Schweizer Exporte im Juni auf tiefem Niveau wieder gestiegen

(Bild: © Binkski / AdobeStock)

Bern – Der Schweizer Aussenhandel hat sich im Juni etwas vom Corona-Schock erholt. Die Folgen der Pandemie dürften aber noch lange anhalten, denn die aktuellsten Export- und Importzahlen sind noch weit vom bisherigen Niveau entfernt.

Im Juni verzeichnete die Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) Ausfuhren im Gesamtwert von 17,5 Milliarden Franken. Gegenüber dem Mai entspricht dies – um saisonale Effekte bereinigt – einem Plus von 6,9 Prozent. Real – also preisbereinigt – betrug der Anstieg sogar 7,9 Prozent. Ein Teil der durch die Coronakrise weggefallenen Exporte konnte also wieder wettgemacht werden.

Im gesamten zweiten Quartal nahmen die Exporte im Vergleich zum ersten, ebenfalls schon etwas von Corona beeinflussten ersten Quartal um 11,5 Prozent ab (real: -12,5%). Insbesondere die grossen Schwankungen der Exporte der Pharmaindustrie verfälschen das Bild aber. So stiegen deren Ausfuhren im März kurzzeitig markant an, weil zu Beginn der Corona-Krise vielerorts die Lagerbestände an Medikamenten aufgestockt wurden.

Nichtsdestotrotz zeigen die neben der Pharmaindustrie grössten und wichtigsten Exportbranchen der Schweiz fürs zweite Quartal wie bereits zu Jahresbeginn stark rückläufige Zahlen (Maschinenindustrie -13%, Präzisionsinstrumente -18%, Uhren -52%), im Juni allerdings im Monatsvergleich wieder anziehende Werte (Maschinenindustrie +2,6%, Präzisionsinstrumente +16%, Uhren +59%).

Gerade bei der Uhrenindustrie, die besonders stark von dem Auswirkungen der Corona-Pandemie getroffen wurde, zeigt sich aber, dass von einer Rückkehr zum bisherigen Exportniveau noch keine Rede sein kann.

Heuer bewegten sich die Uhrenausfuhren im Juni nämlich immer noch 35 Prozent unter dem Niveau von 2019. Das ist immerhin besser als noch im April und Mai, als das Minus gegenüber dem Vorjahr 80 respektive 70 Prozent betrug. In den zehn wichtigsten Absatzmärkten verzeichnete der Verband der Schweizer Uhrenindustrie (FH) aber doch erst in China für Juni höhere Absatzzahlen als noch im Mai.

Autoimporte auf dem Niveau von 1998
Bei den Importen war im Juni gemäss EZV-Statistik wie bei den Ausfuhren eine markante Erholung zu verzeichnen. So stiegen die Einfuhren im Vergleich zum Mai um 7,3 Prozent auf 14,7 Milliarden Franken (real: + 5,5 Prozent). Insbesondere beim Import von Autos wurden dabei wieder deutlich höhere Zahlen als im April und Mai registriert.

Über das ganze zweite Quartal betrachtet resultierte gegenüber dem Vorquartal aber dennoch ein Minus von 16 Prozent, was insbesondere auf rückläufige Importe von pharmazeutischen Produkten sowie extrem gesunkene Fahrzeugimporte zurückzuführen ist. Laut EZV waren die Autoimporte von April bis Juni so gering wie zuletzt Anfang 1998.

Überhaupt haben die coronabedingten Verwerfungen des Aussenhandels zu diversen Superlativen geführt, wie der am Dienstag verschickten Mitteilung der Zollverwaltung zu entnehmen ist. So war beim Aussenhandel insgesamt im zweiten Quartal die «stärkste saisonbereinigte Einbusse seit Jahrzehnten» zu sehen.

Handel mit Frankreich besonders unter Druck
Eindrücklich zeigen sich die Auswirkungen der Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie auch im Handel mit den Nachbarländern. Bei den nach Deutschland und den USA wichtigsten Absatzländern Italien und Frankreich wurde bei den Exporten im zweiten Quartal ein Minus von 21 respektive 29 Prozent registriert. Bei den Importen aus Frankreich betrug der Rückgang sogar 40 Prozent, bei jenen aus Italien 16 Prozent. Laut EZV wurde aus Frankreich seit 1997 in einem Quartal nie mehr so wenig in die Schweiz importiert wie jetzt, aus Italien seit 2001.

Insgesamt zeigte sich bei den Exporten aber der europäische Wirtschaftsraum mit einem Minus von 14,7 Prozent von den drei wichtigsten Absatzmärkten der Schweiz am robustesten (Asien -17%, Nordamerika -19%). Auffallend dabei ist aber, dass die Exporte nach China und Singapur, aber auch jene in den mittleren Osten, im Juni besonders stark anzogen.

Bei den Importen wiederum war im zweiten Quartal Asien als Beschaffungsmarkt mit einem Minus von 4 Prozent wesentlich geringeren Rückschlägen ausgesetzt als Europa (-18%) und Nordamerika (-23%). Insbesondere die Importe aus China zogen im Juni wieder sehr stark an und erreichten mit Waren im Wert von gegen 4,5 Milliarden Franken laut Angaben vom EZV einen neuen Rekord. (awp/mc/ps)

EZV

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