Atomkraftwerk Mühleberg vor dem Aus – Letzte Betriebswoche beginnt

Das abgeschaltete AKW Mühleberg. (Bild: SRG)

Bern – Der Countdown läuft: Am kommenden Freitag (20. Dezember) stellt erstmals in der Schweiz ein Atomkraftwerk seinen Betrieb ein. Das AKW Mühleberg im Westen von Bern wird nach 47 Betriebsjahren vom Netz genommen.

Anfang 2020 beginnt der Rückbau, der mehr als ein Jahrzehnt andauern wird. Erst 2030 ist das Areal frei von radioaktivem Material. Und erst 2034 wird in Mühleberg wieder eine grüne Wiese stehen – eine Fläche von elf Fussballfeldern, bereit für eine neue Nutzung.

Abschaltung und Rückbau sind für die BKW Energie AG als Betreiberin eine gewaltige Herausforderung. Seit Jahren wird geplant; der genaue Abschalttermin wurde schon 2016 festgelegt.

Im August 2018 wurde der Kern letztmals mit neuem Brennstoff beladen. Seit Anfang November 2019 nimmt die Leistung langsam ab, weil der Brennstoff bald aufgebraucht ist.

Am Morgen des 20. Dezember wird die Leistung nach und nach reduziert, indem Steuerstäbe zwischen den Brennstoff gefahren werden. Punkt 12.30 Uhr ist es dann soweit: Zwei Mitarbeiter im Kontrollraum werden zwei Knöpfe drücken, um das AKW für immer abzuschalten.

Danach wird der Druck im Reaktor abgebaut. Innerhalb von sieben Stunden fällt die Reaktor-Wassertemperatur von 280 auf unter 100 Grad Celsius. Bis am 22. Dezember soll das Herunterfahren abgeschlossen sein.

Rasch mit Rückbau beginnen
Unmittelbar nach den Feiertagen, am 6. Januar 2020, beginnen die Rückbauarbeiten. Sie schliessen also fast nahtlos an die Abschaltung an. Denn was die Kosten mancherorts im Ausland in die Höhe trieb, war die zeitliche Lücke zwischen Abschaltung und Beginn des Rückbaus.

Weil Mühleberg als erstes Schweizer AKW seinen Betrieb einstellt, leistet die BKW Pionierarbeit. Wobei stilllegen weit mehr ist als abschalten: Durchschnittlich 200 Leute der BKW und – je nach Rückbauphase – bis zu 80 externe Fachkräfte werden in den nächsten Jahren in Mühleberg beschäftigt sein.

Wechselvolle Geschichte
Der Bau des Atomkraftwerks unterhalb des Wohlensees begann im Jahr 1967. Der kommerzielle Betrieb wurde am 6. November 1972 aufgenommen. Damals galt Atomkraft landläufig als saubere Energie.

Atomgegner verschafften sich ab den 1970er-Jahren Gehör – mit Demonstrationen, Mahnwachen und dem «Atomkraft? Nein danke»-Button. Doch erst nach zwei verheerenden Reaktorunfällen – 1986 in Tschernobyl, 2011 in Fukushima – setzte sich der Gedanke einer Energiewende politisch durch.

Nachrüstung zu teuer
Nach Fukushima ordnete die Atomaufsicht Ensi an, dass die Schweizer Kernkraftwerke bei der Sicherheit nachbessern müssen. So hätte die BKW etwa bis 2017 die Zuganker ersetzen sollen, welche den Kernmantel stabilisieren. Dieser weist seit längerem Risse auf. Auch verlangte das Ensi eine zweite, von der Aare unabhängige Kühlung.

2013 zog die BKW die Konsequenzen und kündigte an, den Betrieb im Jahr 2019 einzustellen. Das Management kam zum Schluss, dass sich die geforderten Nachrüstungen nicht lohnen würden. Für einen Weiterbetrieb hätte die BKW schätzungsweise zehnmal so viel investieren müssen wie für eine Bewilligung bis 2019. (awp/mc/ps)

KKW Mühleerg

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