Brexit gefährdet Erholung der Exportindustrie

Rezession

(Foto: Valerie Potapova - Fotolia)

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Zürich – Weniger britische Touristen, weniger Industrieexporte: Der Brexit-Entscheid stellt den Aufwärtspfad der vom Frankenschock gebeutelten Branchen in Frage. Er könnte deren Erholung verzögern, heisst es im am Mittwoch veröffentlichten Branchenmonitor der Credit Suisse.

Der direkte Effekt läuft über die Wechselkurse: So schmälert das derzeit sehr schwache Pfund die Kaufkraft der Briten im Ausland. Dies dürfte einige Briten von Auslandsferien abhalten. Darunter würden auch Schweizer Hoteliers leiden. Diese hatten in den ersten Monaten dieses Jahren noch von den Briten profitiert. Die Logiernächtezahlen von Gästen aus Grossbritannien waren deutlich höher ausgefallen als in der Vorjahresperiode. Dies dürfte sich gemäss den Ökonomen der Credit Suisse im weiteren Jahresverlauf ändern.

Nicht nur dem Gastgewerbe, auch der Industrie droht nach dem Brexit ein Rückschlag. Die Branche hatte sich in den letzten Monaten allmählich vom Frankenschock erholt. Zwar baute sie im ersten Quartal noch sehr viele Stellen ab. Die Beschäftigung in der Industrie sank verglichen mit dem Vorjahresquartal um 2 Prozent (gemessen in Vollzeitstellen).

Wachstum erwartet
Gleichzeitig steigerte die Industrie erstmals seit dem Frankenschock die Wertschöpfung, wenn auch nur schwach. Im Maschinenbau stiegen die Preise wieder minim, in der Metallindustrie sanken die Umsätze weniger stark und die Lebensmittelindustrie exportierte wieder mehr. Diese zögerliche Erholung könnte nun abgewürgt werden, zum einen ebenfalls wechselkursbedingt. Denn eine starke Aufwertung des Frankens würde gemäss Branchenmonitor die Umsätze von Chemie, Maschinenbau, Metall- und Lebensmittelindustrie gefährden.

Risiko einer erneuten Frankenaufwertung gestiegen
Und laut den Credit-Suisse-Ökonomen hat sich nach dem Brexit-Ja das Risiko einer erneuten Frankenaufwertung gegenüber dem Euro erhöht. Dies obwohl sich der Franken bisher, dank Interventionen der Schweizerischen Nationalbank, nur mässig aufgewertet hat.

Konjunkturelle Abkühlung in der Eurozone als langfristiges Risiko
Nicht nur der starke Franken stellt eine Gefahr dar. Das langfristigere Risiko ist eine konjunkturelle Abkühlung in der Eurozone. Auch dieses Szenario sei mit dem Brexit-Entscheid wahrscheinlicher geworden, schreiben die Ökonomen der Credit Suisse. Darunter leiden würden ebenfalls die Exportbranchen. Die Credit-Suisse-Ökonomen erwarten allerdings nach wie vor, dass die Eurozone im laufenden Jahr wachsen wird. Von einer spürbaren Abkühlung der europäischen Konjunktur gehen sie nicht aus.

Angespannt bleibe die Lage so oder so im Uhrensektor. Daran dürfte sich in nächster Zeit nichts ändern, lautet die Prognose. Begründet wird dies mit der Konjunkturverlangsamung in China und den auf dem globalen Tourismus lastenden Unsicherheiten. (awp/mc/pg)

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