Cham Paper Group gibt Papiergeschäft auf und wird zur Immobilienfirma

Philipp Buhofer

Philipp Buhofer, VRP Cham Group. (Foto: CPH)

Cham – Die Cham Paper Group verkauft ihr Spezialpapiergeschäft an die südafrikanische Sappi Gruppe und wird zur reinen Immobiliengesellschaft. Damit geht eine über 350 Jahre alte Tradition in Cham zu Ende – denn bereits 1657 gab es dort eine Papiermühle. Nach Italien verlagert wurde die Produktion bereits vor einigen Jahren, nur noch die Entwicklung und Oberflächenbeschichtung verblieb in Cham. Für das alte Fabrikgelände, das «Papieri»-Areal, hat das Unternehmen bereits einige Pläne – es soll zu einem Stadtquartier umgebaut werden.

In den letzten Monaten sei geprüft worden, wie das Unternehmen nach der Verlagerung der Spezialpapierproduktion aus der Schweiz nach Italien und der Modernisierung der Werke in Carmignano und Condino erfolgreich in die Zukunft gehen könne, teilt die Cham Paper Group am Dienstag mit. Das Spezialpapiergeschäft sei zwar gut aufgestellt und profitabel, aber dennoch zu klein, um sich aus eigener Kraft längerfristig im Markt zu behaupten. Entsprechend sei der Verkauf an die Sappi Gruppe eine optimale Lösung.

Mittelzufluss erhöht Flexibilität für Papieri-Areal
Der Verkauf führe zu einem Mittelzufluss von rund 125 Mio CHF, wodurch sich die Flexibilität für die Entwicklung des «Papieri»-Projekts erhöhe. Mit dem Vollzug der Transaktion wird im ersten Quartal 2018 gerechnet. Durch die absehbar höhere Eigenkapitalquote sei beispielsweise ein höherer Anteil Anlageliegenschaften zulasten der Stockwerkeigentumsquote denkbar, heisst es. Auch Immobilieninvestitionen über das «Papieri»-Areal hinaus sind den Angaben zufolge möglich.

Die Trennung vom Papiergeschäft verlangt eine Änderung des Gesellschaftszwecks. An einer ausserordentlichen Generalversammlung sollen die Aktionäre über das Vorhaben abstimmen. Erforderlich ist eine Zweidrittelmehrheit. Nach Abschluss der Transaktion wird die Gesellschaft neu unter dem Namen «Cham Group» auftreten.

Ferner sei beabsichtigt, die Cham Group-Aktie zu einem attraktiven Dividendentitel zu machen, heisst es weiter. Der Generalversammlung wird vorgeschlagen, ab dem Geschäftsjahr 2017 eine Sockeldividende von mindestens 6,00 CHF auszuschütten. Zum Vergleich: Für das Geschäftsjahr 2016 wurde bekanntlich eine ordentliche Dividende von 4,00 CHF ausgeschüttet. Sobald das «Papieri»-Areal regelmässige Erträge abwirft, was den Angaben zufolge ab 2022 der Fall sein dürfte, werde sich die Dividende am effektiv erzielten Gewinn orientieren.

Baustart Papioeri-Areal 2020/21 geplant
Den Grundstein für die Neugestaltung des Papieri-Areals legte die Cham Paper Group bereits im März 2012 mit einem Gesuch zur Umzonung. Seither arbeiteten die Vertretungen der Grundeigentümerin und der Einwohnergemeinde Cham an der Planung des 120’000 Quadratmeter grossen Areals. Im Herbst 2016 stimmte dann die Chamer Bevölkerung der zukünftigen Entwicklung des Papieri-Areals zu.

Mit den Zahlen zum ersten Halbjahr Mitte August erwartete das Unternehmen den Start der ersten Bauetappe für 2020/21. Andreas Friederich, Leiter des Bereichs Immobilien, rechnet mit einer Entwicklungsphase von insgesamt 15 bis 20 Jahren. Im Endausbau verspricht sich das Unternehmen einen Verkaufserlös aus Eigentumswohnungen in Höhe von 260 Mio CHF, während sich die jährlichen Mieteinnahmen auf über 30 Mio summieren sollen.

Im Januar 2018 starten nun zwei Architektur-Studienauftragsverfahren für die ersten beiden Teiletappen der Entwicklung des Papieri-Areals. Mit den beiden Etappen würden gesamthaft rund 80 Eigentums- und 130 Mietwohnungen sowie 30 preisgünstige Wohneinheiten realisiert, hiess es Ende November. Für jede der beiden Teiletappen sollen je fünf eingeladene Architekturbüros konkrete Projektvorschläge erarbeiten. Nach den Sommerferien 2018 sollen dann die besten Beiträge ausgewählt werden.

Aktie steigt auf Rekordhoch
An der Börse kam die Neuausrichtung gut an. Die Titel kletterten am Dienstag in einem zurückhaltenden Marktumfeld um 2,6% auf 430 CHF. Bei 440 CHF hatten sie zwischenzeitlich ein neues Rekordhoch markiert.

Die Analysten der Neue Helvetische Bank begrüssen den Verkauf des Papiergeschäfts und sehen auch den Preis als «gut» an. Die finanzielle Flexibilität werde damit massgeblich erhöht. Nach dem positiven Abstimmungsentscheid im Herbst entspreche allein das Bauland – ohne Entwicklungspotenzial – einem Wert von bis zu 300 CHF pro Aktie. Die flüssigen Mittel aus dem Verkauf entsprächen nochmals 160-170 CHF je Aktie. Derweil könne das Unternehmen insgesamt bis zu 81 CHF pro Aktie steuerlich begünstigt an die Aktionäre auszahlen. In Summe sei der Titel damit eine «Substanzperle», für die Anleger allerdings Geduld mitbringen müssten. (awp/mc/ps)

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