Gewerkschaften kritisieren ungleiche Löhne

Paul Rechsteiner

SGB-Präsident Paul Rechsteiner.

Bern – Trotz 30 Jahren Lohngleichheitsartikel und 15 Jahren Gleichstellungsgesetz: Frauen sind nicht nur weniger in die Erwerbswelt integriert, sie werden – gesetzeswidrig – auch in der Entlöhnung für gleichwertige Arbeit nach wie vor diskriminiert. Das muss endlich ändern, fordert der SGB.

«Besonders alarmierend ist, dass sich diese Diskriminierung in den letzten Jahren gar noch verschärft hat», sagte SGB-Präsident Paul Rechsteiner heute anlässlich einer Medienkonferenz des SGB und seiner Gewerkschaften. «Auch der vor zwei Jahren als innovativer Schweizer Weg gestartete Versuch, die unhaltbare Lohndiskriminierung der Frauen im Rahmen des sogenannten Lohngleichheitsdialogs zu beseitigen, hat bisher nur ernüchternde Resultate gebracht.» Ändere sich dies nicht, «so braucht es griffigere staatliche und gesetzliche Massnahmen. Wir denken dabei vor allem an Behörden mit Untersuchungs- und Durchsetzungskompetenz, wie sie die AutorInnen der Evaluation des Gleichstellungsgesetzes 2006 in den Raum gestellt haben.» Rechsteiner rief die Frauenmehrheit im Bundesrat auf, «tatkräftig mitzuhelfen, dass der fortwährende Skandal der verfassungsverletzenden Lohnungleichheit endlich aufhört.»

Nationaler Aktions- und Streiktag am 14. Juni
SGB-Zentralsekretärin Christina Werder kritisierte, dass sich bis heute nur zehn Unternehmen und zwei Verwaltungen dem Lohngleichheitsdialog angeschlossen hätten. Deshalb würden die Gewerkschaften am 14. Juni, dem nationalen Aktions- und Streiktag, für speziellen Druck von unten sorgen, damit es bei der Lohngleichheit endlich einen kräftigen Schub vorwärts gehe.

Desinteresse auf Arbeitgeberseite
Auch SGB-Vizepräsidentin und Unia-GL-Mitglied Vania Alleva prangerte das Desinteresse auf Arbeitgeberseite an. In der Maschinenindustrie betrage die Lohndiskriminierung immer noch 14,2%, im Detailhandel 11,1%, in der Lebensmittelindustrie 12,8% und bei den Banken/Versicherungen 8,7%. Ihre Folgerung: «Arbeitgeber, die sich dem Dialog verweigern, wollen offenbar die Löhne der Frauen gar nicht anpassen, denn Lohngleichheit ist nicht gratis zu haben. Positive Ausnahmen, die sich zur Teilnahme am Lohngleichheitsdialog entschlossen haben, sind etwa das Unternehmen Tornos in der Maschinenindustrie, Audémars Piguet in der Uhrenindustrie oder McDonalds im Gastgewerbe.»

SBB zieht mit
Der SEV, die Gewerkschaft des Verkehrspersonals, fordert vorerst die grossen Betriebe auf, am Lohngleichheitsdialog mitzumachen. «Die SBB haben sich bereit erklärt, mit den Sozialpartnern eine Beteiligung am Lohngleichheitsdialog zu diskutieren und verbindlich zu regeln», sagte SEV-Präsident und SGB-Vize Giorgio Tuti. Schriftlich aufgefordert worden seien auch BLS und RhB. «Der SEV wird diese Betriebe am 14. Juni besuchen und die Teilnahme auch mündlich einfordern.» Die regionalen Betriebe würden dann später angegangen, wenn die grossen Unternehmen als gutes Beispiel vorangingen.

Erfolgreicher Lohndialog mit der Post
Einen erfolgreich abgeschlossenen Lohndialog kann die Gewerkschaft Syndicom mit der Post vermelden. Es war keine Lohnkorrektur nötig. Nunmehr hat Syndicom auch die Swisscom zum Mitmachen überzeugt. Dagegen harze es – so Syndicom-GL-Mitglied Bernadette Häfliger-Berger – in der grafischen Industrie und in der Medienbranche. Auch Syndicom will «im Rahmen der Aktionen zum 14. Juni Betriebe davon überzeugen, dem Lohngleichheitsdialog möglichst rasch beizutreten.»

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