Vorschau Richemont: Mit Luxusgütern ist derzeit nur schwer Geld zu machen


Der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont präsentiert morgen Donnerstag die Zahlen für das erste Halbjahr 2002/03. Analysten erwarten einen deutlichen Gewinnrückgang.

Von Christof Moser

Eben noch war alles Gold, was glänzte. Die Wirtschaft brummte, die Karrieremöglichkeiten schienen unbegrenzt, und die Lohnperspektiven machten keine Aussichtsbeschwerden nötig. Wer am Boom teilhatte, brauchte nicht auf Luxus zu verzichten. Den Händlern von Klunkern und Klimbim klimperten die Kassen.

Die Party ist vorbei
Die goldenen Zeiten für die Luxusgüterindustrie gehören aber der Vergangenheit an. «Die Party ist vorbei», stellt eine Studie von Morgan Stanley nüchtern fest. Wenn es um die Beurteilung von Firmen wie Gucci oder LVMH geht, übt sich die Analystenzunft wieder in vornehmer Zurückhaltung.

Tieferer ReingewinnSo auch bei Richemont, dem Schweizer Luxusgüterkonzern, der morgen Donnerstag seine Geschäftszahlen für das erste Semester des Geschäftsjahres 2002/03 präsentiert. Analysten gehen von einem deutlich tieferen Reingewinn aus als in der Vorjahresperiode. Lag der Gewinn im ersten Halbjahr 2001/02 noch bei 425 Millionen Euro, so schwanken die Schätzungen nun zwischen 373 und 403 Millionen Euro.

Sinkende BruttomargeDie Analysten von Sarasin und der Deutschen Bank (DB) rechnen damit, dass der Umsatz bei Richemont durch negative Währungseffekte um vier Prozent geschmälert worden ist. Die Bruttomarge dürfte nach Ansicht der Experten von 64,9 im Vorjahr auf 64,8 Prozent gesunken sein. SSSB rechnet sogar mit einem Rückgang auf 64,2 Prozent.

Höhere Kosten
Die Zürcher Kantonalbank befürchtet Goodwillabschreibungen auf den Uhrenmarken Jaeger-Le Coultre, IWC und Lange & Söhne. Sarasin und Merrill Lynch dagegen rechnen bei Richemont mit gestiegenen operativen Kosten. Um rund drei Prozent sollen diese laut Schätzungen über dem Vorjahr liegen.

Kein Weihnachtswunder
Dass die Geschäfte mit Luxusgütern nicht mehr so gut laufen wie auch schon, liess das Unternehmen bereits im September durchblicken. Prognosen für das Weihnachtsgeschäft seien unmöglich, hiess es bei Richemont. Doch Analysten haben das Unmögliche gewagt und rechnen mit verhaltenen Aussichten. Wegen der kriselnden Konsumentenstimmung und dem schwächelnden US-Dollar sei kein Weihnachtswunder zu erwarten.

Verhaltene AussichtenAuch längerfristig äussern sich die Analysten skeptisch. Bei Lehman Brothers und der ZKB rechnen die Experten auch in den kommenden Quartalen mit einem harzigen Geschäftsverlauf. Nur bei der Deutschen Bank herrscht Optimismus. Wenn der Konjunkturverlauf wieder nach oben zeige, sei 2003/04 wieder mit einem Umsatzwachstum von acht Prozent zu rechnen, heisst es dort.

Richemont 1. Halbjahr: Was Analysten erwarteten ReingewinnUmsatzEbitRatingSSSB4031761177UnderperformJP Morgan3901766n.a.OverweightMerrill Lynch3731746152*BuyLehman Brothers3801743166OverweightDeutsche Bank3811742179BuyEnskilda3881760183AccumulateZKB3851760170Übergewichtenin Mio. Euro
* nur Luxusgüter-Segment

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