Lonza steigert Gewinn und schreibt Spezialchemie zum Verkauf aus

Mitarbeiterin an einer Fermentieranlage im Lonza-Werk Visp. (Foto: Lonza)

Basel – Lonza hat während der Corona-Krise Umsatz und Gewinn gesteigert. Das Unternehmen war lange auf zwei Beinen unterwegs – einem starken und einem schwachen. Jetzt will Lonza nur noch ein Pharmazulieferer sein. Für das Chemiegeschäft wird ein Käufer gesucht.

Interims-CEO Albert Baehny begründete den Schritt mit der in den letzten Jahren enorm gestiegenen Komplexität im Unternehmen. «Wir sind gleichzeitig eine kleine BASF und eine kleine Roche. Alles in der gleichen Firma», sagte Baehny am Freitag vor den Medien.

Mit der Trennung könne sich das Unternehmen voll und ganz auf seine Rolle als Produktionspartner der Pharma- und Biotechindustrie konzentrieren, sagte der Lonza-Chef. Im Grunde bereite man sich darauf vor, das zu tun, was die Basler Pharmagesellschaften schon vor 20 Jahren gemacht hätten.

Wurzeln gekappt
Lonza trennt sich damit von seinen Wurzeln. Das Unternehmen wurde 1897 in Gampel im Wallis am Ufer der Lonza gegründet, einem Nebenfluss der Rhone. Produziert wurden Calciumcarbid und Acetylen. Zehn Jahre später kam mit dem Umzug nach Visp zunächst Kunstdünger dazu. In die Biotechnologie stieg Lonza erst weitere hundert Jahre später ein.

Mittlerweile liefert das Segment Pharma Biotech & Nutrition (LPBN) den Löwenanteil zum Umsatz und zum Gewinn. LBPB, das unter anderem Pharmakonzerne mit Wirkstoffen für Medikamente beliefert, macht die Schwächen der Chemiesparte Lonza Specialty Ingredients (LSI) Jahr für Jahr jeweils mehr als wett.

Pharma-Verkäufe legen 6,6% zu
Das war auch während der Coronavirus-Pandemie der Fall. Im Pharmageschäft kletterten die Verkäufe um 6,6 Prozent auf 2,22 Milliarden Franken und der operative Gewinn um 9,7 Prozent auf 760 Millionen. Mit einer Marge von 34,1 Prozent ist es hochprofitabel.

Bei LSI gingen die Verkäufe hingegen um 4,7 Prozent auf 819 Millionen Franken zurück. Gut liefen in Coronazeiten Desinfektionsmittel oder Zusätze für Hygiene- und Körperpflegeprodukte. Die eher konjunkturabhängigen Geschäfte wie Elektronik und Automobil waren erneut mit einer schwachen Nachfrage konfrontiert.

Der operative Gewinn von LSI sank hingegen lediglich um 1,2 Prozent, was zu einer höheren Marge führte. Der Zeitpunkt ist daher nach Ansicht von Lonza «optimal» für einen potentiellen Käufer.

Insgesamt steigerte Lonza die Verkäufe um 3,3 Prozent auf 3,07 Milliarden Franken. Der starke Franken forderte allerdings seinen Tribut. In Lokalwährungen hätte Lonza 7,7 Prozent mehr eingenommen. Davon blieben 893 Millionen Franken als Betriebsgewinn vor Rückstellungen und Restrukturierungskosten, 7,9 Prozent mehr.

«Pandemietempo» für Impfstoff
Das aktuell prominenteste Projekt ist die Zusammenarbeit mit der US-Firma Moderna. Lonza soll den Wirkstoff für die begehrte Corona-Impfung herstellen, sobald sie auf den Markt kommt. Wie sich das in den Zahlen niederschlagen wird, ist aber noch offen.

Denn der Impfstoffkandidat befindet sich in der klinischen Entwicklung und hat noch verschiedene Hürden zu nehmen. «Jede Annahme zu den Umsätzen oder unserer Marge wäre unseriös», betonte Baehny.

Lonza und Moderna hatten ihre zehnjährige strategische Zusammenarbeit im Mai bekanntgegeben. Die Zusammenarbeit wurde seither im «Pandemietempo» vorangetrieben. Die erste Charge werde in gut einer Woche in einem US-Werk fertiggestellt, ein weiterer «Batch» aus dem Stammwerk Visp folge Ende September.

Guidance ist zurück
Die Zuversicht über den Geschäftsgang bei Lonza ist den letzten Monaten offenbar gestiegen. Das Unternehmen bekräftigt jedenfalls seine zu Jahresbeginn abgegebene Prognose für 2020. Im April noch hatte Lonza darauf verzichtet, die Guidance zu bekräftigen.

Demnach gilt wieder: Lonza will 2020 ein Umsatzwachstum über dem mittleren einstelligen Bereich erzielen sowie eine stabile Kern-EBITDA-Marge. 2019 lag die genannte operative Gewinnmarge bei 27,4 Prozent.

Die Börse reagierte auf ihre Art positiv. Die Lonza-Aktien büssten in einem deutlich negativen Gesamtmarkt nur 0,9 Prozent auf 563,20 Franken ein. Der Grund: Erst diese Woche hatten die Papiere mit 580,40 Franken den höchsten je bezahlten Kurs erreicht. Mit plus 60 Prozent in diesem Jahr wurde laut Händlern schon viel vorweggenommen. (awp/mc/pg)

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