Sturm «Harvey» auch legt Schweizer Unternehmen lahm

ABB

(Foto: ABB)

Zürich – Die Auswirkungen des Wirbelsturms Harvey in der Region Houston hat diverse Schweizer Firmen zur Betriebsschliessung gezwungen. Da Houston der wichtigste US-Handels- und Produktionsstandort der Öl- und Chemieindustrie ist, trifft es Firmen in diesen Branchen besonders.

Beim Technologiekonzern ABB sind 600 Mitarbeiter betroffen. Vor Ort würden gruppeneigene Krisen-Teams eingesetzt, die sich um die Angestellten kümmern, sagte Mediensprecher Domenico Truncellito der Nachrichtenagentur sda. In der Krisenregion betreibt der Konzern ein Demo- und Trainingscenter sowie einen Vertrieb für lokale Kunden. Aus Sicherheitsgründen habe ABB diese nun geschlossen, wie der Mediensprecher sagte. Er bestätigte damit einen Bericht der «AZ Nordwestschweiz» vom Donnerstag.

Schäden an den ABB-Gebäuden in Houston seien bislang aber keine entstanden. Zudem befinden sich keine Produktionsanlagen des Konzerns in der Krisenregion. Neben dem internen Hilfsprogramm sei zudem eine Spendenaktion lanciert worden.

Betriebsaufnahme bei Panalpina
Der Logistikkonzern Panalpina hatte den Betrieb seiner Niederlassung in Houston aus Sicherheitsgründen Anfang der Woche eingestellt. Heute Donnerstag werde er wieder aufgenommen, teilte Panalpina am Donnerstag mit. Die Niederlassung habe Windschäden erlitten, sei aber trocken geblieben und am Strom angeschlossen, sagt Panalpina-Sprecherin Sara Vermeulen auf Anfrage der sda. Weil der Hafen von Houston geschlossen ist, hatte Panalpina den Kunden alternative Routen für ihre Warenkette angeboten. Das Unternehmen startete eine Sammelaktion, um Betroffene zu unterstützen.

Panalpina ist ein bedeutender Logistikanbieter für die Ölindustrie. Seit dem Wirbelsturm haben Konzerne wie Shell und ExxonMobil Raffinerien und Produktionsanlagen geschlossen.

Ineos und Huntsman betroffen
Zu den Chemiefirmen, die diverse Produktionsstätte herunterfahren mussten, zählt auch der 40 Mrd USD Umsatz schwere Chemiekonzern Ineos mit Sitz in Rolle VD. Ebenso schloss Huntsman, der designierte Fusionspartner des Chemiekonzerns Clariant, seinen Hauptsitz in der texanischen Millionenmetropole. Die Produktionsstätten in den betroffenen Gebieten sind laut Huntsman sicher eingestellt worden.

Explosion nach Evakuierung
Der französische Konzern Arkema hatte den Betrieb ihrer überfluteten Chemiefabrik in Crosby ausserhalb Houstons aus Sicherheitsgründen bereits letzten Freitag geschlossen. Auch die Anwohner im Umkreis waren bereits vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. Trotzdem kam es am Donnerstag zu zwei Explosionen.

Die in der Fabrik gelagerten Chemikalien müssten dringend gekühlt werden, warnte der Chef der US-Filiale, Kenneth Rowe, am Vortag. Das Wasser in der Fabrik stehe 1,80 Meter hoch, jegliche Stromversorgung sei ausgefallen, so dass eine Explosion nicht mehr zu verhindern sei. In der Arkema-Anlage wurden organische Peroxide produziert, die für die Herstellung von Plastik und von Pharmaprodukten verwendet werden.

Auch deutsche Chemie beeinträchtigt
Beeinträchtigt wurde auch die Produktion des deutschen Chemieriesen BASF in Texas ist. Am Verbundstandort in Freeport seien aufgrund von Engpässen bei der Rohstoffversorgung einige Anlagen heruntergefahren worden, erklärte eine Sprecherin des Chemiekonzerns. Der Standort in Port Arthur laufe derzeit mit reduzierten Kapazitäten. Dort betreibt BASF einen der weltgrössten Steamcracker – eine petrochemische Grossanlage, die aus Rohbenzin wichtige Ausgangsstoffe für die Kunststoffherstellung gewinnt.

Ebenfalls zu Standortschliessungen kam es beim deutschen Spezialchemiekonzern Evonik. Betroffen seien kleinere Werke in Pasadena und Deer Park mit insgesamt etwa 80 Mitarbeitern.

Benzin wird knapp
Wegen des Ausfalls von Raffinerien in Texas und Louisiana durch die vom Wirbelsturm «Harvey» angerichtete Flut wird in den USA das Benzin knapp. Dies treibt an den Terminmärkten die Benzin-Futures immer höher. Erstmals seit 2015 kostete eine Gallone (3,8 Liter) am Donnerstag 2 Dollar.

Mindestens 4,4 Millionen Barrel am Tag können derzeit nicht verarbeitet werden. Das entspricht etwa einem Viertel der gesamten US-Kapazitäten, wie Unternehmen und die Nachrichtenagentur Reuters schätzen.

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