Swatch leidet im H1 unter schwacher Nachfrage

Nick Hayek

Swatch-CEO Nick Hayek. (Foto: Omega)

Swatch-CEO Nick Hayek. (Foto: Omega)

Biel – Der Rückgang der Touristenzahlen in Europa und eine nach wie vor schwache Nachfrage am wichtigsten Absatzmarkt Hongkong verhagelt das Ergebnis der Swatch Gruppe: Der Gewinn sei im ersten Halbjahr um gut die Hälfte eingebrochen, warnte der grösste Uhrenkonzern der Welt am Freitag. Anleger reagierten geschockt: Die Aktie stürzte ab.

Man rechne mit einem Rückgang des Betriebs- und Konzerngewinns um 50 bis 60% im ersten Halbjahr, teilte die Swatch Gruppe mit. So hätten die Verkäufe in wichtigen Märkten wie Hongkong und in Teilen Europas, insbesondere in Frankreich und in der Schweiz gelitten. Das Geschäft in Festland-China habe sich dagegen positiv entwickelt. Dennoch dürfte der Umsatz im ersten Semester um rund 12% gesunken sein.

Im Zuge der Attentate in Frankreich und Brüssel sei der Tourismus hart getroffen worden, worunter auch die Verkäufe der Swatch Group leiden würden, sagte Sprecher Bastien Buss auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Viele Touristen würden ihre Europatour in Paris beginnen, sagte Konzernchef Nick Hayek der Nachrichtenagentur Reuters. In China habe sich dagegen das Geschäft positiv entwickelt.

Weit schlechter als befürchtet
Damit fallen die Swatch-Ergebnisse weit schlechter aus als befürchtet. Analysten hatten im Vorfeld zwar mit einem Umsatz- und Gewinnrückgang gerechnet, aber nicht in einem solchen Ausmass. Die Experten waren im Durchschnitt (AWP-Konsens) von einem Rückgang des Umsatzes um knapp 7% ausgegangen. Beim Betriebsgewinn (EBIT) hatten sie einen Taucher um 27% und beim Reingewinn um 22% geschätzt. Den definitiven Halbjahresabschluss veröffentlicht Swatch am kommenden Donnerstag, den 21. Juli.

Die ganze Luxusgüterbranche befindet sich seit einiger Zeit auf Talfahrt. Die Schweizer Uhrenexporte sackten im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um weitere 9,7% ab. Das war der zwölfte Monat mit einem Minus in Folge. Von Jahresbeginn bis Ende Mai schrumpften die Verkäufe insgesamt um 9,5% auf 7,83 Mrd CHF.

Kein Personalabbau
Allerdings ist der Verkaufsrückgang nicht die einzige Ursache für den Gewinneinbruch bei Swatch. Ein Grund sei auch, dass man die Mitarbeiter weiter beschäftige, obwohl zahlreiche Bestellungen annulliert worden seien, hiess es. Gemäss der Tradition und Philosophie der Swatch Gruppe betrachte man die Mitarbeiter nicht als blossen Kostenfaktor. Damit will der Konzern das Know-how an Bord halten.

Die Swatch Gruppe versicherte darüber hinaus, auch weiterhin in neue Produkte und ins Marketing investieren zu wollen. Preiserhöhungen würden nur sehr defensiv vorgenommen, hiess es weiter.

Hayek zuversichtlicher
Für die kommenden Monate zeigte sich Konzernchef Hayek zuversichtlicher: «Ich sehe nicht ein, warum das zweite Halbjahr nicht besser sein soll. Das hat nichts mit Hoffnung zu tun, das ist ein Fakt. Wie viel besser es sein wird, das werden wir sehen», sagte er zu Reuters.

Er erwarte Impulse von der besseren Entwicklung in China und den Chancen bei den Olympischen Spielen in Brasilien. Zudem sei der Trend in Spanien und Italien gut. Günstige Basiseffekte dürften auch helfen. «Wir haben im letzten Jahr ein schlechtes zweites Halbjahr gehabt.» Frankreich werde wahrscheinlich schwierig bleiben.

Bereits vor einem Jahr hatte der Konzern Federn lassen müssen: Bei einem Umsatz von 4,2 Mrd CHF hatte die Gruppe einen Gewinnrückgang um fast einen Fünftel auf 548 Mio ausgewiesen.

Anleger geschockt
Der deutliche Umsatzrückgang aber auch die «mitarbeiterfreundliche» Geschäftspolitik wird an den Finanzmärkten kritisch gesehen. «Ein solches Verhalten erinnert uns an (gänzlich) private Unternehmen, wo der Patron und/oder der Eigentümer nicht auf Kosten der Mitarbeiter sparen möchte, solange noch einigermassen vorzeigbare Gewinne und Cashflows erwirtschaftet werden. Die Publikumsaktionäre dürften hier eine etwas andere Optik haben», urteilte ein Analyst der Neuen Helvetischen Bank.

Die Swatch Group habe deutlich schlechter abgeschnitten, als das die Schweizer Uhrenexporte hätten erwarten lassen, so der Experte der Bank Vontobel. Er bezeichnete vor allem die Margenentwicklung als ein «Desaster». Und nun dürfte der Anschlag in Nizza den sowieso bereits belasteten Markt für Uhren- und Schmuckverkäufer zusätzlich verschlechtern, meinten Marktbeobachter.

Bis Börsenschluss geben die Inhaberpapiere um 8,0% auf 266,20 CHF ab, nachdem sie zunächst gar unter 250 CHF getaucht waren. (awp/mc/pg)

Exit mobile version