Richemont leidet im ersten Halbjahr unter Margenschwund

Richemont-CEO Jérôme Lambert.

Genf – Die Richemont-Gruppe will mehr Schmuck und Uhren im Internet anbieten und absetzen. Zum Aufbau der digitalen Kanäle nehmen die Genfer viel Geld in die Hand. Das hat zusammen mit den Umbauten in Boutiquen und Investitionen ins Marketing auf die Marge gedrückt.

In dem im September zu Ende gegangenen Halbjahr fiel die Betriebsgewinn-Marge von Richemont überraschend deutlich von 16,6 auf 15,7 Prozent zurück, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Analysten hatten dagegen mit einer Steigerung gerechnet, schliesslich war die letztjährige Rechnung von Sonderkosten belastet worden.

Insgesamt stieg der Betriebsgewinn (EBIT) um 3 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro. Der Umsatz dagegen nahm um 9 Prozent 7,40 Milliarden zu, währungs- und akquisitionsbereinigte waren es plus 6 Prozent. Klammert man die Zahlen des neu geschaffenen Online-Bereichs aus, dann verbleibt gar nur noch ein Plus von 2 Prozent.

Aufbau des Online-Geschäfts
Finanzchef Burkhart Grund erklärte den Margen-Schwund an einer Telefonkonferenz mit einer Reihe von Massnahmen, mit denen die Gruppe reif für die Zukunft gemacht werden solle. So habe man beim Schmuckhaus Cartier Geld in die Shops oder ins Marketing gesteckt und bei den Online-Aktivitäten in Technologie, Logistik sowie in die Internationalisierung investiert.

«Wir haben vor einiger Zeit unser Geschäftsmodell analysiert und sind zum Schluss gekommen, dass die Online-Kanäle künftig eine wichtige Rolle in der Luxusindustrie spielen werden», sagte Grund. Nun sei man daran, die Firma auf das sich verändernde Marktumfeld auszurichten.

Vor allem am wichtigen chinesischen Markt macht die digitale Revolution auch vor der Luxusindustrie nicht Halt. Junge chinesische Konsumenten verlangen nach Online-Angeboten. Daher hat Richemont mit dem Tech-Riesen Alibaba die Plattform «Feng Mao» ins Leben gerufen. Seit September kann man da online auf das Angebot von «Net-A-Porter» zugreifen, das von Mode über Accessoires bis hin zu teuren Uhren reicht.

Der britisch-italienische Onlinehändler Yoox-Net-A-Porter gehört seit gut einem Jahr ganz zu Richemont und wurde mit der im Sommer 2018 übernommenen britischen Uhrenplattform Watchfinder.com in den neuen Bereich «Online Distributors» zusammengeführt. Dieser konnte im ersten Halbjahr zwar den Umsatz deutlich steigern, schreibt aber noch Verluste.

Risse im Schmuckgeschäft
Die wichtigste Stütze bei Richemont ist und bleibt aber das Geschäft mit Schmuckstücken und Uhren von Cartier und Van Cleef & Arpels. Deren Umsatz nahm im Halbjahr um 8 Prozent auf 3,74 Milliarden Euro zu, während die Uhrmacher mit Marken wie IWC oder Piaget nur auf ein Wachstum von 1 Prozent auf 1,57 Milliarden Euro kamen.

Doch auch im Schmuckgeschäft gibt es Risse. Die Marge bröckelte um 120 Basispunkte auf 32,6 Prozent ab. Nebst den Investitionen ins Verkaufsnetz machten dem Schmucksegment, wie auch den Uhrenverkäufern, die Unruhen in Hongkong zu schaffen. In der ehemaligen britischen Kolonie lassen sich im Luxusgütergeschäft traditionell höhere erwirtschaften als an anderen Standorten.

Während der Unruhen auf Hongkongs Strassen in den letzten Wochen und Monaten blieben viele Boutiquen teilweise geschlossen. Gleichzeitig sahen viele chinesische (Einkaufs)-Touristen von einer Reise in die Stadt ab. Als Folge schwächte sich das Wachstum in der Region Asien-Pazifik auf 5 Prozent ab. Vor Jahresfrist waren die Verkäufe dort noch um einen Fünftel in die Höhe geklettert.

In Europa legte Richemont derweil um 7 Prozent zu, allerdings nur dank dem Wachstum im Online-Bereich. Ähnlich präsentierte sich die Lage in Amerika, wo das Umsatzplus bei 6 Prozent zu liegen kam. Am besten lief das Geschäft in der separat geführte Marktregion Japan (+13%). Chinesen seien statt nach Hongkong zum Shoppen vermehrt in Länder wie Japan oder Südkorea gereist, hiess es. Zudem wachse der Absatz in Festlandchina ebenfalls zweistellig.

Aktie gibt deutlich nach
An der Börse zeigten sich die Anleger enttäuscht über den Zahlenausweis von Richemont. Die Aktie verlor am Freitag 5,7 Prozent auf 74,68 Franken. Vor allem die Wachstumsverlangsamung und die tieferen Margen wurden kritisiert. (awp/mc/pg)

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