KPMG: Grosse Ungewissheit in den Wirtschaftsregionen

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(Foto: Valerie Potapova - Fotolia)

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Zürich – Die anhaltende Frankenstärke, der Fachkräftemangel und die Unternehmenssteuerreform III sind aktuell die drei grössten Herausforderungen der Schweizer Wirtschaft. Insgesamt ist der Wirtschaftsstandort von zahlreichen Unsicherheiten geprägt, deren Ausprägung sich in den einzelnen Regionen aber teils deutlich unterscheidet. Dies zeigt eine Umfrage von KPMG bei zehn kantonalen Handels- und Industriekammern.

Die Schweizer Wirtschaft ist verunsichert. Die Hauptgründe dafür sind die anhaltende Frankenstärke, ein bereits bestehender oder drohender Fachkräftemangel, weil noch nicht feststeht, wie die Masseneinwanderungsinitiative (MEI) umgesetzt wird, und die hängige Unternehmenssteuerreform III (USR III). Die stetig zunehmende Regulierungsdichte trägt ebenso zur allgemeinen Verunsicherung bei wie das ungeklärte bilaterale Verhältnis der Schweiz zur EU.

Dieses Bild ergibt sich aus einer qualitativen Umfrage, die KPMG bei zehn Handels- und Industriekammern in den Kantonen Basel, Bern, Genf, Luzern, Neuenburg, St. Gallen/ Appenzell, Tessin, Waadt, Zug und Zürich in Interviewform durchgeführt hat. Deren Spitzenvertreter äusserten sich zu den grössten unternehmerischen Herausforderungen in den betreffenden Wirtschaftsregionen, zu politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen, zu volkswirtschaftlichen Kriterien sowie zu spezifischen Stärken und Schwächen der regionalen Wirtschaft.

Frankenstärke, Fachkräftemangel und USR III als grösste Herausforderungen in allen Regionen
Der hohe Aussenwert der Landeswährung, der Fachkräftemangel und die USR III sind die weitaus meistgenannten Herausforderungen der regionalen Unternehmen. Bei der Frage nach der Wichtigkeit verschiedener politischer Rahmenbedingungen dominiert klar die Regelung des bilateralen Verhältnisses zur EU und damit zu den wichtigsten Handelspartnern. Die nach wie vor unklare Umsetzung der MEI und die drohende weitere Verknappung der Verfügbarkeit von ausländischen Fachkräften hat in sämtlichen Wirtschaftsregionen grosse Verunsicherung ausgelöst. Bereits heute vermögen die vom Bund gesprochenen Kontingente die Nachfrage aus den Kantonen kaum noch zu decken.

Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung sowie Produktion und Supportdienstleistungen werden teils seit längerem ins Ausland verlagert. Umso wichtiger ist es den Befragten, dass die politischen Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass am Wirtschaftsstandort Schweiz alle wichtigen Elemente der Wertschöpfungskette erhalten bleiben. In diesem Zusammenhang wird einer wesentlich flexibleren Ausgestaltung der Arbeitszeiterfassung hohe Bedeutung beigemessen, und die neu eingeführte Regelung des Bundes wird in allen Regionen kritisiert.

Intensiverer innerschweizerischer Steuerwettbewerb
Der Stellenwert tiefer ordentlicher Steuersätze ist regional unterschiedlich. Grundsätzlich wird eine moderate steuerliche Belastung für juristische und natürliche Personen von allen Handels- und Industriekammern als wichtig erachtet, aber immer in Kombination mit weiteren, für die Standortattraktivität ebenfalls relevanten Faktoren. Die neuen steuerlichen Instrumente, wie sie mit der USR III eingeführt werden sollen, werden – je nach Wirtschaftsstruktur – unterschiedlich beurteilt. In Basel, Genf und Neuenburg werden die neuen Instrumente, insbesondere die Förderung von Forschung und Entwicklung, besonders begrüsst.

Ein Teil der Befragten hegt die Hoffnung, dass eine Senkung der ordentlichen Steuersätzen im Rahmen der USR III einen Wegfall der bisherigen fiskalischen Vergünstigungen kompensieren und die Unternehmen zum Verbleib in der Schweiz motivieren kann. Die Wirtschaftsvertreter in Bern und Zürich sind besorgt darüber, dass die USR III den interkantonalen Steuerwettbewerb weiter verschärfen könnte, da diese Flächenkantone über vergleichsweise wenig Steuersubstrat von Statusgesellschaften verfügen und eine markante Senkung der ordentlichen Steuersätze hohe Mitnahmeeffekte hätte. Zug befürchtet weitere Begehrlichkeiten von Nehmerkantonen im Zusammenhang mit dem Neuen Finanzausgleich (NFA), wenn diese zu substanziellen Steuersatzsenkungen gezwungen werden. Während Luzern in der momentanen Situation von voreiligen Anhebungen der ordentlichen Gewinnsteuersätze abrät, sind Senkungen in Genf in Planung und in Neuenburg sowie im Waadtland bereits Tatsache.

Verbesserte Verkehrsinfrastrukturen
Laufend optimierte Intakte Verkehrsinfrastrukturen sind für die Standortattraktivität aller Regionen essentiell. Stehen bei den eher städtisch geprägten Kantonen Kapazitätsengpässe im Zentrum, so wollen die flächenmässig grösseren und ländlich geprägten Kantone hauptsächlich innerkantonale Distanzen abbauen und periphere Gebiete besser integrieren. Fast alle Befragten nennen konkrete Projekte, mit denen die regionalen Infrastrukturen im öffentlichen wie auch individuellen Verkehr gestärkt würden. Einzig in der Zentralschweiz wird, von einem möglichen Durchgangsbahnhof und einem Autobahn-Bypass in Luzern abgesehen, kein dinglicher Handlungsbedarf artikuliert.

Digitalisierung als grösste künftige Herausforderung für die Wirtschaft
Mit Blick auf künftige unternehmerische Herausforderungen werden schweizweit insbesondere zwei genannt: Einerseits der rasante Wandel hin zu einer wissensbasierten Gesellschaft und der Zwang zur Innovation, andererseits die immer umfassendere Digitalisierung praktisch aller Wirtschafts- und Lebensbereiche, die heute unter anderem mit Begriffen wie Industrie 4.0 oder FinTech bezeichnet wird. (KPMG/mc/pg)

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