Ein «Schrittmacher» fürs Gehirn

PD Dr. med. Lukas Imbach, Medizinischer Direktor Epileptologie an der Klinik Lengg (rechts) und PD Dr. med. Lennart Stieglitz, Stellvertretender Chefarzt an der Klinik für Neurochirurgie und Leiter Funktionelle Neurochirurgie am Universitätsspital Zürich. (Bild: EPI)

Zürich – Was wie Science Fiction klingt, hilft vielen Menschen mit Epilepsie. Wenn herkömmliche Behandlungen nicht die gewünschten Resultate bringen, hilft die Methode der «Tiefen Hirnstimulation». Dabei wird die Epilepsie minimalinvasiv durch elektrische Stimulationen gemildert. Vor allem schwere und gefährliche epileptische Anfälle können so vermieden werden. Die Methode wird am Schweizerischen EpilepsieZentrum an der Klinik Lengg in Zürich intensiv erforscht und bringt erfreuliche Resultate. Zürich ist mit der Methode international an vorderster Front aktiv im Kampf gegen die Epilepsie engagiert.

Zürich – Mit der «Tiefen Hirnstimulation» übernimmt das Schweizerische Epilepsie-Zentrum in der Erforschung der Epilepsie eine führende Rolle in Europa. «Minimalinvasive Eingriffe sind zwar Operationen, aber mit sehr tiefem Risiko für die Betroffenen», bekräftigt Lukas Imbach, Direktor Epileptologie an der Klinik Lengg in Zürich. Von allen Epilepsie-Zentren der Schweiz verfügt Zürich über die meisten Patienten, welche mit der Methode nachhaltig behandelt werden konnten.

Hohe Spezialisierung
Elektroden werden unter Vollnarkose ins Gehirn eingeführt und implantiert. Die Stimulation des Gehirns mit diesen Elektroden verändern die Hirnsequenzen mit dem Ziel, dass die beschädigten Hirnregionen keine epileptischen Fehlschaltungen mehr verursachen. Konkret handelt es sich um eine hochspezialisierte Methode mit einem schrittmacherähnlichen Gerät, genannt «Neurostimulator», das elektrische Impulse erzeugt und im oberen Brustbereich implantiert wird. Von diesem Gerät aus verlaufen Leitungen direkt unsichtbar unter der Haut, welche mit den Elektroden verbunden werden. Mit einem tragbaren Programmiergerät wird der Neurostimulator schliesslich angesteuert. Die Epilepsie wird dadurch im Schweregrad gemildert und im Langzeitverlauf positiv beeinflusst. Die aktuelle Forschung am Schweizerischen Epilepsie-Zentrum in diesem Bereich zielt auf eine verbesserte und personalisierte Anwendung der tiefen Hirnstimulation – im Sinne von «precision medicine». Und verbessert damit die Lebensqualität von Epilepsiebetroffenen.

Das Schweizerische Epilepsie-Zentrum arbeitet für die operativen Eingriffe in einem Kooperationsverbund eng mit der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsspital Zürich USZ und mit dem Zentrum für Epileptologie und Epilepsiechirurgie (ZEE) der Klinik Lengg zusammen. Das Zentrum wurde 2015 gegründet und vereint die Expertise des Universitätsspitals Zürich, des Schweizerischen Epilepsie-Zentrums an der Klinik Lengg und des Universitäts-Kinderspitals Zürich zu einem Kompetenzzentrum mit internationaler Ausstrahlung.

Im Gegensatz zur klassischen Epilepsiechirurgie, bei welcher irritiertes Hirngewebe entfernt oder durchgetrennt wird, sind die Auswirkungen der neuen Methode vollständig rückbildungsfähig und für die Betroffenen mit nur sehr geringen Risiken verbunden, welche jede Operation theoretisch mit sich bringen kann. (EPI/mc/ps)

PD Dr. med. Lukas Imbach ist Medizinischer Direktor des Schweizerischen Epilepsie-Zentrums an der Klinik Lengg in Zürich, dem grössten Kompetenzzentrum für Epilepsie und andere anfallsartige Erkrankungen der Schweiz. Die Klinik Lengg wird getragen von der Schweizerischen Epilepsie-Stiftung und der Stiftung Zürcher RehaZentren.

Die Schweizerische Epilepsie-Stiftung (EPI) (www.swissepi.ch) ist ein eigener Mikrokosmos mitten in Zürich und erbringt mit ihren Betrieben auf gemeinnütziger Basis Dienstleistungen im Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen. Im Zentrum der Stiftung stehen seit der Gründung 1886 Menschen mit Epilepsie oder anderen neurologischen Erkrankungen. Die Stiftung setzt sich für deren Integration in der Gesellschaft ein. Das Areal ist zudem ein öffentlicher Begegnungsort und zertifizierter Naherholungsraum. Ein Restaurant, eine Gärtnerei mit Laden, eine Kirche, eine Bibliothek und eine Apotheke ergänzen das breite Angebot der EPI. Rund 1’000 Mitarbeitende sind für die EPI im Einsatz.

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