Noch ein Alpentunnel: Bern und Wallis wollen Grimselbahn bauen

Grimsel-Pass

Grimsel-Pass: Ab 2025 statt mit dem Auto darüber mit dem Zug hindurch?

Bern – Ideen geisterten schon lange herum, nun wird das Projekt eines Bahntunnels durch die Grimsel konkret. Die Kantone Bern und Wallis haben dazu die nationale Stromnetzbetreiberin Swissgrid an Bord geholt. Sie will Starkstromleitungen durch den Bahntunnel ziehen.

Läuft alles nach Plan, soll ab 2025 eine Schmalspurbahn von Meiringen nach Oberwald im Goms führen. Kernstück des Projekts ist ein rund 22 Kilometer langer Bahntunnel ab Innertkirchen durch das Grimselmassiv, wie die Kantone Bern und Wallis, Swissgrid und die Grimselbahn AG am Donnerstag bekannt gaben.

Auf Berner Seite würden so Guttannen und die Handeck eine wintersichere Verbindung mit unterirdischer Haltestelle erhalten. Kreuzungspunkt der Züge wäre der Bahnhof Guttannen. Der Tunnel würde mit insgesamt neun Notnischen ausgestattet.

Dank der Erdführung der Stromkabel könnten in der von der Wasserkraftnutzung geprägten Grimsellandschaft bestehende Freileitungen abgebaut werden. Dies wäre dem Landschaftsbild zuträglich.

Geprüft wurde auch die Idee eines Scheiteltunnels von der Handeck aus, doch das Gebiet sei Naturgefahren ausgesetzt, was eine solche Verbindung im Unterhalt teuer gemacht hätte, wie Peter Teuscher, Verwaltungsratspräsident der Grimselbahn AG am Donnerstag vor den Medien ausführte. Teuscher war seinerzeit Chef der BLS Alptransit, die für den Bau des Lötschberg-Basistunnels verantwortlich zeichnete.

Touristischer Nutzen
Die Kantone Bern und Wallis sehen in dem Projekt einen touristischen Nutzen. Die Grimselbahn würde das Schmalspurnetz nördlich und südlich der Alpen verbinden. Das 850 Kilometer lange Streckennetz wäre dann eines der grössten weltweit und würde Tourismusregionen wie Montreux, Interlaken, Luzern, Andermatt und St. Moritz verbinden.

Die Projektverantwortlichen rechnen mit rund 400’000 Passagieren pro Jahr und einer Wertschöpfung für die Region von rund 5 Mio CHF. Die Bahn würde in der Region etwa 35 Vollzeitstellen schaffen.

Der Walliser Staatsrat Jean-Michel Cina, sprach am Donnerstag von einem «Leuchtturmprojekt», vergleichbar mit Pionierleistungen wie dem Bau der Jungfraubahn oder der Gornergratbahn.

Stromnetz verstärken
Die Netzbetreiberin Swissgrid auf der anderen Seite muss bis 2025 ihr Übertragungsnetz ausbauen, um dem steigenden Stromkonsum, dem Anschluss neuer Grosskraftwerke, der Versorgungssicherheit im Land und der angestrebten Energiewende Rechnung zu tragen.

Für Swissgrid ist die Leitung durch die Grimsel ein wichtiges Element in ihren Ausbauplänen. Sie möchte 2025 die auf 380 kV verstärkte Stromleitung zwischen Mettlen (LU) und Ulrichen (VS) in Betrieb nehmen.

Sowohl die Bahn wie auch die Netzbetreiberin könnten mit dem Tunnel durch die Grimsel ihre Bedürfnisse mit der gleichen Infrastruktur abdecken, betonten die Verantwortlichen. Und dies zu markant tieferen Kosten als bei einem Alleingang.

Würde nur der Kabelstollen von Swissgrid gebaut, kostete dies rund 490 Mio CHF kosten, rechnete Teuscher vor. Der Bahntunnel alleine würde mit 430 Mio zu Buche schlagen. Die Kosten für den gemeinsamen Tunnel werden nach einer ersten groben Schätzung auf 580 Mio CHF veranschlagt.

Dazu kommen noch geschätzte Projektierungskosten von 6 Mio CHF. Die Finanzierung des Bahntunnels soll über den Bahninfrastrukturfonds (FABI) erfolgen. Zu Quersubventionierungen zwischen Stromnetz und Bahn soll es nicht kommen, wie die Verantwortlichen betonten.

Zügig vorwärts
Eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Kantone Bern, Wallis und Uri sowie weiterer Partner belege, dass das Projekt realisierbar sei und Synergien zwischen Bahn und Stromleitungen sinnvoll seien.

Der Fels im Grimselgebiet sei durch die zahlreichen Kraftwerksbauten gut erforscht. Die kristallinen Gesteine des Aarmassivs eigneten sich für den Tunnelbau, führte der Verwaltungsratspräsident der Grimselbahn AG, Peter Teuscher, aus.

2018 wollen die Bahnverantwortlichen ein Konzessionsgesuch beim Bund einreichen.

Die Idee einer Bahnverbindung vom Oberhasli ins Goms ist nicht neu. Schon Ende des 19. Jahrhunderts gab es Pläne. Seither tauchten wieder mehr oder weniger konkrete Projekte auf. Realisiert wurden sie nie. Eine der Triebkräfte hinter dem jüngsten Vorhaben ist der pensionierte Meiringer Bauingenieur Ulrich Blatter. (awp/mc/ps)

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