WestLB-Verlust überschattet Eigentümergespräche über Bankenzukunft

Der Düsseldorfer Bankkonzern erwartet für das Geschäftsjahr 2007 einen dreistelligen Millionen- Verlust, wie der Vorstand am Montagabend nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrates mitgeteilt hatte. Die US-Hypothekenkrise und Fehlspekulationen drücken die Landesbank in die roten Zahlen. Die Gewinnwarnung wurde mit «erheblichen Kursverlusten von strukturierten Wertpapieren» in den vergangenen Wochen begründet. Während das Land Nordrhein-Westfalen keinen Grund zur Besorgnis sieht, wird in Sparkassenkreisen auf eine schnelle Entscheidung zur künftigen Aufstellung der WestLB gedrängt.


Mega-Zusammenschluss favorisiert
Dem Vernehmen nach gibt es weiterhin noch keinen festen Gesprächstermin, nachdem bei mehreren Treffen im Sommer keine Einigung erzielt wurde. In diesem Jahr soll nach bisherigen Angaben aber noch eine Entscheidung fallen. Die Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen favorisieren einen Mega-Zusammenschluss der nordrhein-westfälischen Landesbank mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zum dann zweitgrössten deutschen Geldhaus. Die Verbände halten die WestLB-Mehrheit. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens lässt ihre Möglichkeiten für den Landesanteil von direkt und indirekt knapp 38 Prozent von einer ausländischen Grossbank prüfen. Ergebnisse werden in der zweiten Novemberhälfte erwartet, wie es am Dienstag im Finanzministerium von NRW hiess.


Abschlussbericht von Wirtschaftsprüfern zu den Fehlspekulationen
NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) wird an diesem Mittwoch im Landtagsfinanzausschuss erwartet. Auf der Tagesordnung stehen die Zukunft der WestLB und der Abschlussbericht von Wirtschaftsprüfern zu den Fehlspekulationen der WestLB. Die WestLB hat im Eigenhandel 604 Millionen Euro verloren. Das führte zu einem Halbjahresverlust des Konzerns vor Steuern von 38 Millionen Euro. Ende August hatte der WestLB-Vorstand noch einen Vorsteuergewinn für das Gesamtjahr 2007 vorhergesagt. Nun wird durch die Krise an den internationalen Finanzmärkten ein Vorsteuerverlust in niedriger dreistelliger Millionenhöhe – also von mehr als 100 Millionen Euro – erwartet.


Aktueller Abschreibungsbedarf
Den aktuellen Abschreibungsbedarf bezifferte die Bank zunächst nicht und verwies auf die Neunmonatszahlen Anfang Dezember. Im ersten Halbjahr 2007 waren 50 Millionen Euro mit Blick auf die US-Hypothekenkrise abgeschrieben worden. Die WestLB könne die Situation schultern, betonte WestLB-Chef Alexander Stuhlmann am Montagabend in einer Mitteilung der Bank. Die Liquiditätsausstattung der Bank sei nach wie vor zufriedenstellend. Erfreulich sei zudem, dass sich die Kerngeschäftsfelder der Bank planmässig positiv entwickelten. Der Vorstand habe bereits Kostensenkungen umgesetzt. Beides trage erheblich dazu bei, Auswirkungen der Marktentwicklung abzufedern.


Keine weiteren personellen Konsequenzen erwartet
Die Aufsichtsratssitzung der WestLB war zu den Fehlspekulationen anberaumt worden, weil ein Abschlussbericht von Wirtschaftsprüfern vorliegt. Der Bericht war von der Bankenaufsicht BaFin in Auftrag gegeben worden. In Branchenkreisen werden keine weiteren personellen Konsequenzen erwartet. Ende Juli waren WestLB-Chef Thomas Fischer und ein weiterer Vorstand abberufen worden. Der Aufsichtsrat fühlte sich damals nicht umfassend über die hochriskanten Wertpapiergeschäfte informiert. Die Fehlspekulationen waren öffentlich bekannt geworden, nachdem die WestLB Anfang April zwei Aktienhändler entlassen hatte. (awp/mc/gh)

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