CS Retail Outlook 2017: Schweizer Detailhandel im Umbruch

Detailhandel

(Foto: Fotolia / stockphoto-graf)

Zürich – Die Credit Suisse hat heute gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Fuhrer & Hotz die neueste Ausgabe der jährlich erscheinenden Studie «Retail Outlook» veröffentlicht. Auch im zweiten Jahr nach der Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurses sanken die Detailhandelsumsätze und zwar um 1.0%. Für das Jahr 2017 erwarten die Ökonomen der Credit Suisse stagnierende Umsätze, was nach dem Negativtrend der letzten zwei Jahre einer Stabilisierung gleichkommt. Auch die von Fuhrer & Hotz befragten Branchenvertreter sehen die Lage optimistischer als noch im Vorjahr: Rund 60% gehen von einem Umsatzplus aus. Der Einkaufstourismus, der 2016 dank eines relativ stabilen EUR/CHF-Wechselkurses auf hohem Niveau stagnierte, dürfte auch 2017 etwa gleich stark bleiben. Mit einem Angebots-Nachfrage-Modell schätzen die Ökonomen der Credit Suisse zudem die regionale Versorgungsdichte im stationären Detailhandel und zeigen auf, dass diese bereits zwischen 2011 und 2013 – im Nachgang zur vorletzten Frankenaufwertung – abnahm. Mitunter am ausgeprägtesten war der Rückgang im Raum Basel, wo die Detailhändler dem Einkaufstourismus stärker ausgesetzt sind.

Auch 2016 sah sich der Schweizer Detailhandel mit einem herausfordernden Jahr konfrontiert. Gemäss den Ökonomen der Credit Suisse sank die reale Nachfrage, was zusammen mit leicht tieferen Preisen auch im zweiten Jahr nach der Aufhebung des EUR/CHF-Mindestkurses zu rückläufigen nominalen Branchenumsätzen führte (1.0% ggü. 2015). Allerdings hat sich die Abwärtsdynamik gemäss den Ökonomen in gewissen Segmenten merklich verlangsamt. Die einzelnen Bereiche entwickelten sich 2016 jedoch sehr unterschiedlich: Während der Food-Detailhandel wieder ein leichtes nominales Umsatzwachstum verzeichnen konnte (+0.2% ggü. Vorjahr), litten die Detailhändler im Non-Food-Segment immer noch unter einem zum Teil deutlichen Umsatzrückgang, der sich im Vergleich zu 2015 nur leicht abschwächte. Innerhalb des Non-Food-Detailhandels gerieten die Bekleidungs- und Schuhdetailhändler verstärkt in Schieflage. So nahm deren Umsatzminus gegenüber 2015 nochmals deutlich zu (2016: –7.8% ggü. Vorjahr, 2015: –4.1%).

Einkaufstourismus auf dem Vorjahresniveau
Der Einkaufstourismus stabilisierte sich 2016 auf sehr hohem Niveau. Dies lässt sich aufgrund der Mehrwertsteuereinnahmen an den Schweizer Grenzzöllen vermuten. Während sich die Auslandeinkäufe vor Ort im abgelaufenen Jahr leicht zurückgebildet haben dürften (–6.2% ggü. 2015), gehen die Ökonomen der Credit Suisse davon aus, dass der grenzüberschreitende Onlinehandel weiterhin von einer starken Wachstumsdynamik profitierte. Insgesamt dürfte 2016 jeder zehnte Detailhandels-Franken im Ausland ausgegeben worden sein.

2017: Zu schwache Impulse für ein deutliches Umsatzwachstum
Für den gesamten Detailhandel gehen die Credit Suisse-Ökonomen für 2017 von einer Stagnation der nominalen Umsätze aus – was nach den schwachen Vorjahren einer Stabilisierung gleichkommt. Für eine dynamischere Erholung fehlen gemäss Einschätzung der Ökonomen deutliche Wachstumsimpulse aus der Gesamtwirtschaft. Sie gehen davon aus, dass sich die Konsumentenstimmung aufgrund der stagnierenden Arbeitslosenquote 2017 höchstens zögerlich verbessern wird. Da 2017 die Inflation in die Schweiz zurückkehren dürfte, wird die Konsumkaufkraft trotz geringfügigen Nominallohnerhöhungen kaum zunehmen. Sofern der Franken gegenüber dem Euro nicht nochmals deutlich aufwertet, dürften die stationären Auslandeinkäufe der Schweizer Bevölkerung 2017 zudem zwar nicht weiter zu-, aber höchstens leicht abnehmen. Somit wird die reale Nachfrage in erster Linie dank des Bevölkerungswachstums 2017 leicht zulegen. Die Detailhandelspreise dürften jedoch wie in den vergangenen Jahren auch 2017 sinken. Im Hinblick auf die verhaltenen Branchenaussichten fallen auch die Verkaufsflächen-Expansionspläne der Umfrageteilnehmer von Fuhrer & Hotz für 2017 so defensiv aus wie seit 2009 nicht mehr. Dabei sind die Pläne der Food-Detaillisten offensiver als diejenigen der Non-Food-Detailhändler. Trotzdem nehmen die von Fuhrer & Hotz befragten Detailhändler und Hersteller das Jahr 2017 hoffnungsvoll in Angriff: Rund 60% gehen für 2017 von einem Umsatzplus aus.

Food/Near-Food-Segment wird sich 2017 besser entwickeln als der Non-Food-Bereich
Vom leichten realen Nachfragewachstum werden in erster Linie die Detaillisten des Food/Near-Food-Segments profitieren. Zudem sollten diese die Preise 2017 im Vergleich zum Vorjahr in etwa halten können. Im Non-Food-Segment dürften die Preise jedoch auch 2017 rückläufig bleiben. So dürften die nominalen Umsätze im Food-Detailhandel leicht wachsen, während das Non-Food-Segment weiterhin mit einem Umsatzrückgang konfrontiert sein wird, der aber schwächer ausfällt als 2016.

Das Wachstum im Onlinehandel setzt sich mit aller Kraft fort
Für die momentan herausfordernde Situation vieler stationärer Non-Food-Detailhändler ist unter anderem der aufstrebende E-Commerce mitverantwortlich. Schweizer Konsumenten kauften 2015 Waren im Internet im Wert von schätzungsweise CHF 7.5 Mrd. ein, also rund 5% aller Detailhandelsumsätze. In den letzten sieben Jahren verzeichnete der E-Commerce ein eindrückliches Wachstum von jährlich 6.4%. Dieses Wachstum dürfte sich künftig dynamisch fortsetzen. Die Ökonomen der Credit Suisse gehen in ihrem aktualisierten Onlinehandel-Szenario davon aus, dass der Anteil des E-Commerce an den Detailhandelsumsätzen innerhalb der nächsten fünf Jahre auf über 10% ansteigen wird. Besonders im Bekleidungs- und Heimelektroniksegment dürfte der E-Commerce bis 2022 einen erheblichen Anteil der Gesamtumsätze auf sich vereinen (27% bzw. 38%).

Zentren weisen die höchste Versorgungsdichte auf
Im diesjährigen Schwerpunktthema der Studie schätzen die Ökonomen der Credit Suisse mit Hilfe eines Angebot-Nachfrage-Modells die regionale Versorgungsdichte im stationären Detailhandel. Diese ist in den Schweizer Zentren und Agglomerationen überdurchschnittlich hoch. Abgesehen von den touristischen Gemeinden weisen ländliche Gebiete hingegen eine unterdurchschnittliche Versorgungsdichte auf. In vielen Regionen nahm das Verhältnis von Angebot (gemessen in Vollzeitstellen) und Nachfrage im stationären Detailhandel zwischen 2011 und 2013 ab. Zudem zeigen die Ökonomen der Credit Suisse auf, dass die Beschäftigung im Detailhandel in den meisten grossen Innenstädten – mit wenigen Ausnahmen wie zum Beispiel Luzern – abnahm, während in den Aussenquartieren teilweise ein Stellenaufbau zu beobachten war. Für den Rückgang der Beschäftigung in den Innenstädten war gemäss den Ökonomen der Credit Suisse unter anderem die Entwicklung der Mieten für Verkaufsflächen an Toplagen verantwortlich.

Deutlicher Stellenabbau bei Detailhändlern in Basel
Die regionale Betrachtung der Entwicklung der Versorgungsdichte zeigt auch die Folgen des bereits 2011 stark angestiegenen Einkaufstourismus auf. Detaillisten in Grenzgemeinden von Deutschland und Frankreich verzeichneten 2013 im Vergleich zu 2011 5.4% und 3.4% weniger Vollzeitstellen – die Stadt Basel sogar 6.6% weniger. Schweizweit betrug der Rückgang 2.1%. Der Anstieg des Einkaufstourismus im Nachgang zur Frankenaufwertung 2010/2011 traf demnach vor allem die Detailhändler im Raum Basel überproportional stark.

Die Publikation «Retail Outlook 2017 – Schweizer Detailhandel im Umbruch» finden Sie im Internet in Deutsch, Französisch und Italienisch unter:
www.credit-suisse.com/publications (Märkte und Trends/Schweizer Wirtschaft)

Exit mobile version