Trotz Krise mehr Lohn im neuen Jahr – aber nicht für alle

Konkurrent Coop will vor allem Angestellten mit tieferen Löhnen mehr geben und stockte dazu die Lohnsumme um 0,75% auf. Wer mehr als 6000 CHF monatlich verdient, geht leer aus. Wie manche andere Arbeitgeber begründet Coop den Entscheid zumindest teilweise mit den saftigen Prämienerhöhungen für Krankenkassen 2010. Indem die erfolgsverwöhnten Grossverteiler die Kaufkraft der Mitarbeiter stärken, senden sie nach eigenem Bekunden ein volkswirtschaftliches Signal aus. Die Gewerkschaften loben dies – auch wenn die Unia kritisiert, dass bei der Migros die am schlechtesten bezahlten Mitarbeiter am wenigsten profitieren.


0,6 Prozent mehr Lohn für Bundesangestellte
Beim Bund sollen die 36’000 Angestellten in diesem Jahr 0,6% mehr bekommen. Dies entspricht genau der Jahresend-Teuerung, die die Bundesökonomen für 2010 voraussagen. Die teilstaatliche Swisscom hingegen lehnt generelle Lohnerhöhungen ab: Deswegen eskalierte über Weihnachten der Konflikt mit den Gewerkschaften, den jetzt ein Schiedsgericht entschärfen muss. Besser geht es den Angestellten in der Finanzbranche: Jenseits aller Boni-Debatten weitet zum Beispiel die UBS für Angestellte bis zum mittleren Kader die Lohnsumme per 1. März um 1,2% aus. Bei der Credit Suisse steigt die Lohnsumme um 1%, und das schon zum Jahresanfang.


Pharmaindustrie zeigt sich grosszügig
Grosszügig kann sich die Pharmaindustrie zeigen, die der Krise am besten trotzt: Roche erhöht die Lohnsumme um 1,3%, Konkurrent Novartis zahlt in etwa im gleichen Umfange mehr, allerdings abhängig von der Beurteilung der Angestellten. Für die schwer getroffene Maschinen-, Metall- und Elektroindustrie forderten die Gewerkschaften Unia und Syna 2% mehr Lohn. Dies liege bei vielen Firmen trotz Krise finanziell drin. Angestellte Schweiz hingegen forderte in erster Linie den Erhalt von Arbeitsplätzen und blieb bei Lohnforderungen zurückhaltend.


Arbeitgeber- und Gewerbeverband für Nullrunde
Für 2010 erwartet der Personalverband für die Industrie und auch für viele krisengeplagte Chemie-Unternehmen Lohnerhöhungen von bis zu 0,5%. «Nach einer wirtschaftlichen Erholung werden wir aber Forderungen stellen», kündigte der Sprecher der Angestellten Schweiz, Hansjörg Schmid, an. Eine Nullrunde empfahlen angesichts der Krise der Arbeitgeber- und Gewerbeverband. Schreinermeister und Möbelfabrikanten oder baunahe Branchen wie die Elektroinstallateure und Gebäudetechnikfirmen weigerten sich, generelle Lohnerhöhungen für 2010 zuzusagen. Die Gewerkschaft Unia legte Protest ein.


Medienbranche: «Maximal Nullrunden»
Auch im Deutschschweizer Buchhandel gehen die Angestellten leer aus. In der gebeutelten Medienbranche gibt es laut der Gewerkschaft Comedia «maximal Nullrunden». «Durch die vielen Pensenreduktionen kommt es gar zu versteckten Lohnsenkungen: Die Leute arbeiten faktisch gleichviel, bekommen aber 10 oder 20% weniger Lohn», kritisiert Comedia-Sprecherin Nina Scheu. (awp/mc/ps/13)

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