Maurice Bork über die Kraft der Eigenverantwortung, mentale Blockaden und warum es nie zu spät ist, neu zu starten. Was unterscheidet Menschen, die ihr Potenzial ausschöpfen, von denen, die nicht von der Stelle kommen? Diese Frage stellt sich Maurice Bork, Spiegel-Bestseller- Autor und Host des Nr. 1 Podcasts zum Thema Erfolg, seit Jahren.
In seinem neuen Buch „Erfolg ist kein Zufall“, das am 20. August erscheint, verdichtet er die Erkenntnisse aus über 350 Gesprächen mit aussergewöhnlich erfolgreichen Persönlichkeiten. Seine These: Erfolg ist keine Frage von Glück, sondern von bewussten Entscheidungen und einem radikalen Perspektivwechsel.
Ein zentrales Thema des Buchs ist Eigenverantwortung. Maurice Bork darüber, warum dieser Begriff oft missverstanden wird, wie man Ausreden meidet und was es braucht, um ins Handeln zu kommen.
Herr Bork, Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Erfolg viele Gesichter hat. Welche Rolle spielt dabei die Eigenverantwortung?
Eine zentrale. Ich würde sogar sagen: Ohne Eigenverantwortung ist kein nachhaltiger Erfolg möglich. Wer anderen Menschen oder äusseren Umständen die Schuld für das fehlende Vorankommen gibt, gibt gleichzeitig die Kontrolle über sein eigenes Leben ab. Erfolg beginnt, wo Ausreden enden und wo wir bereit sind, Verantwortung für unser Denken, Handeln, kurzum: unser Leben zu übernehmen.
Das klingt konsequent. Aber viele Menschen fühlen sich durch äussere Umstände – wie z. B. wirtschaftliche Krisen oder private Belastungen – ausgebremst. Ist das nicht verständlich?
Natürlich, und ich will gar nicht kleinreden, dass uns das Schicksal übel mitspielen kann. Aber die entscheidende Frage ist doch: Wie lange bleiben wir im Opfermodus und was tun wir, um die Kontrolle zurückzuerlangen? Wir leben in einem Land vieler Möglichkeiten. Wer sich ausschliesslich auf das konzentriert, was nicht geht, wird nie in seine volle Kraft kommen. Eigenverantwortung bedeutet nicht, dass alles einfach wird, aber es bedeutet, dass wir nicht stehen bleiben, uns nicht mit Unzulänglichkeiten abfinden.
Können Sie ein Beispiel geben, was Eigenverantwortung im Alltag bedeutet?
Es beginnt im Kleinen. Statt zu sagen „Ich habe keine Zeit“, frage ich mich: „Wie priorisiere ich meine Zeit?“ Statt zu klagen „Mein Chef motiviert mich nicht“, frage ich: „Wie kann ich mich selbst motivieren oder mich beruflich neu orientieren?“
Verantwortung zu übernehmen heisst, ehrlich mit uns selbst zu sein. Und das ist logischerweise unbequem, aber auch extrem befreiend.
Und was sagen Sie zu Menschen, die denken, sie seien zu alt oder es sei „zu spät“?
Sie erliegen einem Irrtum. Erfolg kennt kein Alter, das ist auch ein eigenes Kapitel, gleich zu Beginn meines Buchs Entscheidend ist, dass ich heute bereit bin, Verantwortung zu übernehmen. Ob ich 15, 25 oder 65 bin, spielt keine Rolle: Der richtige Zeitpunkt, um erfolgreich zu werden, ist jetzt. Jeder kann heute den ersten Schritt unternehmen; wer das Gegenteil behauptet, belügt sich selbst.
Wie unterstützt Ihr Buch konkret auf diesem Weg?
Es geht mir nicht nur um wissenschaftliche Theorie, sondern vor allem darum, dass meine Leserinnen und Leser ins Tun kommen. Deswegen finden sie am Ende jedes Kapitels zunächst eine Zusammenfassung, anschliessend folgen konkrete Handlungsempfehlungen, mit denen sie den den Erfolgsfaktor in ihr Leben integrieren können. Denn Wissen stiftet nur dann einen Wert, wenn es auch angewendet wird.
Sie haben über 350 Gespräche geführt. Gab es ein Erlebnis, das besonders gut zeigt, was passiert, wenn jemand volle Verantwortung übernimmt?
Ja, und solche Geschichten ziehen sich durchs ganze Buch. Besonders bewegt hat mich eine Frau, die nach einer gescheiterten Ehe und der Kündigung plötzlich mit zwei Kindern allein dastand und sagte: „Ich kann jetzt entweder zusammenbrechen oder etwas aufbauen.“ Sie hat sich weitergebildet, klein angefangen, ein Unternehmen gegründet. Heute gibt sie anderen Frauen Workshops zur beruflichen Neuorientierung. Das ist gelebte Eigenverantwortung: nicht darauf warten, dass sich die Umstände ändern, sondern selbst zum Gestalter werden.
Sie sprechen auch darüber, wie wichtig es ist, Denkmuster zu hinterfragen. Was meinen Sie konkret damit?
Viele Menschen leben mit inneren Überzeugungen wie: „Ich bin nicht gut genug“,
„Ich bin zu alt“ oder „Das funktioniert nur bei anderen“. Diese Glaubenssätze steuern uns unbewusst und blockieren unsere Entwicklung. Im Buch beschreibe ich
Methoden, mit denen man diese Denkfallen identifizieren und verändern kann. Zum Beispiel handelt ein Kapitel über das Selbstwertgefühl, einem stark unterschätzten Erfolgsfaktor, der sich obendrein auf einen anderen Erfolgsfaktor auszahlt: die Resilienz. Ich zeige, dass wir, wenn wir unser Selbstwertgefühl stärken, gleichzeitig auch resilienter werden.
Klingt nach einem psychologischen Prozess, mehr als nach einem klassischen Erfolgsratgeber.
Ganz genau. Ich wollte kein Buch schreiben, in dem es nur heisst: „Tu dies, lass jenes.“ Sondern eines, das Menschen in erster Linie hilft, sich selbst besser zu verstehen. Die Kombination aus Tiefgang und Anwendungsorientiertheit war mir wichtig. Am Ende war ich selbst überrascht, wie psychologisch das Buch geworden ist.
Herr Bork, was wünschen Sie sich, was Leserinnen und Leser nach der Lektüre Ihres Buchs anders machen?
Ich wünsche mir, dass sie den Mut finden, sich nicht länger hinter Ausreden zu verstecken. Dass sie verstehen: Jeder von uns hat mehr Einfluss auf sein Leben, als er glaubt. Es geht nicht um Perfektion, es geht um Bewusstheit, Ehrlichkeit und Eigenverantwortung. Wenn wir unsere Haltung verändern, dann ist Erfolg keine Frage des Zufalls mehr, sondern eine logische Folge der dieser Haltung.
*Das Buch „Erfolg ist kein Zufall“ von Maurice Bork erscheint am 20. August im Handel und ist ab sofort vorstellbar.