US-Eröffnung: Verluste – Notverkauf von Bear Stearns belastet

Der Leitindex Dow Jones, der zeitweise nahezu um 200 Punkte gefallen war, erholte sich im frühen Handel wieder. Zuletzt sank er um 0,57 Prozent auf 11.883,52 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index verlor 1,27 Prozent auf 1.271,75 Zähler. An der Technologiebörse Nasdaq fiel der NASDAQ 100 um 1,28 Prozent auf 1.691,83 Punkte. Der NASDAQ-Composite-Index sank um 1,32 Prozent auf 2.183,19 Zähler.


Die ausgeprägte Schwäche im Bankensektor zog weite Kreise und drückte die Aktien nahezu aller Branchen in die Verlustzone – nur einzelne defensive Titel etwa aus dem Pharmasektor konnte sich dem Sog entziehen. Es stelle sich inzwischen die Frage, ob die Bankenkrise in den Vereinigten Staaten trotz all der stützenden Massnahmen der US-Notenbank Fed ausser Kontrolle gerate, sorgten sich Marktteilnehmer. Hinzu kommen noch weitere, die Aktienmärkte belastende Faktoren wie der Euro, der immer näher an die Marke von 1,60 US-Dollar steigt, der hohe Goldpreis und auch der weiter hohe Ölpreis.


Bereits vor dem Wochenende hatte die Nachricht über den Zustand von Bear Stearns die US-Börsen deutlich belastet. Dass die Talfahrt in vermindertem Tempo weitergeht und zeitweilig sogar gestoppt wurde – der Dow Jones hatte sich kurzfristig gut behauptet gezeigt – begründeten US-Händler damit, dass sich angesichts der heftigen Kursverluste nun wieder vermehrt Schnäppchenjäger auf dem Markt tummelten.


Die Bear-Stearns-Titel, die am Freitag bereits rund die Hälfte ihres Wertes eingebüsst hatten, verloren weitere 85,58 Prozent auf 4,45 Dollar. Die Bank wird im Tagesverlauf zudem noch ihre Zahlen zum ersten Quartal vorlegen. Andere Finanztitel mit Ausnahme von JPMorgan gaben ebenfalls nach: Citigroup verloren 2,83 Prozent auf 19,25 Dollar, American International Group (AIG) sanken um 2,11 Prozent auf 40,31 Dollar. Lehman Brothers brachen um 15,33 Prozent auf 33,24 Dollar ein. Die Bank wird am Dienstag Zahlen zum ersten Quartal vorlegen. Morgan Stanley verloren 6,50 Prozent auf 36,98 Dollar und Merrill Lynch 4,16 auf 41,70 Dollar.


Die drittgrösste US-Bank JPMorgan, die Bear Stearns nun übernehmen wird, profitierte von ihrem Geschäft. Das Papier sprang im Dow Jones um 10,15 Prozent auf 40,25 Dollar nach oben. Die Fed will den Kauf mit einer Risikoübernahme in Höhe von 30 Milliarden Dollar absichern. Zugleich wurde ein neues Kreditprogramm aufgelegt, mit dem sich grosse Wall-Street-Investmentbanken von Montag an Kurzzeitkredite sichern können. Zusätzlich wurde der Diskontsatz um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. JPMorgan will den Kauf über einen Aktientausch abwickeln und gibt je Bear-Stearns-Anteil 0,05473 eigene Aktien. Auf Basis des Schlusskurses vom vergangenen Freitag ergibt dies einen Preis von rund zwei Dollar pro Aktie.


Pharmatitel als defensive Werte in unruhigen Börsenzeiten gehörten überwiegend zu den Gewinnern: Johnson & Johnson stiegen um 0,93 Prozent auf 63,23 Dollar. Merck & Co. rückten um 1,32 Prozent auf 41,51 Dollar vor. Pfizer gewannen 0,92 Prozent auf 20,83 Dollar. An der NASDAQ hatten die Aktien von Adobe Systems bei 31,21 Dollar den tiefsten Stand seit September 2006 markiert, berappelten sich zuletzt aber wieder etwas und verloren 3,53 Prozent auf 31,46 Dollar. Cisco Systems als die am meisten gehandelten Aktien im NASDAQ 100 stiegen um 0,08 auf 24,34 Dollar. Intel und Microsoft standen dahinter ebenfalls leicht im Plus. (awp/mc/ps)

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