Zürich – Gero Knüfer, Senior Department Manager bei der Hays (Schweiz) AG, beleuchtet auf Anfrage einige der wichtigsten Aspekte des aktuellen Fachkräfte Index.
Wie lautet Ihr grundsätzliches Fazit für dieses Quartal? Sehen Sie die Entwicklung positiv oder negativ?
Gero Knüfer: Momentan sehen wir die Entwicklung durchaus positiv; wir verzeichnen weiterhin eine Vielzahl an offenen Positionen und registrieren bisher keine Marktkonsolidierung.
Es fällt auf, dass noch immer drei von fünf Spezialisierungen unter dem Stand von Anfang 2011 stehen. Allerdings ist bei vier Spezialisierungen die Nachfrage gestiegen. Sind wir durch die Talsohle hindurch?
Grundsätzlich sehen wir schon Tendenzen, die andeuten, dass wir durch die Talsohle hindurch sind. Allerdings bleibt natürlich abzuwarten, wie sich die nächsten beiden Quartale entwickeln. Wir verzeichnen jedoch Anfragen in allen Bereichen der Finanzmärkte. Generell geht der Trend in Richtung Qualität: Es wird der beste Kandidat gesucht und nicht irgendein Kandidat, der gerade zur Verfügung steht. Damit verschwindet auch eine gewisse Leichtigkeit der Rekrutierung, während gleichzeitig die Weiterqualifizierung für wechselwillige Kandidaten immer wichtiger wird.
Insbesondere die Spezialisierungen Controller und Risikomanager mussten die letzten Quartale unten durch, zeigen nun aber bereits das zweite Quartal in Folge eine gewisse Erholung. Rechnen Sie damit, dass diese positive Tendenz anhalten wird?
Gerade bei Controllern rechnen wir damit, dass diese positive Tendenz anhält. Bei Risikomanagern ist diese Frage schwieriger zu beantworten. Ich gehe eher davon aus, dass die Nachfrage stagnieren wird. Wenn sie steigen sollte, dann sicherlich nur leicht.
Die Nachfrage nach Auditoren erlebte im 1. Quartal einen scharfen Knick nach unten, hat sich schon dieses Quartal aber wieder erholt. Haben Sie eine Erklärung für den Ausreisser?
Das ist eine gute Frage. Dafür kann es mehrere Gründe haben: Zum einen beenden die meisten Firmen ihre Geschäftsjahre auch mit dem Kalenderjahr, so dass die Nachfrage generell im Januar und Februar abnimmt, da erst wieder die Einstellungspolitik des neuen Jahres verabschiedet werden muss. Zum anderen sind Auditoren generell nicht so häufig gefragt wie beispielsweise Controller oder Accountants; geringe Verschiebungen haben dort natürlich auch grössere statistische Auswirkungen.
Welche Entwicklung erwarten Sie in den nächsten zwei bis vier Quartalen? Wagen Sie da eine Vorhersage?
Wir glauben, dass sich der Markt weiter erholen wird. Sicherlich werden einzelne Bereiche geringer wachsen als andere, aber wir sehen einen allgemeinen Trend zu weiteren Einstellungen – solange nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt.
Gibt es in der Finanzbranche gewisse Zyklen, die sich in den Zahlen hier zeigen?
Ganz klar! Die Finanzbranche ist ein Frühindikator für Wirtschaftszyklen. In der letzten Wirtschaftskrise hat sich gezeigt, dass Krisen in Zukunft häufiger auftreten, dafür aber auch schneller wieder vorbei sind. Zudem wirken sich die Krisen stärker auf die Finanzbranche aus, weil hier die Unternehmenszahlen verwaltet werden. In einer herstellenden Branche etwa sind die Auftragsbücher zum Krisenbeginn noch voll und die Produktion läuft zunächst noch weiter, während die „Financer“ des Unternehmens schon den Rückgang der Auftragseingänge verzeichnen. Dadurch macht sich die Krise bei den Mitarbeitern der Produktion erst später bemerkbar. Zudem wird in Krisenzeiten eher weniger in Stabsbereichen denn in den operativen Bereichen eingestellt.
Über Hays:
Hays ist weltweit führend in der Rekrutierung von Spezialisten und besetzt Projekte und Positionen mit Experten der Fachrichtungen Accounting & Finance, Construction & Property, Engineering, Financial Services, IT, Legal und Life Sciences. Hays verfügt über einen ständig wachsenden Pool mit Spezialisten für freiberufliche Projekteinsätze, temporäre Beschäftigungen oder Festanstellungen. Hays (Schweiz) AG gehört zum britischen Konzern Hays plc, dem internationalen Recruitment-Spezialisten mit 245 Büros in 33 Ländern.