55’000 Neugründungen: Ausländische Firmengründer, KI und Handwerk treiben Rekordjahr

(Bild: © Tierney / AdobeStock)

Winterthur – Im zu Ende gehenden Jahr 2025 wird die Schweiz mehr Neugründungen verzeichnen als je zuvor: Hochgerechnet wurden 55’279 Unternehmen neu ins Handelsregister eingetragen – ein Zuwachs von rund 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders Gründer aus Norwegen und Grossbritannien entscheiden sich im Zuge der restriktiveren Steuerpolitik in ihren Ländern vermehrt für die Schweiz. Auch KI sorgt für Wachstum. Dies zeigen die aktuelle Auswertung und Hochrechnung per Ende 2025 der Online-Plattform Startups.ch.

Noch im Juni ging Startups.ch davon aus, dass sich die Gründungsaktivität 2025 angesichts des von Unsicherheit geprägten Umfelds auf dem Niveau des Vorjahrs stabilisieren würde. Die Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte fiel jedoch deutlich dynamischer aus als erwartet.

Schweiz profitiert von internationalem Zulauf
Ein wesentlicher Treiber ist dabei der starke Anstieg von Firmengründungen durch Ausländer. Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer entscheiden sich dafür, Teile ihres Geschäfts – zunehmend aber auch das gesamte Unternehmen – in die Schweiz zu verlagern.

«2025 sehen wir besonders viele Gründungen aus Grossbritannien und Norwegen», sagt Michele Blasucci. Dies ist eine Reaktion auf die geänderte Steuerpolitik in ihren Heimatländern. In Norwegen sind es die Erhöhung der Unternehmens- und Vermögenssteuer sowie die Ausweitung der Steuerbasis, im Vereinigten Königreich ist es etwa der deutlich erhöhte Körperschaftsteuersatz. «Die Schweiz wird vor diesem Hintergrund verstärkt als ‘safe haven’ wahrgenommen», so Michele Blasucci.

Zentralschweiz legt kräftig zu – Genf als internationaler Magnet
Das internationale Interesse spiegelt sich auch regional wider. Die Zentralschweiz verzeichnete mit +14,2 Prozent das stärkste Wachstum aller Regionen. Besonders deutlich sticht Zug (+19,9 %) hervor, das sowohl steuerlich als auch regulatorisch zu den attraktivsten Standorten für internationale Gründer zählt.

Auch der Kanton Zürich verzeichnete einen erfreulichen Zuwachs (+7,1 %) und wird per Ende Jahr knapp 10’300 Neugründungen ausweisen. Die Romandie entwickelte sich ebenfalls robust (+2,9 %), wobei Genf (+7,2 %) als international vernetzter Standort besonders von ausländischen Firmengründungen profitiert.

KI schafft neue Nachfrage statt Verdrängung
Ein weiterer Treiber der Gründungsdynamik ist das Bauwesen, wie die von Startups.ch intern erhobenen Daten zeigen. Der Bedarf der Immobilienbranche nach Experten aus dem Bau-, Elektro- und Sanitärbereich über den Innenausbau bis hin zu spezialisierten Handwerksdienstleistungen ist gross. «Viele Handwerker profitieren davon, dass ihre Arbeit nicht durch KI ersetzt werden kann», sagt Michele Blasucci.

Parallel dazu zeigen sich strukturelle Verschiebungen innerhalb der Gründungslandschaft. Neugründungen im Bereich Konsumgüter und Handel gingen zurück. Gleichzeitig entstanden zahlreiche neue Unternehmen in den Bereichen IT, Consulting und insbesondere KI-nahe Dienstleistungen.

«Bevor es wegen KI Verlierer geben wird, gibt es viele Gewinner», so Michele Blasucci. «Die Einführung von KI erfordert zunächst zusätzliche Ressourcen – Berater, Fachkräfte und Partner, die bei der Implementierung helfen. Genau hier entstehen derzeit viele neue Geschäftsmodelle. Die Unternehmen sind jedoch erst am Lernen und müssen herausfinden, wofür und wie sich der Einsatz von KI tatsächlich lohnt. Derzeit scheitert die überwiegende Mehrheit der KI-Projekte», gibt Michele Blasucci zu bedenken. Für die Startup-Branche insgesamt zeigt er sich für 2026 vorsichtig optimistisch. (Startups.ch/mc/pg)

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