Spuhler glaubt weiterhin an ÖBB-Auftrag

Peter Spuhler, VRP und CEO a.i. von Stadler Rail.

Bussnang – Der Konzernchef und VR-Präsident von Stadler Rail gibt sich zuversichtlich, dass der Ostschweizer Zugbauer den Auftrag der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) doch noch gewinnen kann. «Wir glauben nach wie vor, dass wir den Entscheid des Gerichts in zweiter Instanz drehen können», sagte Peter Spuhler im Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» (Ausgabe 13.10.).

Das österreichische Bundesverwaltungsgericht hat bekanntlich Stadlers elektronische Signatur nach einer Einsprache des Konkurrenten Alstom als nichtrechtsgültig bezeichnet. Darum ist der Vertrag mit für die Lieferung von 186 Doppelstockzügen im Wert von über 3 Mrd Euro nicht gültig.

Zwei Rekurse von Stadler, ein Rekurs von Alstom
Das entsprechende Rekurs-Verfahren gegen diesen Entscheid könnte aber lange dauern. Gemäss Spuhler hat ÖBB bei der Vergabe Alstom ausgeschlossen. Dagegen habe Alstom beim Bundesverwaltungsgericht Revision eingelegt. «Sollte das Gericht den Ausschluss von Alstom bestätigen, haben wir gewonnen». so Spuhler. Es gebe insgesamt drei Rekurse – zwei von Stadler und einen von Alstom. «Das kann in der Tat sehr lange dauern, aber eine Neuausschreibung dauert in der Regel auch zwei Jahre. Und ob dort dann wieder Rekurs eingelegt wird, wissen wir nicht. Es ist eine schwierige und verzwickte Situation», so Spuhler.

Auf die Frage, ob Stadler sich nochmals bewerben werde, wenn ÖBB den Auftrag neu ausschreibe, meinte der Firmenchef: «Jetzt legen wir erst einmal die Rekurse ein. Falls es zur Neuausschreibung kommt, werden wir sicher wiederteilnehmen. Die ÖBB will unsere Doppelstocktriebzüge.»

«Ganz gut unterwegs»
Grundsätzlich sei in diesem Geschäft ein «knallharter Wettbewerb», so Spuhler weiter. Es gebe immer wieder unvorhergesehene Situationen, wie die beiden Frankenschocks in den letzten zehn Jahren. «Da müssen wir reagieren, doch das kennen wir seit Jahren, auch schon vor Corona.» Stadler habe in den letzten beiden Jahren aber einen «sehr guten Job» gemacht. In der zweiten Hälfte 2020 habe man die EBIT-Marge wieder auf 7 Prozent steigern können.

Dass es dieses Jahr nur «über 6 Prozent» werden sollen, hat laut Spuhler mit den Pandemie zu tun. «Die Aufholaktion seit Corona hat Geld gekostet. Wir mussten neue Unterlieferanten suchen, weil die alten in Konkurs gegangen sind. Wir mussten gewisse Dinge umstrukturieren. Das sei «nicht gratis». Darum sei man vorsichtig bei der Prognose. Für einen Industriebetrieb sei man mit dieser Marge aber wieder «ganz gut unterwegs», und mittelfristig wolle Stadler 8 bis 9 Prozent erreichen. (awp/mc/pg)

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