Fachkräfte Finance: Hays beurteilt Q4 2014 positiv

Anlage

 (Bild: © Sergej Khackimullin – Fotolia.com)

Gero Knüfer, Senior Department Manager bei der Hays (Schweiz) AG, zum Fachkräfte-Index Finance Q3/Q4 2014.

Wie lautet Ihr grundsätzliches Fazit für das letzte Quartal? Sehen Sie die Entwicklung positiv oder negativ?

Das letzte Quartal sehen wir durchaus positiv. Sicherlich verzeichneten wir vereinzelt Rückgänge, wir können darin aber keinen gesamtwirtschaftlichen Trend erkennen. Im aktuellen Quartal dreht sich nun alles um die Regulierung des Schweizer Frankens. Doch bleibt zunächst einmal abzuwarten, wo sich der Frankenkurs einpendeln wird. Dass sich ein starker Franken auf das Schweizer Exportgeschäft auswirken wird, ist unstrittig. Inwiefern allerdings der gesamte Finance-Markt in der Schweiz davon betroffen sein wird, ist noch offen.

Einmal mehr die Frage: Ist in den aktuellen Zahlen bereits eine Auswirkung der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative feststellbar? In welchen Bereichen wird sich Ihrer Ansicht nach die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative besonders stark auswirken?

Nein, aktuell haben wir noch keine grossen oder direkten Auswirkungen der Masseneinwanderungsinitiative spüren können – von Einzelfällen mal abgesehen. Aktuell wirkt sich die Annahme der Initiative eher auf den Kandidatenmarkt aus: Potenzielle Mitarbeiter aus dem Ausland überlegen sich häufiger, ob sie nun einem Umzug in die Schweiz zustimmen wollen oder nicht. Allerdings beruhen die meisten Vorbehalte auf Unwissenheit und sind daher auch leichter auszuräumen. Grundsätzlich kann man sagen, je höher die Spezialisierung einer zu besetzenden Position ist, desto weniger problematisch wird auch die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative für die Unternehmen sein – da es einfach auch weniger Personen auf dem heimischen Markt gibt, die eine solche Position besetzen könnten.

Nach einigen Quartalen sehr positiver Nachfrageentwicklung sind im letzten Quartal 2014 die zwei Bereichsindizes Auditor und Risikomanager deutlich eingeknickt. Wie ist das zu erklären? Wird diese Tendenz in den nächsten Quartalen anhalten?

Es ist immer verhältnismässig schwierig zu erklären, warum die Nachfrage eines einzelnen Skill-Bereichs plötzlich nachlässt oder kurzfristig einknickt. In diesem Fall sieht man allerdings sehr schön, dass die Nachfrage in den letzten Quartalen immer weiter gestiegen ist. Daher musste irgendwann ein „Peak“ erreicht werden. Die Entwicklung im aktuellen Quartal wirkt nun zwar wie ein Rückgang, im Vergleich zu Q1 und Q2 fällt die Nachfrage aber immer noch hoch aus. Ich denke, in den nächsten Quartalen werden die Einstellungszahlen in den beiden Bereichen noch ein wenig fallen, danach aber sicherlich auf einem hohen Niveau verbleiben.

Ein Blick auf Gesamtnachfrage zeigt, dass Mitte 2014 offenbar ein Plateau erreicht wurde. Wie wird sich in dieser Situation die Aufhebung der Frankenkursuntergrenze auf die Nachfrage nach Fachkräften in der Finanzbranche auswirken? Welche Skill-Bereiche dürften am stärksten betroffen sein, welche am wenigsten?

Die Aufhebung der Frankenkursuntergrenze wirkt sich vor allem stark auf Firmen aus, die im Exportgeschäft unterwegs sind. Daher wird dort momentan eher eine vorsichtige Einstellungspolitik betrieben. Dennoch müssen auch diese Firmen erst einmal schauen, wie sich der Frankenkurs weiterhin entwickelt, bevor hier ganze Strategien und Pläne geändert werden. In der Finanzbranche wird vielleicht etwas zurückhaltender eingestellt werden, aber es wird keine Skill-Gruppe voll treffen.

Ein zusammenfassender Ausblick: Welche Entwicklungen erwarten Sie für die erste Jahreshälfte 2015?

Dass der Bundesrat endlich die Pläne zur konkreten Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative auf den Tisch gelegt hat, wird sich positiv auf die Wirtschaftsstimmung im Lande auswirken. Der Lösungsvorschlag macht die Umsetzung planbar(er) für die Wirtschaft, auch wenn er keine grosse Überraschung darstellt. Die mediale Berichterstattung über die Initiative ist nun – ein Jahr nach der Abstimmung – aber auch merklich zurückgegangen, und das Ganze wird nicht mehr so heiss diskutiert, wie in der Zeit unmittelbar danach.

Deutlich spürbarere Auswirkungen auf verschiedene Unternehmen hat daher meines Erachtens momentan die Aufhebung der Frankenuntergrenze. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass zwar der Verkauf ins Ausland teurer wird, gleichzeitig aber der Einkauf ausländischer Produkte wie Dienstleistungen oder Materialien für heimische Unternehmen auch günstiger wird. Somit sollte man auch nicht unbedingt jedes Sparprogramm automatisch mit der Aufhebung der Frankenkursuntergrenze in Verbindung bringen: Eventuell hat es damit nichts zu tun und wurde vielmehr langfristig geplant. Dennoch ist der starke Franken ein sicherlich nicht zu unterschätzender Faktor, und ich bin durchaus gespannt, wie sich die Situation weiterentwickelt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die nächsten Quartale aufgrund der Aufhebung des Frankenkurses sicher sehr spannend werden. Was allerdings auch sicher ist: Je nach Art der Spezialisierung werden Spezialisten in der Finanzwelt weiterhin gesucht werden. Mit entsprechend grossem Interesse sehen wir der ersten Jahreshälfte entgegen. (Hays/mc/pg)

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