Unterschiedlicher Handy- und SMS-Gebrauch von Männern und Frauen

Der allgegenwärtige Gebrauch von Mobiltelefonie, SMS und E-Mail hat zu einer grundlegenden Veränderung zwischenmenschlicher Kommunikation geführt. Jeder ist immer und überall erreichbar, private Gespräche finden über Handy halböffentlich in vollbesetzten Zügen und Strassenbahnen statt oder beschränken sich auf die berühmten 160 Schriftzeichen einer SMS. Eine britische Studie hat die neuen Kommunikationsmittel jetzt nach geschlechterspezifischen Gesichtspunkten untersucht und ist zu folgenden Ergebnissen gekommen: Frauen schreiben durchschnittlich längere SMS und scheuen sich nicht, persönliche Handygespräche in Anwesenheit anderer zu führen. Männer sind bewusst kurz angebunden und regeln unangenehme zwischenmenschliche Situationen lieber über SMS als im direkten Gespräch.

Frauen schreiben längere Nachrichten
«Frauen verfassen Textnachrichten vom Inhalt und von der Struktur her anders als Männer», berichtet Studieninitiator Simeon Yates von der Sheffield Hallam University. Die durchschnittliche Länge der untersuchten Textnachrichten, die zwischen weiblichen Handybenutzerinnen ausgetauscht wurden, betrug 80 Zeichen, während SMS-Nachrichten zwischen männlichen Kommunikationspartnern nur 60 Zeichen in Anspruch nahmen. Yates führt dies in erster Linie darauf zurück, dass Frauen ihre Nachrichten im Allgemeinen gewissenhafter strukturieren und trotz der Kürze des Mediums auf einleitende und abschliessende Grussworte nicht verzichten würden. «Ein interessantes Detail ist ausserdem, dass Textnachrichten von Männern länger werden, wenn sie an weibliche Kommunikationspartner adressiert sind», so der Sprachwissenschaftler.


Männer wollen das Gesicht wahren
«Inhaltlich scheuen sich Frauen nicht, auch Persönliches oder Emotionales in ihre Nachrichten zu verpacken. Männer hingegen sind viel bedachter ihr Gesicht zu wahren und greifen dabei eher auf Sarkasmus und sexuell/sexistisch konnotierten Humor zurück», meint Yates. Dies zeige sich auch im Verhalten von Männern, die mit Freunden unterwegs sind. Diese würden im Normalfall vermeiden, vor der Gruppe die eigene Partnerin anzurufen und damit einen Einblick in die private Kommunikationsebene zu gestatten. Sowohl Männer als auch Frauen würden allerdings in auffallendem Masse mit den ihnen zugeschrieben Rollenbildern spielen. Ob dies überwiegend bewusst oder unterbewusst geschehe, habe man durch die Studie nicht ausreichend klären können.


Mobiltelefon als Schutzschild für ungewollte Konversation
Abgesehen von den geschlechterspezifischen Unterschieden hält Yates fest, dass der Gebrauch von Mobiltelefonen weitreichende Konsequenzen in der öffentlichen sozialen Interaktion nach sich gezogen haben: «Wenn Leute allein unterwegs sind oder allein im Bus sitzen, dann spielen sie mit ihrem Handy, schreiben eine SMS oder telefonieren mit Freunden oder Verwandten». Sie würden damit eine Art Interaktionsschutzschild aufbauen, der sie vor jeglicher ungewollter Konversation in ihrer unmittelbaren Umgebung bewahre – ähnlich der Signalwirkung eines Buches oder einer Zeitung, die suggerieren, dass man ungestört bleiben wolle, so Yates gegenüber pressetext abschliessend.

(pte/mc/hfu)

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