Transocean verabschiedet sich von der Schweizer Börse

Jeremy Thigpen

Transocean-CEO Jeremy Thigpen. (Foto: National Oilwell)

Transocean-CEO Jeremy Thigpen. (Foto: National Oilwell)

Zug – Der Ölbohrkonzern Transocean will sich nach mehr als fünf Jahren von der Schweizer Börse verabschieden. Die Gründe für den Schritt werden nicht ausgeführt, Marktteilnehmer verweisen aber auf Kosteneinsparungen als Motiv. Die Aktie reagiert mit Abgaben.

Das Unternehmen mit Sitz in Zug will die Dekotierung von der Schweizer Börse SIX beantragen. Noch vor Jahresende wird mit der Zustimmung der Börsenbetreiberin gerechnet, wie es am Montag in einer kurzen Pressemitteilung heisst. Die Dekotierung soll dann im ersten Quartal 2016 erfolgen.

Transocean werde jedoch weiterhin an der New York Stock Exchange (NYSE) kotiert bleiben, heisst es weiter. Auch der Unternehmenssitz bleibe weiter in der Schweiz.

Kosteneinsparungen als Motiv?
Händler verweisen als Motiv auf Kosteneinsparungen und einen geringeren administrativen Aufwand bei einer Beendigung der Doppelkotierung. Das Vorhaben dürfte insbesondere von den institutionellen Investoren goutiert werden, schreibt der Analyst der ZKB. Kurzfristig sei jedoch mit einem erhöhten Verkaufsdruck zu rechnen.

So starteten Transocean denn auch am Montag im Minus und verlieren aktuell in einem schwächeren Gesamtmarkt (SMI -1,02%) um 2,7% auf 13,87 CHF.

Das Unternehmen hat in den vergangenen Quartalen umfangreiche Restrukturierungen vorgenommen, um die Kosten den veränderten Marktbedingungen anzupassen. Der anhaltend schwache Ölpreis sorgt für deutlich verminderte Aktivitäten der Mineralölkonzerne bei der Erschliessung neuer Vorkommen. Im vergangenen Jahr musste Transocean Abschreibungen von mehreren Milliarden US-Dollar vornehmen und begann damit, die Flotte durch Verkäufe von Bohrschiffen oder Verschrottung zu vermindern.

Auf IPO folgte Deepwater Horizon
Der Börsengang des Unternehmens in der Schweiz am 20. April 2010 fiel mit einer der grössten Katastrophen in der Geschichte der Ölindustrie zusammen. Nur wenige Stunden nach dem IPO explodierte im Golf von Mexiko die Transocean-Plattform Deepwater Horizon, die vom Ölkonzern BP für einen Einsatz im Ultra-Tiefsee-Bereich geleast wurde. Dabei kamen elf Arbeiter ums Leben.

Das aus einem Leck in 1’500 Metern Tiefe ausströmende Öl führte zur schwersten Umweltkatastrophe dieser Art im der Geschichte. Das Bohrloch konnte erst Mitte Juli, also knapp drei Monate später, vollständig versiegelt werden. Die finanziellen und juristischen Folgen des von Transocean als «Macando Incident» bezeichneten Unglücks wurden erst vor wenigen Monaten fast vollständig beigelegt.

Aktienkurs -85% in fünfeinhalb Jahren
Die Kursbilanz von Transocean seit 2010 fällt ernüchternd aus. Der erste Kurs der Aktie kam bei 95,20 CHF zu Stande. Im Juni 2010 wurde die Aktie in einem schnellen Verfahren in den SMI aufgenommen. Das Deepwater Horizon-Unglück liess die Aktie innert weniger Tage auf rund 50 CHF absinken.

Nachdem klar wurde, dass die finanziellen Folgen vor allem BP belasten würden, erholte sich der Kurs zeitweise wieder bis auf ein Niveau vom 75 CHF. Ab Mitte 2011 bis Anfang 2014 pendelten Transocean in einer Spanne zwischen 50 und knapp unter 40 CHF. Mit dem Sinken des Ölpreises, der ab Mitte 2014 zunächst die 100 USD-Marke nach unten durchbrach und seitdem auf das derzeitige Niveau von rund 40 USD zurückging, ging es auch für Transocean weiter bergab. Der Schlusskurs am vergangenen Freitag lautete 14,26 CHF.

Mit der Dekotierung von der Schweizer Börse ist Transocean ein weiteres prominentes Unternehmen, dass sich aus der Schweiz zumindest teilweise zurückzieht. So hatte das Erdöl-Serviceunternehmen Weatherford im Juni 2014 die Verlegung des Hauptsitzes von Zug nach Irland beschlossen und sich zuvor bereits von der SIX und der Euronext in Paris dekotieren lassen. (awp/mc/upd/ps)

Exit mobile version