden bei Youtrade: Die einen haben sowieso enge Bankbeziehungen mit Credit Suisse und kaufen dann halt ihre Aktien über Direct Net statt wie bisher über Youtrade. Die anderen Kunden sind reine Youtrade-Kunden und könnten durchaus zum einen oder anderen Discountbroker wechseln. Wir wären froh, wenn einige auch zu Swissquote wechselten.

Youtrade hat etwa 30’000 Kunden. Mit wie vielen davon rechnet Swissquote?
Das ist schwierig zu sagen. Youtrade hat sehr wenige Daten über ihre Kunden bekannt gegeben. Per Ende Jahr werden wir mehr wissen.

Sehen Sie Swissquote jetzt als Marktführer bei den Schweizer Discountbrokern?
Wir waren bei der Anzahl der Transaktionen schon die Nummer eins und bei der Zahl der Kunden die Nummer zwei. Nachdem jetzt mit Youtrade die Nummer eins bezüglich Kundenzahl nicht mehr da ist, sind wir Marktführer.

Wird sich die Konsolidierung der Branche fortsetzen?
Es gibt ja noch einige andere Anbieter in der Schweiz: Alle Kantonalbanken, die Onlinebroking-Portale haben – wie beispielsweise die Berner, die Zürcher, die Basler und die Waadtländer Kantonalbank und auch die UBS mit Tradepac – müssen sich einmal entscheiden, wie sie weitermachen wollen.


«Für Day Trader gab es in den vergangenen Monaten wunderbare Möglichkeiten» Swissquote-CEO Marc Bürki


Welche Möglichkeiten haben die anderen Anbieter?
Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder will man den Markt verteidigen oder nicht. Entweder will man Kunden im Discountbroking haben oder nicht. Das ist ein politischer Entscheid, denn die Profitabilität kommt erst mit vielen Kunden. Ist das unser Kerngebiet? Wollen wir diese Kunden haben? Das sind die Fragen. Es reicht einfach nicht, nur eine Bank zu sein. Man braucht ein Callcenter, man braucht die Infrastruktur. Und das kostet.

Die Aktienkurse haben sich mehrheitlich schlecht entwickelt. Die Anleger klagen. Sind schlechte Börsen schlecht für Swissquote?
Das würde ich nicht sagen. Für einen Onlinebroker ist die Volatilität entscheidend. Für Day Trader gab es in den vergangenen Monaten wunderbare Möglichkeiten. Es ging aufwärts und abwärts. Und Discountbroker bieten da die beste Gelegenheit, effektiv zu handeln. Wenn man Lust hat, mit einem Zeithorizont von ein bis drei Tage zu investieren, kann man bei solch schwankenden Börsen viel erreichen. Wir sehen das.

Wie wirkt sich die derzeitige Börsenlage auf die Transaktionszahlen aus?
Sehr positiv. Wir hatten im Oktober Rekordzahlen – und das ohne die Consors-Kunden. Bisher hatten wir 2002 alleine bei unseren 13’000 Swissquote-Kunden im Schnitt 20,5 Transaktionen – hochgerechnet auf das Jahr pro Kunde.

Werden immer noch rund 50 Prozent der Transaktionen bei Swissquote mit Warrants gemacht oder sind die Anleger vorsichtiger geworden?
Das ist immer noch so. Wir haben sehr viele aktive Day Trader unter unseren Kunden. Doch jetzt kommt eine zweite Welle von Benützern zu uns: Kunden mit grösseren Depots, mit Blue Chips und Anlagefonds. Die kaufen nicht nur für eine Woche, bringen dafür aber grössere Vermögen.


«Wir werden sukzessive neue Börsenplätze aus dem Consors-Angebot aufschalten» Swissquote-Chef Marc Bürki zur Integration von Consors


Wie entwickelt sich der Markt für Discountbroking in der Schweiz?
Wir sehen, dass der Markt wächst. Der Kundenstamm wird grösser. Zwar langsam, aber das Wachstum ist da. Wir zählen für dieses Jahr bisher allein bei Swissquote 4000 neue Kunden. Die neusten Studien zählen 140’000 Kunden im Discount-Brokerage in der Schweiz. Es gibt derzeit rund 1,3 Millionen Aktienbesitzer, davon sind 400’000 bis 500’000 potenzielle Kunden fürs Online-Brokerage. Da ist noch viel Luft für Wachstum. Vor zwei Jahren haben alle gedacht, dass es viel mehr werden.

Wie geht es bei der Integration von Consors und Swissquote weiter?
Bis Ende März 2003 erfolgt progressiv die Zusammenlegung der Handelsplattformen. Wir wollen den früheren Consors-Kunden eine gleich gute Umgebung und auch Betreuung bieten.

Bedeutet das auch für Swissquote-Kunden Veränderungen?
Wir werden sukzessive neue Börsenplätze aus dem Consors-Angebot auch für Swissquote-Kunden aufschalten. Auch Fonds werden dazukommen. Wir nehmen uns nicht einfach die Kunden, sondern wollen alle guten Möglichkeiten von Consors auch in unsere Plattform integrieren.

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