Swisscom überrascht mit höherem Gewinn

Urs Schaeppi

Swisscom-CEO Urs Schaeppi. (Foto: Swisscom)

Bern – Die Swisscom hat im ersten Halbjahr 2017 mehr Gewinn erzielt, obwohl der Umsatz leicht rückläufig war. Der Telekomkonzern verbesserte seine Rentabilität und profitierte von einer Entschädigung aus einem Rechtsstreit in Italien. Bei den Zielen für das Gesamtjahr nimmt das Management nun eine leichte Retusche vor.

Die Analysten waren sich im Vorfeld einig, dass die Swisscom für das erste Semester einen deutlich tieferen Gewinn ausweisen werde. Die grössten Pessimisten prognostizierten einen Rückgang von fast 8%. Tatsächlich lag der Reingewinn in der ersten Jahreshälfte aber 6,5% über dem Vorjahreswert bei 839 Mio CHF. Der operative Gewinn nahm derweil um 1,5% auf 2,26 Mrd zu, womit ebenfalls niemand gerechnet hatte. Auch bei dieser Kennzahl war unisono ein Rückgang prognostiziert worden.

Für dies überraschend guten Gewinnzahlen gibt es mehrere Gründe. Dem Unternehmen flossen aus einem Rechtsstreit in Italien 95 Mio EUR zu (VJ 55 Mio EUR). «Es ging um eine aussergerichtliche Einigung mit einem Konkurrenten», sagte Finanzchef Mario Rossi. In dieser Einigung sei auch festgehalten, dass keine weiteren Details veröffentlicht würden, fügte er an. Auch abgesehen davon steuerte die italienische Tochter Fastweb einen höheren Gewinn bei.

Zudem steigerte das Unternehmen im Hauptmarkt Schweiz die Profitabilität. So schraubte es wie geplant an den Kosten, was unter anderem zu einem Abbau von knapp 400 Stellen in der ersten Jahreshälfte führte.

Weniger Festnetztelefonie
Abgesehen davon gab es kaum Überraschungen. So verringerte sich der Umsatz um 1,4% auf 5,69 Mrd CHF. CEO Urs Schaeppi verwies auf den intensiven Wettbewerb im Hauptmarkt Schweiz. Hier ging der Umsatz mit Telekommunikationsdiensten denn auch um 2,3% zurück. Vor allem bei der Festnetztelefonie sei der Rückgang stärker als erwartet ausgefallen, räumte das Management ein.

Auf der anderen Seite stieg der Umsatz mit Bündelverträgen um 13%. Per Ende Juni hätten bereits 450’000 Kunden auf die neue Plattform inOne gewechselt, mit der die Kunden Angebote aus Mobilfunk, Festnetztelefonie, Internet und TV flexibel zusammenstellen können. Laut Schaeppi wurden damit die eigenen Erwartungen erfüllt. Zum Marktverschiebungen sei es allerdings nicht gekommen. Das Wachstum hielt auch im TV-Segment an, wobei dieses im zweiten Quartal aber deutlich geringer ausfiel als im ersten.

Gut lief das Geschäft in Italien, wo der Umsatz in der Berichtswährung Euro um 4,8% zunahm. Noch deutlicher war das Plus bei den Kundenzahlen. So steigerte Fastweb die Zahl der Kunden im Breitbandgeschäft um 6,8% und im Mobilfunksegment auf tiefer Basis um 45%.

EBITDA-Ziel leicht höher
Für das Gesamtjahr geht die Swisscom weiterhin von einem Nettoumsatz von rund 11,6 Mrd CHF und Investitionen von rund 2,4 Mrd aus. Angehoben wird dagegen die Prognose für den EBITDA: Hier rechnet das Management neu mit einem Betrag von rund 4,3 Mrd, was mit der Entschädigung in Italien begründet wird. Bisher wurden rund 4,2 Mrd in Aussicht gestellt. Falls die Ziele erreicht werden, soll der Generalversammlung eine unveränderte Dividende von 22 CHF pro Aktie vorgeschlagen werden.

Unter Druck ist die Swisscom bekanntlich im Bereich der TV-Live-Sportrechte. Es werde wohl so sein, dass einige wenige Eishockeyfans abwandern würden, meinte Schaeppi. Bekanntlich hat die Swisscom die entsprechenden Rechte an UPC verloren. Ob nun eine Preissenkung anstehe, wollte er nicht sagen.

An der Börse verloren die Swisscom-Valoren 0,5%, während der Gesamtmarkt (SMI) um 1% tiefer aus dem Handel ging. Abgesehen vom Gewinnwachstum seien die Zahlen im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, hiess es von Analysten. Der eine oder andere Punkt – zum Beispiel das stark schrumpfende Festnetzgeschäft – wurde zudem mit einem Stirnrunzeln notiert. (awp/mc/upd/ps)

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