Strompreise sinken 2012 im Schnitt um 2 Prozent

Zürich – Ein typischer Schweizer Haushalt muss im kommenden Jahr rund 20 CHF weniger für Strom bezahlen. Diese durchschnittliche Strompreissenkung von 2% hat der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) errechnet. Sie gilt auch für grössere Dienstleistungs- oder Gewerbebetriebe oder kleinere Industrieunternehmen. Die Preissenkungen würden durch günstigere Netznutzungstarife verursacht.

Dies schreibt der VSE in einer Mitteilung vom Montag. Grund dafür seien die reduzierten Kosten für Systemdienstleistungen. Diese betragen im kommenden Jahr 0,46 Rappen pro Kilowattstunde (kWh). In diesem Jahr belaufen sich die Kosten auf 0,77 Rappen/kWh. Auch die Abgabe für Strom aus erneuerbaren Energien, die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV), wird gemäss Entscheid des Bundesrats von letzter Woche auf 0,35 Rappen/kWh gesenkt. Zusammen mit dem neuen Zuschlag von 0,1 Rappen/kWh für den Gewässerschutz belaufen sich diese Abgaben 2012 auf 0,45 Rappen/kWh.

Grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Versorgern
Allerdings dürfen sich nicht alle Haushalte über tiefere Preise freuen: Es gebe grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Versorgungsunternehmen, heisst es weiter. Die Preisänderungen reichen von einer Vergünstigung von 10% bis zu einer Verteuerung um 10%. So seien beispielsweise die Gebühren auf Gemeindeebene nicht überall gleich hoch, sagte VSE-Sprecherin Dorothea Tiefenauer auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Solche Gebühren fallen etwa für individuelle Förderbeiträge für erneuerbare Energien an.

Strompreise auch 2012 unter dem langjährigen Durchschnitt
Auch müssten gewisse Elektrizitätsunternehmen für nächstes Jahr Sonderpreise nach oben anpassen. Dadurch entstünden ebenfalls Preisschwankungen. Ein Beispiel dafür ist Zürich: Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) hatte im Juni angekündigt, für 2012 den Bonus auf der Stromrechnung von 15% auf 7,5% zu senken. Insgesamt liegen die Strompreise in der Schweiz auch 2012 unter dem langjährigen Durchschnitt der 90er-Jahre. Der VSE erwartet aber für die Zukunft steigende Preise. «Die Strompreise sind sehr stark von politischen Entscheiden abhängig», sagte VSE-Sprecherin Tiefenauer mit Blick auf den anstehenden Entscheid im Ständerat zur Atomenergie.

Umfrage unter 25 Unternehmen
So brauche es beispielsweise für erneuerbare Energien bessere Netze. Das wiederum koste. Allein für Investitionen in das Hochspannungsnetz erwartet Swissgrid Kosten von sechs Milliarden Franken. Für den Um- und Ausbau der weiteren Netzebenen bis zu den einzelnen Haushalten hin würden noch weitere Milliarden anfallen, sagte Tiefenauer. Der VSE hat die Strompreise für 2012 durch eine Umfrage errechnet. Daran beteiligten sich 25 grössere Unternehmen, die rund 45% der gesamtschweizerischen Stromkunden versorgen. Voraussichtlich im September wird die Eidg. Elektrizitätskommission (ElCom) die Strompreise für 2012 für die ganze Schweiz bekanntgeben.

Strombranche offen für Umbau der Energieversorgung
Der VSE will aktiv am Umbau der Schweizer Energieversorgung mitarbeiten. Nach seiner anfänglichen Ablehnung des schrittweisen Ausstiegs aus der Atomenergie läutet er mit einem neuen Strategiepapier eine Kehrtwende ein. Der VSE nehme den Willen des Bundesrates und des Nationalrates zu einer energiepolitischen Wende zur Kenntnis, heisst es in dem Papier. «Wir wissen, dass die bestehenden Kernkraftwerke nicht durch die heutige Generation neuer Kernkraftwerke ersetzt werden», sagte VSE-Direktor Michael Frank am Montag gegenüber Schweizer Radio DRS.

«Ergebnis intensiver Diskussionen»
Das Strategiepapier sei ein «Ergebnis intensiver Diskussionen im Vorstand», hielt Frank fest. Dort seien durchaus auch unterschiedliche Interessen vertreten. Aber man habe sich geeinigt. Denn es könne aus Sicht des VSE nicht sein, dass ausgerechnet die Energiebranche beim Umbau der Schweizer Energieversorgung nicht beteiligt sei, sagte Frank. Der VSE strebt nach eigenen Aussagen einen möglichst breiten und klimaverträglichen Mix aus Band-, Spitzen- und Ausgleichsenergie an.

Erhöhung der Pumpspeicherkapazitäten
Darüber hinaus braucht es in der Schweiz gemäss VSE einen gezielten Ausbau der Wasserkraft und der weiteren erneuerbaren Energien sowie eine Erhöhung der Pumpspeicherkapazitäten. Weiter dürften als Übergangslösung auch Gaskombikraftwerke unumgänglich werden, schreibt der VSE. Ein komplettes Verbot der Atomenergie komme nicht in Frage. Ende Mai hatte der VSE «mit grosser Sorge» auf den Entscheid des Bundesrats für einen schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie reagiert. Er zeigte sich damals überzeugt, dass der Entscheid langfristig die Versorgungssicherheit der Schweiz gefährden werde und auch Auswirkungen auf die Umwelt und die Arbeitsplätze haben werde.  (awp/mc/upd/ps)

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