Gurit büsst 2022 wegen Flaute im Windenergie-Geschäft Profitabilität ein

Mitja Schulz

Gurit-CEO Mitja Schulz.

Wattwil – Der Spezialkunststoff-Hersteller Gurit hat im vergangenen Jahr operativ weniger verdient. Der Betriebsgewinn EBIT sank um 4,7 Prozent auf 22,3 Millionen Franken.

Die Betriebsgewinnmarge fiel auf 4,5 Prozent von 5,0 Prozent im Vorjahr, wie das Ostschweizer Unternehmen am Donnerstag in einem Communiqué bekanntgab. Ohne Veräusserungseffekte, Restrukturierungs- und Wertminderungsaufwendungen wäre die Marge gar auf 2,3 Prozent geschmolzen von 7 Prozent im Vorjahr.

Unter dem Strich blieb der Reingewinn beinahe stabil bei 9,1 Millionen Franken. Das ist ein leichtes Minus von 0,6 Prozent, wie Gurit weiter schrieb.

Gurit will dennoch auf eine Dividende verzichten wegen des Verschuldungsgrads als Folge der Übernahme der dänischen Fiberline und dem gegenwärtigen Profitabilitätsniveau. Im Vorjahr hatte Gurit 0,70 Franken bezahlt, wenn man den Aktiensplitt von 1:10 berücksichtigt.

Mit den Zahlen hat Gurit die Erwartungen der Finanzgemeinde beim EBIT und bei der Marge übertroffen, beim Reingewinn und bei der Dividende klar verfehlt. Analysten hatten im Schnitt gemäss der Nachrichtenagentur AWP mit einer Dividende von 0,97 Franken je Aktie gerechnet, wobei die Pessimisten allerdings von keiner Dividende ausgegangen waren, während die Optimisten 2,00 Franken erwartet hatten.

Flaute im Windmarkt im Westen
Den Umsatz hatte Gurit bereits im Januar bekanntgegeben. Dieser nahm um 6,7 Prozent auf 499,5 Millionen Franken zu.

Zur Steigerung haben Übernahmen beigetragen. Gurit hatte die Firma Fiberline übernommen und den Geschäftsbereich Aerospace verkauft. Ohne Akquisitionseffekte wäre der Umsatz um 12 Prozent gesunken.

Der Nettoumsatz der fortgeführten Geschäftsbereiche belief sich auf 488,6 Millionen. Das ist ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei machte Gurit die Aufwertung des Frankens zu schaffen. Zu konstanten Wechselkursen wäre der fortgeführte Umsatz um 17 Prozent gewachsen, schrieb das Unternehmen.

«Unsere Kunden in China verzeichneten im Jahr 2022 ein starkes Geschäftswachstum», schrieb Gurit. Allerdings sei der Preiskampf sehr intensiv gewesen. Im Gegensatz dazu hätten die Kunden aus westlichen Ländern ihre Produktion gedrosselt und würden unter einer schweren Ertragskrise leiden. Diese werde auch noch im laufenden Jahr anhalten.

Gleichzeitig machte die Inflation Gurit zu schaffen. Die Kosten für Material, Transport und Personal sowie Energie seien stark gestiegen, vor allem in Europa. Dies habe Gurit zu Preiserhöhungen gezwungen, welche die Kunden in finanziellen Stress gebracht habe.

450 bis 510 Mio Umsatz erwartet
Für das laufende Jahr rechnet Gurit mit einem Umsatz von 450 bis 510 Millionen Franken. Die Betriebsgewinnmarge werde bei 2 bis 5 Prozent erwartet. Darin sind allerdings Effekte von Akquisitionen und Verkäufen, Restrukturierungskosten sowie Wertminderungen nicht enthalten.

Das Marine- und Industriegeschäft dürfte weiter wachsen, schrieb Gurit. Der Windmarkt in China werde ebenfalls weiter zulegen. Dagegen seien die Aussichten für Windrotoren in westlichen Ländern reduziert. «Unsere Restrukturierungsprogramme und die Erholung des westlichen Formengeschäfts werden sich positiv auf die Finanzergebnisse auswirken», schrieb Gurit.

Für die Zeit nach 2023 erwarte man weltweit eine sehr positive Wachstumsdynamik für die Windenergie. Diese werde von den grossen Subventionsprogrammen der USA und der EU beflügelt. (awp/mc/ps)

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