Schweizer Wirtschaft 2023 unterdurchschnittlich gewachsen

(Bild: Schlierner / Adobe Stock)

Bern – Die Schweizer Wirtschaft hat im vierten Quartal die internationale Konjunkturabschwächung gespürt und ist nur leicht gewachsen. Auch im Gesamtjahr 2023 blieb das Wachstum deutlich unterdurchschnittlich.

Das reale Bruttoinlandproduktes (BIP) in der Schweiz legte in der Periode von Oktober bis Dezember 2023 gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent zu. Damit habe sich das unterdurchschnittliche Wachstum des Vorquartals fortgesetzt, teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mit. Die Zahl lag im Rahmen der Schätzungen von Ökonomen, wenn auch am oberen Rand.

Die einzelnen Branchen und Verwendungskomponenten entwickelten sich laut Seco unterschiedlich. So ging etwa die Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe, also der klassischen Industrie, nach einem positiven Vorquartal leicht zurück, während etwa der Dienstleistungssektor von der weiteren Erholung des internationalen Tourismus profitierte.

Starke Verlangsamung im 2023
Nachdem die Zahlen für das vierte Quartal nun bekannt sind, hat das Seco auch eine erste Schätzung für das BIP-Wachstum im gesamten Jahr veröffentlicht. Und da zeigt sich ebenfalls ein klar unter dem Vorjahr liegendes und damit auch unterdurchschnittliches Wachstum. Gemäss der Schätzung wuchs das saison-, kalender- und sportevent-bereinigte BIP 2023 mit 1,3 Prozent und damit nur noch gut halb so schnell wie 2022 (2,5%).

In der bereinigten Berechnung werden die Lizenzeinnahmen für grössere Sportanlässe, die oft in der Schweiz anfallen, herausgerechnet. Ohne diese Bereinigung wäre der Rückgang von 2023 gegenüber 2022 gar noch deutlicher ausgefallen (0,7% nach 2,6%).

Die Zahlen sind allerdings noch mit Vorsicht zu geniessen. Da sehr viele Zahlen und Statistiken in die BIP-Rechnung einfliessen, kann es jeweils zu einem späteren Zeitpunkt noch zu grösseren Revisionen in die eine oder andere Richtung kommen.

Wie auch immer: An der klaren Verlangsamung im letzten Jahr dürfte sich nichts ändern. Diese stehe im Zusammenhang mit der Normalisierung im Nachgang zur Corona-Krise, begründet das Seco. Zudem habe das herausfordernde internationale Umfeld auf der konjunkturellen Entwicklung gelastet. Vor allem in Deutschland, dem wichtigsten Schweizer Handelspartner, stand oder steht die Wirtschaft praktisch still.

«Keine Insel»
Angesichts dessen zeigen sich Ökonomen von den hiesigen Zahlen nicht allzu beunruhigt. Der BIP-Zuwachs im vierten Quartal sei gar etwas besser ausgefallen als erwartet, meinte etwa Thomas Gitzel von der VP Bank, er sagt aber auch: «Die Schweiz ist keine Wachstumsinsel.» So könne sich die Schweizer Wirtschaft mit ihrem hohen Exportanteil von der schwachen Entwicklung in der Eurozone nicht abkoppeln.

Für Karsten Junius von Safra Sarasin sollten die Warnsignale ebenfalls nicht übersehen werden: Ausrüstungs- und Bauinvestitionen seien erneut rückläufig gewesen, meint er. Er folgert daraus auch, dass die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) mittelfristig wohl zu restriktiv ist.

Gemäss Alessandro Bee von der UBS dürfte die Zweitteilung der Wirtschaft, die man im letzten Jahr beobachten konnte – schwache Industrie, aber solider Konsum – auch das laufende Jahr 2024 charakterisieren. Die meisten Ökonomen erwarten denn auch ein ähnlich hohes BIP-Wachstum 2024 wie letztes Jahr.

BIP pro Kopf rückläufig
Auch wenn 2023 das Wachstum sich also deutlich verlangsamt hat, von Rezession scheint die Schweiz ziemlich weit weg zu sein. Deutlich schlechter sieht die Bilanz 2023 für die Schweiz allerdings aus, wenn man die BIP-Zahlen pro Kopf der Schweizer Bevölkerung unter die Lupe nimmt. Darin spiegle sich sowohl die Dynamik des BIP als auch die Entwicklung der Bevölkerung, schreibt das Seco dazu.

Und hier zeigt sich laut den ersten Schätzungen der Bundesökonomen für 2023 ein leichter Rückgang von 0,1 Prozent (sportevent-bereinigt). Neben der konjunkturell bedingten Abschwächung im letzten Jahr dürfte das Bevölkerungswachstum höher gewesen sein als in den Vorjahren, so das Seco. Es verweist dabei unter anderem auf die erhöhte Nettozuwanderung wegen der anhaltenden Nachfrage am Arbeitsmarkt. (awp/mc/ps)

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