Wattwil – Beim Spezialkunststoff-Hersteller Gurit haben im ersten Halbjahr Restrukturierungskosten massiv aufs Ergebnis durchgeschlagen. Unter dem Strich erlitt das Ostschweizer Unternehmen einen happigen Verlust. Auch der Umsatz tauchte markant.
Insgesamt verbuchte Gurit wegen der Schliessung des Karbonfasergeschäfts im ersten Halbjahr einen Goodwillabschreiber von 64,2 Millionen Franken, wie die Firma am Mittwoch bekannt gab. Dies führte zu einem Betriebsverlust von 58,4 Millionen, nachdem Gurit im Vorjahr noch einen operativen Gewinn von 9,9 Millionen erzielt hatte.
Unter dem Strich schwoll der Reinverlust gar auf 68,3 Millionen Franken an nach einer schwarzen Null im Vorjahressemester.
Umsatz gefallen
Ohne die Restrukturierungskosten hätte Gurit operativ schwarze Zahlen geschrieben. Allerdings litt auch hier das Geschäft. Der bereinigte Betriebsgewinn fiel auf 9,3 Millionen Franken nach 11,6 Millionen vor einem Jahr. Immerhin: Die bereinigte Betriebsgewinnmarge stieg auf 5,7 Prozent von 5,4 im ersten Semester 2024.
Der Gruppenumsatz sackte in den ersten sechs Monaten um 22,9 Prozent auf 164,7 Millionen Franken ab. In Lokalwährungen stand ein Minus von 20,1 Prozent zu Buche.
Mit den Zahlen hat Gurit die Erwartungen der Analysten beim Umsatz verfehlt, beim bereinigten operativen Ergebnis und der Marge indes übertroffen.
US-Zölle mit grossem indirekten Einfluss
Die Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump hatten im ersten Halbjahr nur begrenzte Auswirkungen auf Gurit: Auf Waren und Dienstleistungen, die Gurit in die USA exportiert, fiel lediglich ein geringer einstelliger Umsatzrückgang und eine geringe Gewinneinbusse an. Diese seien aber durch Preiserhöhungen und Anpassungen der Beschaffungsstrategien abgefedert worden, hiess es.
Viel grösser seien die indirekten Folgen gewesen: Kunden hätten ihre Bestellungen reduziert, da sie einen Teil ihrer Produktion verlagern mussten oder planten. Zudem seien Investitionen verschoben worden. Gurit schätzt, dass dies sowohl auf den Umsatz im Bereich Marine, Industrie und im Bereich Wind Manufacturing einen hohen einstelligen Einfluss hatte mit einem entsprechenden Gewinnrückgang.
Die direkten Auswirkungen dürften in der zweiten Jahreshälfte weiterhin begrenzt sein. «Die indirekten Auswirkungen werden sich verbessern, sobald die Kunden ihre Lieferketten angepasst haben», schrieb Gurit.
Umsatztaucher in allen Divisionen
Im mit Abstand wichtigsten Geschäft «Wind Materials» stürzte der Umsatz um ein Viertel auf 105 Millionen Franken. Die Verkäufe hätten unter der Schliessung des Karbonfasergeschäfts gelitten. Dafür habe man die Profitabilität verbessern können.
Die beiden kleineren Bereiche «Manufacturing Solutions» (-27,7 Prozent) und «Marine and Industrial» (-13,4 Prozent) hätten aber die Verunsicherung der Kunden wegen der angekündigten Zölle gespürt. Immerhin habe sich bei «Manufacturing Solutions» das Indien-Geschäft besser als erhofft entwickelt.
Ausblick bestätigt
Für das laufende Jahr erwartet Gurit weiterhin eine bereinigte Betriebsgewinnmarge in der Grössenordnung von 2024. Damals wurde ein Wert von 6,9 Prozent erreicht.
Neu gab Gurit jetzt auch eine Umsatzprognose ab: Im Gesamtjahr wolle man Verkäufe von rund 300 Millionen Franken erzielen, hiess es. Die Kosteneinsparungen sollten sich später im zweiten Halbjahr positiv auswirken.
Das Unternehmen bestätigte ausserdem sein mittelfristiges Ziel, eine operative Gewinnmarge von 10 Prozent zu erreichen. Gurit rechnet mit einem Wachstum im mittleren einstelligen Bereich in seinem Windgeschäft und einem Wachstum im hohen einstelligen Bereich in seinen Nicht-Windgeschäften. (awp/mc/pg)